Ist Psychologie überhaupt eine anerkannte Wissenschaft?

10 Antworten

Da die Psychololgie auf Philosophie, Statisiken und anderen nicht unbedingt ernst zu nehmenden Elementen aufbaut, kann und wird es nie eine exakte Wissenschaft sein. Deshalb ist "Psychologe" bei uns in der Schweiz, wie auch in den meisten mir bekannten Ländern, kein geschützter Titel und wird es wohl auch nie werden. Philosophie: alles nur Theorien, die zum Teil von psychisch gestörten Individuen aufgestellt wurden. Statistiken: damit kann ich alles beweisen, von dem ich überzeugt bin, aber wenn ich Lust habe, auch das Gegenteil. Ein guter Psychologe wird man nicht allein duch das Studium solch zweifelhafter Gebiete oder zum Teil total abstruser und mittlerweile durch die Praxis widerlegter Theorien von geistig verwirrten Kokainabhängigen und Sexbesessenen wie z.B. Sigmund Freud, sondern hauptsächlich durch die Praxis. Und die bekommen wir in der Regel durch Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Intuition, gelebte Nächstenliebe und ähnlichen unwissenschaftlichen Dingen. Manch einer, der über diese Fähikeiten und Erfahrung verfügt, musste schon feststellen, dass ihm sein Philsophie-, Theologie- usw.Studium nichts gebracht hat. Manche mussten sogar feststellen, dass z.B. das Studieren und in die Praxis Umsetzen des Buches "Das Enneagramm" von Richard Rohr und Andreas Ebert (ISBN 3-532-62088-X) sie erst befähigte sich selbst und ihre Mitmenschen richtig zu sehen, zu analysieren und zu verstehen, sowie die richtige Lösung anzubieten. Und das ist nur eine der besseren und/oder studienbegleitenden Möglichkeiten. Psychologie ist keine anerkannte Wissenschaft!

Tobias87  16.03.2010, 19:57

Statistik ist ein Datenauswertungswerkzeug, die mit mathematischer Präzision gegebene Daten behandelt - nichts mehr und nichts weniger. Wenn man viel interpretieren kann, dann, weil die Wirklichkeit komplex ist und/oder manche Leute den Unterschied zwischen Korrelationen und Kausalbeziehungen nicht begreifen - aber das kann man dann doch nicht der Statistik zum Vorwurf machen.

Zum Vorwurf, dass Philosophie "nur Theorien" seien, ist zweierlei zu sagen: Erstens heißt Theorie jedes System miteinander verknüpfter, empirisch prüfbarer und/oder logisch notwendiger Aussagen, und es gibt falsche und richtige Theorien - deine Antwort ist m. A. n. bspw. eine falsche Theorie über die Wissenschaftlichkeit der Psychologie. Der zweite Widerspruch basiert i. T. auf dem ersten und sagt, dass (richtige) Theorien von enormem Erklärungswert sind (bspw. erklärt die Schwerkraftstheorie jede Fallbewegung auf der Erde und anderen Planeten), in der Praxis sehr positive Konsequenzen haben (bspw. medizinische Theorien) und drittens unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt einfach deshalb wichtig sind, weil Menschen ihr Handeln an dem ausrichten, wovon sie überzeugt sind - darum gilt: Was Menschen als real definieren, ist in seinen Konsequenzen real.

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thiovontaralon  16.03.2010, 21:03
@Tobias87

Genau so real wie Farbenblindheit. Trotzdem bleibt rot rot und grün bleibt grün. Statistik: Es können nur vorhandenen Daten ausgewertet werden. Welche ausgesucht werden, bestimmt z.B. der, der damit etwas beweisen will. Äusserst zweifelhafte Methode! Was Deine Ausführung über Theorie betrifft, muss ich Dir im Grossen und Ganzen zwar recht geben, musste leider aber in der Praxis immer wieder feststellen, dass die Fehlerquote selbst bei genauester Einhaltung wissenschaftlicher Regeln gerade in der Psychologie zu hoch ist. Hier geht es aber nicht bloss um Farben etc. sondern um Menschen und deren Wohlbefinden. Betrachte also meine Aussage mal unter diesem Aspekt.

