Jakob Van hoddis "weltende" Typisches Gedicht des Expressionismus?
Hallo, ich hoffe ein paar Literatur begeisterte anzutreffen die mir oben genannte Frage, mit Erklärunge beantworten können (:
Ich arbeite an einer Ausarbeitung der Epoche und des Autors im Zusammenhang mit seinem Gedicht und Versuche oben gestellte Grundfrage zu lösen.
Ich selber würde es mit ja beantworten, würde mich aber gerne noch von anderen Meinungen überzeugen lassen oder auf Zustimmung treffen (:
"Jain" nehme ich auch (;
LG
1 Antwort
Ich habe zwar das Gedicht gerade nicht im genauen Wortlaut vor mir, würde aber sagen: ja. Sowohl das Thema ist typisch für die Zeit (u.a. auch Nachwirkung des Fin de siecle) als auch die ausdrucksvolle Sprache (u.a. Verdinglichung: "gehen entzwei", Personifikation: "steigt die Flut" - beides drückt die Ohnmacht der Menschen vor der allmächtigen Naturgewalt aus, die durch Wind und Wasser wiedergegeben wird).
Das Besondere ist auch, dass der Rhythmus klanglich den Inhalt verstärkt:
"...steigt die Flut". : steigend durch männliche Kadenz
"Die Eisenbahnen fallen von den Brücken." fallend durch weibliche Kadenz; hierbei sind zudem noch gleiche Endungen ("Homoioteleuta") auffällig
Insgesamt liegt auch eine Klimax zwischen erster und zweiter Strophe vor, denn zunächst scheint man von den Katastrophen nur aus der Zeitung zu lesen und ist dann später überrascht vom Einbrechen der Flut, die nach meiner Erinnerung auch durch einen Zeilensprung ("die wilden Meere hupfen") spürbar gemacht wird.
Auf den ersten Blick mutet es seltsam an, dass die Strophen regelmäßig wirken, aber im Expressionismus wird häufig eine feste Strophenform (sogar Sonette) gewählt, um innerhalb dieser scheinbaren Ordnung ebendiese an ihre eigenen Grenzen geraten zu lassen.
Teilweise weist das Gedicht aber auch außergewöhnlich groteske bzw. komische Züge auf, und zwar durch die scheinbar ungeordnete und unverbundene Zusammenstellung verschiedener Phänomene: "die wilden Meere hupfen" (klingt verharmlosend) und das fast lächerliche "die meisten Menschen haben einen Schnupfen" (neben einem Zugunglück).
Der erste Vers könnte in etwas verfremdender Weise eine Anspielung auf das Spießbürgertum darstellen ("spitzer Kopf" = wenig Hirn ???, "Hut" = der einzige vermeintliche Schutz des deformierten Hirns).
So weit ich weiß, ist von van Hoddis ansonsten kein anderes Gedicht bekannt geworden als dieses außergewöhnliche.
Ich hoffe, hiermit auf die Schnelle etwas weitergeholfen zu haben.
Ich danke für deine ausführliche Antwort (; hilft mir auf jeden Fall weiter und fühle mich in meiner Arbeit bestätigt (: