Kann mir jemand von euch erklären was genau a priori und a posteriori sind?

3 Antworten

Hallo,

Ich versuche es mal auf das Grundlegende zu beschränken.

- Urteile sind Aussagesätze, denen eine Subjekt-Prädikat-Struktur zu Grunde liegt: z.Bsp.: „[Der Mann] [ist 47 Jahre alt]“ -> [Subjekt] [Prädikat]

- Man unterscheidet zwischen Urteilen „a priori“ -„a posterioriundanalytisch“ - „synthetisch sowie den Kombinationen aus diesen.

- Urteile a priori (vom lat. a priore - „vom Früheren her“ -> im vorhinein) sind Urteile, über deren Wahr- oder Falschheitsgehalt man unabhängig von Erfahrung eine Aussage machen kann, da sie immer und mit Notwendigkeit gelten. Z. Bsp.: „Alle Kreise sind Rund“ oder „Alle Jungesellen sind unverheiratete Männer“ (beides populäre Beispiele). 


Man braucht kein zusätzliches Wissen über den speziellen Kreis oder den besonderen Jungesellen zu haben, um beide Sätze als notwendig wahr zu erkennen, da alles andere einen (logischen) Widerspruch bedeuten würde.

- Urteile sind analytisch, wenn das [Subjekt] die Aussage des [Prädikats] bereits enthält. Durch das [Prädikat] wird nichts neues (/anderes) über das Subjekt gesagt - Sie beinhalten keine Erkenntnis. („Kreis“ ist als „rund“ definiert, ist er nicht (mehr) rund, ist er auch kein Kreis (mehr))

- Die zuvor genannten Beispiele sind analytische Urteile a priori, da sie einerseits immer notwendig gelten müssen (= a priori) und sich ihre Wahrheit aus der Formulierung selbst ergibt (= analytisch). Diese Kombination fällt meist zusammen!


- Urteile a posteriori (vom lat. a posteriore - „vom Späteren her“ -> im nachhinein) sind Urteile, bei denen nur auf Grundlage von (zusätzlichem Wissen aus) Erfahrung eine Aussage über den Wahrheitsgehalt des Urteils gemacht werden kann. 


Im Grunde sind das all die Urteile, die eben nicht a priori sind.
Oben gegebenes Beispiel: „Der Mann ist 47 Jahre alt“. Das 47-Jahre-alt-sein, ist (gewöhnlich) nicht in der Definition von „Mann“ enthalten, also kann ich nur sagen ob das wahr oder falsch ist, wenn ich zusätzliches Wissen - also Erfahrung - über den Mann habe.

- Urteile sind synthetisch, wenn (anders als bei analytische Urteilen) das [Prädikat] etwas neues über das [Subjekt] aussagt, das noch nicht durch das [Subjekt] selbst bekannt war. (Erkenntnisgewinn) 

- Das Beispiel ist ein synthetisches Urteil a posteriori, da es eine neue Aussage über etwas macht, was das [Subjekt] selbst nicht schon offenbarte (= synthetisch) und sein Wahrheitsgehalt nur auf Basis von Erfahrung bewertet werden kann (= a posteriori). 


Diese Kombination dürfte wohl bei den meisten Aussagesätze vorliegen.
noch ein Beispiel hierzu: „Der Hund hat einen weißen Fleck am Ohr.“ Das [Prädikat] („hat…am Ohr.) ist nicht im [Subjekt] („Hund“) enthalten und ob die Aussage wahr oder falsch ist, kann nur gesagt werden, wenn man die nötige Erfahrung (bzw. das Wissen) hat.

- Nun zu den anderen Kombinationen: 
Analytische Urteile a posteriori gibt es nicht! Wenn etwas bereits durch die eigene Grammatik bewiesen wird, kann Erfahrung keine Voraussetzung mehr sein.

Synthetische Urteile a priori sind allerdings etwas, das Kant beschäftigt hat. Es geht ihm um die Frage, ob man Urteile formulieren kann, die (frei von Erfahrung) notwendig gültig sind, ohne dass aber die Formulierung dies diktieren würde.


