Kann der Mensch uneigennützig handeln?
Ich versuche mir oft Situationen vorzustellen, in denen ein Mensch nicht eigennützig handelt, aber ich kann mir keine vorstellen. Beispielsweise Mutter Theresa... wenn sie nicht das getan hätte, was sie getan hat, wäre sie dann glücklicher gewesen? Menschen, die anderen helfen, tun das letztlich, weil sie sich dadurch glücklicher fühlen. Ehrenwert bleibt es natürlich trotzdem, weil das was sie glücklich macht, anderen hilft.
Ich denke es ist uns Menschen einfach nicht möglich uneigennützig zu handeln, solange wir bewusst handeln.
Als ich das letztes Jahr im Abi in der mündlichen Religionsprüfung erzählt habe, haben mir die Lehrer zwar gesagt, dass es nicht stimmt, aber haben mir nicht gesagt, warum es nicht so ist.
Was sagt ihr dazu?
23 Stimmen
21 Antworten
Es war m. E. mutig, einen solchen Ansatz in einer Abi-Prüfung zu bringen. Ich hoffe, Du hast dafür keine Punktabzüge bekommen, sondern bist rein nach der Argumentationsweise benotet worden!
Denn gerade in Religionen (ich will nicht behaupten, das betreffe pauschal jedes Religionsmodell, aber es betrifft definitiv nicht allein die christliche Religionstradition) ist das altruistische Handeln ein hoch angesehenes Idealbild vom Menschen – womit Du Dich gerade in der Prüfungssituation auf einen hochbrisanten Auslegungstreit eingelassen hast!
In Kurzform: Ja, es steht als Ziel ein ebenfalls nicht unbedingt selbstloses, aber sozial ausgerichtetes, also an den Gemeinschaftsinteressen stärker als an Individualinteressen ausgerichtetes Weltmodell dahinter. Der "Profit" (oder besser: der Ertrag!) des uneigennützig handelnden Menschen ist wohl eher ausgerichtet an der gelegentlichen, auf kleine Einzelereignisse fußende Bestätigung seines Weltmodells.
Aber dabei muss man nun wiederum bedenken, dass der Altruist nur in unserem und vergleichbaren Gesellschaftsmodellen als Sonderling erscheinen kann! Denn unter den Bedingungen des einfachen, ursprünglichen und bedingungslos den Regeln der Evolution unterworfenen Lebens bedarf die kleine menschliche Gesellschaft des überwiegend dem Gemeinwohl geopferten Handelns, um dem Individuum einen Überlebensvorteil zu bieten!
In unserem Gesellschaftsmodell aber lässt sich weitestgehend jede Inanspruchnahme von Hilfe Dritter entindividualisieren (heißt: erkaufen). Als Folge dessen kann sich Egoismus in reinsten Formen ausbilden, weil die soziale Kontrolle sowohl innerhalb der Massengesellschaft, als auch durch die Abstrahierung der Gegenseitigkeit (mittels Geldes) die Herauslösung aus der sozialen Kontrolle erst ermöglicht!
Der Mensch hat immer die Wahl, sich für oder gegen sich zu entscheiden.
Manchmal hat man Glück und die Entscheidung für sich ist auch eine für andere. Manchmal hat man Pech und diese Entscheidung für sich ist eine gegen andere... Max Weber sagt: "Ich kann nicht handeln, ohne schuldig zu werden."
Denn im in deinem Beispiel geht es ja darum, dass mann einfach anderen hilft , des Helfens willen, danach erfreut man sich an dem Resultat des Helfens und es stellt sich Glück und Zufriedenheit ein. Man hat sich das aber nicht VORHER bewusst gemacht, sondern zum Beispiel ganz spontan dem Nachbarn geholfen die Wäsche für ihn zu waschen, weil seine Waschmaschine kaputt gegangen ist. Man hilft also spontan und ohne Berechnung und DANACH stellt sich erst eventuell das Glücksgefühl ein.
Das ist uneigennützig.
Eigennützig wäre, wenn ich mir ganz bewußt klar werden lasse, wenn ich helfe macht es mich glücklich, darum helfe ich, damit ich mich danach glücklich fühle....ich denke das ist eher selten, dass ein Mensch darum so handelt und hilft.
Ich denke ersteres Beispiel kommt viel häufiger vor und ist ein Beweis dafür, dass Menschen uneigenützig handeln können.
Falsch, dass ist nicht immer so, solche Hilfshandlungen geschehen meist ganz spontan und intuitiv, ohne dass man sich vorher was überlegt. Auch wenn du es nicht glauben magst, es gibt viele Dinge die ein Mensch macht, ohne dass er sich vorher über den Ausgang Gedanken gemacht hat. Es gibt ja auch Bauchmenschen und Kopfmenschen.
Selbst, wenn ein Mensch nur Gutes tut, dann tut er sich selbst damit gut. Es ist ein gutes Gefühl, jemandem geholfen zu haben, das kennt doch fast jeder.
sämtliche Nonnen in einem Kloster handeln uneigennützig sonst wären sie dort fehl am Platz. Sie folgen Christus nach, der auch uneigennützig gehandelt hat
In dem Moment, in dem man sich dafür entscheidet ihm zu helfen, wägt man ab und entscheidet sich für das was einem selbst zufriedener stellt.
"Was passiert, wenn ich helfe, was passiert wenn ich nicht helfe.
Wenn ich nicht helfe, bin ich ein egoistischer Sack und hab es mit ihm versaut, da muss ich wohl helfen."
Alles unterbewusst in dem Moment.