Kann man jemanden lieben auch wenn man nie wirklich von seiner eigenen Familie akzeptiert und geliebt wurde?

Ja kann man, denn man selber hat ja auch ein Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit.

Bei mir ist es zuhause auch so gewesen. Mein Bruder stand dank seiner Behinderung immer im Mittelpunkt. Er war die Scheibe um der sich alles zu drehen hatte. Ich musste funktionieren. Meine Mutter hat mich nie umarmt oder getröstet. Ich bekam nie ein Küsschen von ihr. Mein Vater war zwar in der Familie anwesend, aber an der Erziehung nicht beteiligt. Meine Eltern wurden von ihren Eltern erzogen die mit der braunen Pädagogik groß geworden sind und das hat auch noch in meine eigene Erziehung mit rein gefunkt.

Ich selber wurde Erzieherin. Ich erinnere mich noch an mein erstes Praktikum. Vor mir stand an Kind, heulte, streckte mir die Arme entgegen und ich wusste nicht was ich machen sollte. Die Praxisanleiterin damals sagte dann, na du musst das Kind schon mal hochheben und knuddeln. Für mich war das völlig neu. Heute bin ich 20 Jahre in dem Beruf, habe gelernt Gefühle zu zeigen und auch in meiner eigenen Beziehung läufts super was die Gefühle betrifft. Ich musste das aufholen.

Es klappt, aber man braucht Leute die einen da auch fordern, sonst bleibt man an Klotz...

Ja, klar. Die Liebesfähigkeit von Menschen ist erstaunlich.

Hilft aber innerlich mit den eigenen Kindheitserfahrungen abzuschließen und das nicht auf den Partner zu projizieren. Ein Partner ist nicht dafür da die Therapeutenrolle einzunehmen.

Natürlich, man ist doch sein eigener Herr und entscheidet somit selber wie man sein Leben gestalten will. Man es es nur zulassen und wollen. Dann wird das schon.