In meinen Augen wird es hier recht schwammig. Kant führt unter anderem mathematische Beispiele an: „5+7=12“.


Der „Satz“ ist notwendig wahr, das ist offensichtlich. 5+7 kann nichts anderes als 12 sein. Niemals. Damit wäre er a priori. 
Allerdings beinhaltet weder die „5“, noch die „7“, noch die „Summe“(..+..=..), für sich genommen die „12“. Damit wird in dem Satz also etwas ausgesagt, was nicht durch die einzelnen Bestandteile schon impliziert wird. So wäre der Satz also auch synthetisch.

Naja, 




Ich hoffe dir hilft das schon mal.


schönen Gruß

Zephyr711  05.03.2017, 12:08

Wichtig ist, dass bei apriorischen Urteilen kein Gegensatz ohne logischen Widerspruch denkbar ist; Bei aposteriorischen Urteilen hingegen ist ein Gegensatz denkbar (auch wenn wenn es unwahrscheinlich ist.

Beispiel dazu: "Alle Steine fallen nach unten." Es ist durchaus ohne Widerspruch denkbar, dass mal ein Stein nicht fällt (wie gesagt unwahrscheinlich, aber denkbar.) Wohingegen ich mir bei "alle grauen Steine sind grau." keinen Fall denken kann, bei dem es nicht zutrifft. Ein grauer Stein wird (im Hinblick auf sein Grau-sein) immer grau sein (andernfalls wäre er kein "grauer Stein" mehr).

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bennikersche 
Fragesteller
 05.03.2017, 15:50

Danke Dir das war schon sehr hilfreich. Jedoch bleibt mir die Frage nach den synthetischen a priori noch offen.. Könnte es nicht vielleicht auch etwas mit dem Glaube zu tun haben? Zum Beispiel mit der Aussage "Gott ist allmächtig". Dies kann nicht auf Erfahrung basieren es hat ja schließlich noch niemand Gott gesehen und deshalb ist dieser Satz schon mal a priori. Mit dem Wort "allmächtig" wird er jedoch nicht klar definiert. (Allmächtig im Sinne von gut oder böse?) Ich könnte mir vorstellen, dass dabei die Metaphysik und die metaphysischen Scheinsätze Carnaps eine große Rolle spielen. Was meinst du dazu? Danke nochmals für die rasche Antwort.

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Zephyr711  06.03.2017, 04:38
@bennikersche

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich Zeit gefunden habe. Tut mir Leid.

Wenn ich Carnaps Position noch richtig im Kopf habe, wäre der Satz „Gott ist allmächtig.“, da er ein metaphysischer ist, ein sinnloser Satz, was hier nur soviel bedeutet, dass er nichts über die Welt aussagt.
Der Satz ist weder synthetisch noch analytisch, denn er schafft weder Erkenntnis, noch ist er aus sich selbst heraus schlüssig. Auch kann über seine Wahr- oder Falschheit keine Aussage gemacht werden, da er keine Notwendigkeit beinhaltet und es auch keine Erfahrung geben kann, die die Bewertung (ob wahr oder falsch) möglich machen würde.
Metaphysische Sätze fallen demnach auch nicht unter die apriorischen oder aposteriorischen Urteile. Es sind „Scheinsätze“ (= ohne echte Aussage).

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Das kommt aus dem Lateinischen: "prior" = "früher", "vor"; "posterior" = "später", "hinter". (Priorität, der Prior (Vorsteher); Postscriptum (Nachgeschriebenes))

"a priori" - "von vornherein; "a posteriori" - "im nachhinein"

A priori, durch bloße Vorstellung etwas sich ausdenken, etwas überlegen, a posteriori stützt sich hingegen auf gewonnene Erfahrung7en. Ersteres ist ein Gütezeichen eines bloßen Theoretikers, sofern es zu viel auftaucht, Letzteres zeichnet den Praktiker aus.