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sfz82  18.03.2010, 11:58
@thiovontaralon

Schönes Bild! Denn wer Psychologie studiert hat weiß, dass "rot" und "grün" eben keine physikalisch-objektiven Konzepte sind. Das wir einen bestimmten Ausschnitt des elektromagnetischen Strahlungsspektrums überhaupt als Farben kategorisieren liegt nicht an dessen vermeintlicher physikalischer Besonderheit, sondern an unserer Sinnesphysiologie. Das betrifft sowohl die selektive Wahrnehmung eben dieses Ausschnittes als auch seine Unterteilung in (physikalisch vollkommen willkürliche) Kategorien. Auch das wir z.B. polychromatisches Licht – also Zusammensetzungen mehrerer Wellenlängen – nicht von monochromatischem unterscheiden können, begründet sich nicht in darin, dass sie physikalisch nicht zu unterscheiden wären, sondern – ja, richtig: in unserer Sinnesphysiologie. Soviel zu Rot und Grün, psychologischer Unbelesenheit und epistemologischer Naivität.

Zum Vorwurf der selektiven Untersuchung. Die Anzahl möglicher Experimente und Studien ist potentiell unbegrenzt, das Handeln wissenschaftlicher Akteure hingegen schon. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass immer nur ein Teil der denkbaren Untersuchungen durchgeführt wird, was prinzipiell auch das sich jeweils ergebende Gesamtbild verzerren kann. Natürlich. Willkommen in der Realität wissenschaftlichen Handelns. Aber das ist selbstverständlich ein Problem jeder empirischen Wissenschaft (und genau genommen auch der nicht-empirischen). Wieso sollte das die Psychologie in besonderer Weise betreffen? Gleiches gilt für den Quantenphysiker und den Biochemiker.

(tbc...)

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sfz82  18.03.2010, 11:59
@thiovontaralon

Zur Verwechslung von Psychologie mit klinischer Psychologie. Seit ihren Anfängen versteht sich Psychologie als die Wissenschaft menschlichen Erlebens und Verhaltens. Das schließt krankhafte Phänomene zwar ein, beschränkt sich aber keinesfalls auf diese. Und genau das zeichnet die Psychologie aus und unterscheidet sie von z.B. psychiatrischer Forschung.

Zur Verwechslung von Wissenschaft mit Naturwissenschaft. Ist ein Archäologe kein Wissenschaftler? Ein Historiker? Romanist? Sinologe? You name it. Das spannende an der Psychologie ist, dass sie bedingt durch ihren Untersuchungsgegenstand zur Begegnungsfläche von Geistes- und Naturwissenschaft wird. Es geht immer wieder um den Versuch die objektiv fassbaren Rahmenbedingungen subjektiven Erlebens und Verhaltens mit empirischen Methoden zu erforschen. Und je nach Fragestellung sind diese empirische Methoden auch naturwissenschaftlicher Art: Psychophysik, Elektrophysiologie, Magnet-resonanztomographie, -enzepahlographie, Verhaltensgenetik, Biochemie, Neuroanatomie, usw..

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sfz82  18.03.2010, 12:01
@thiovontaralon

Schönes Bild! Denn wer Psychologie studiert hat weiß, dass "rot" und "grün" eben keine physikalisch-objektiven Konzepte sind. Das wir einen bestimmten Ausschnitt des elektromagnetischen Strahlungsspektrums überhaupt als Farben kategorisieren liegt nicht an dessen vermeintlicher physikalischer Besonderheit, sondern an unserer Sinnesphysiologie. Das betrifft sowohl die selektive Wahrnehmung eben dieses Ausschnittes als auch seine Unterteilung in (physikalisch vollkommen willkürliche) Kategorien. Auch das wir z.B. polychromatisches Licht – also Zusammensetzungen mehrerer Wellenlängen – nicht von monochromatischem unterscheiden können, begründet sich nicht in darin, dass sie physikalisch nicht zu unterscheiden wären, sondern – ja, richtig: in unserer Sinnesphysiologie. Soviel zu Rot und Grün, psychologischer Unbelesenheit und epistemologischer Naivität.

Zum Vorwurf der selektiven Untersuchung. Die Anzahl möglicher Experimente und Studien ist potentiell unbegrenzt, das Handeln wissenschaftlicher Akteure hingegen schon. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass immer nur ein Teil der denkbaren Untersuchungen durchgeführt wird, was prinzipiell auch das sich jeweils ergebende Gesamtbild verzerren kann. Natürlich. Willkommen in der Realität wissenschaftlichen Handelns. Aber das ist selbstverständlich ein Problem jeder empirischen Wissenschaft (und genau genommen auch der nicht-empirischen). Wieso sollte das die Psychologie in besonderer Weise betreffen? Gleiches gilt für den Quantenphysiker und den Biochemiker.

tbc...

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sfz82  18.03.2010, 12:10
@sfz82

argh! Scheiß Zeichenlimit!

Zum Bashing (in der Hoffnung, dass jemand, der so mit Federhandschuhen um sich wirft auch ein Echo ritterlich nehmen kann): Ganz offensichtlich haben wir es hier mit einer grandiosen Kombination von Ignoranz und ihr zum Trotz empfundener Kompetenz zu tun. Die Verwechslung von Psychologie mit Psychoanalyse (Freud war im übrigen Mediziner), die offenbar vollständige Unkenntnis psychologischer Forschung und das gleichzeitig empfunden Gefühl ein Urteil über sie abgeben zu können – könnte das alles nicht etwas damit zu tun haben, dass sich in deinem Heimatland jeder Psychologe nennen darf, der mal das Enneagramm gelesen hat?

Falls tatsächliches Interesse an der Psychologie als wissenschaftlicher Disziplin bestehen sollte, empfehle ich das Schnuppern in die Fachliteratur, z.B. hier: http://www.allpsych.uni-giessen.de/karl/pdf/42.nrn.pdf . Ein Aufsatz einer meiner ehemaligen Professoren zu – ja, genau – Farbwahrnehmung. Bei mangelnden Englischkenntnissen kann man sich zumindest die Beschreibung einiger laufender Forschungsvorhaben zu Gemüte führen (indem man auf den Teil des links nach „.de“ verzichtet). Sollte kein tatsächliches Interesse an der Psychologie als wissenschaftlicher Disziplin bestehen – nevermind. Aber dann empfehle ich auch dringend, die eigene Unkenntnis anzuerkennen anstatt sich Urteile anzumaßen. En guarde!

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sfz82  18.03.2010, 12:12
@sfz82

ok, dass war ein misslungener versuch das zeichenlimit zu umgehen...

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thiovontaralon  23.03.2010, 23:46
@sfz82

Danke und sorry, dass ich Dir erst jetzt antworte. Du hast Dir wirklich Mühe gegeben. Und ja, ich kann ein Echo ritterlich hinnehmen. Bin sogar froh, dass es hier tatsächlich Leute mit Sachverstand gibt und nicht nur jene, die sich mit ihren Antworten einfach nur einen "Scherz" erlauben. Manchmal braucht es halt Provokation, um das rauszufinden. Aber ich glaube, dass ich das einem Menschen wie Dir wohl kaum erklären muss! Nochmals vielen Dank für Deine Mühe. Das war wirklich super! Nur noch eine kleine Bemerkung am Rande. Es heisst "Fehdehandschuh" und nicht "Federhandschuh". Kommt von "Fehde" und nicht von "Feder"! Aber das zu erklären habe ich im Moment weder Lust noch Zeit. Sorry! Kannst es aber bei Wikipedia nachlesen. http://de.wikipedia.org/wiki/Fehdehandschuh . Es grüsst Dich herzlich Thio von Taralon

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MissMarplesGown  10.02.2015, 17:09
@thiovontaralon

Bin sogar froh, dass es hier tatsächlich Leute mit Sachverstand gibt und nicht nur jene, die sich mit ihren Antworten einfach nur einen "Scherz" erlauben. Manchmal braucht es halt Provokation, um das rauszufinden. Aber ich glaube, dass ich das einem Menschen wie Dir wohl kaum erklären muss!

Ein knackiger Abwehrmechanismus, sorry. Ebenso die "Korrektur" des Fehdehandschuhs - an einer Stelle, an der es doch um das Wissen um "Sinn und Wesen" von Psychologie ging - und wer dies erfasst und wer eher nicht.

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Es ist zwar interessant, dass in der Schweiz der Titel Psychologe nicht geschützt ist, hier in Österreich ist er an ein Hochschulstudium gebunden und alles was auf der Universität gelehrt wird, ist wohl im engeren Bereich eine Wissenschaft.

Das man allerdings in der Psychologie heute die Grundbasis, nämlich Psycho heisst griechisch Seele vergessen hat und daher nicht mehr in der Lage ist, wirkliche Ergebnisse zu erzielen, dass kann man nicht der Psychologie sondern ausschliesslich den Psychologen vorwerfen.

Unser menschlicher Verstand arbeitet nach bestimmten Kriterien. Wie Naturgesetze in anderen Wissenschaften findet man in der menschlichen Psyche auch Gesetzmäßigkeiten, manche sehr eindeutig und manche wie in anderen Wissenschaften auch umstritten, auch viele Theorien eben, aber auch viele Experimente die psychologische Theorien untermauern.

Es ist bei manchen Menschen vielleicht nicht so angesehen weil sie die Konfrontation mit ihrem Ich scheuen. Denn schafft man es sich intensiv objektiv zu betrachten stellt man nicht selten die Ursachen fest wieso man früher und gegenwärtig diese und jene Ansichten vertrat und wieso man dies und jenes getan hat.

So manche Ideologie bzw. Streit um Wahrheit entpuppt sich dabei als die Folge von Erziehung und Einfluss der sozialen kulturellen Umgebung.

Ganz einfaches Beispiel ist die Religion, die wenigsten Menschen glauben an das Christentum weil sie sich damit sachlich beschäftigt haben, sie sind damit aufgewachsen und ihre Psyche hat das angenommen um sich in die Gruppe zu integrieren, denn evolutionär führt diese Eigenschaft zu besseren Gruppenintegration und damit zu besseren Überlebenschancen.

Und so was wollen viele nicht glauben und wehren sich gegen solche psychologische Erkenntnisse.

Ist ein Archäologe kein Wissenschaftler? Ein Historiker? Romanist? Sinologe? You name it. Das spannende an der Psychologie ist, dass sie bedingt durch ihren Untersuchungsgegenstand zur Begegnungsfläche von Geistes- und Naturwissenschaft wird. Es geht immer wieder um den Versuch die objektiv fassbaren Rahmenbedingungen subjektiven Erlebens und Verhaltens mit empirischen Methoden zu erforschen. Und je nach Fragestellung sind diese empirische Methoden auch naturwissenschaftlicher Art: Psychophysik, Elektrophysiologie, Magnet-resonanztomographie, -enzepahlographie, Verhaltensgenetik, Biochemie, Neuroanatomie, usw...

Natürlich steckt die Psychologie als empirische Wissenschaft noch in ihren Kinderschuhen (mit ca. 150 Jahren). Aber gerade das macht sie so spannend. Die Geschwindigkeit in der neue, entscheidende Methoden entwickelt werden und Durchbrüche gelingen nimmt immer noch zu. Die Herangehensweise ist dabei zwar tendenziell pragmatisch und die Ergebnisse oft eher qualitativer Natur. Der Trend geht allerdings mehr und mehr zu Modellen, die mathematisch ausformuliert werden und deren Vorhersagen dann testbar sind. s. auch http://xkcd.com/435/

klar ist das eine wissenschaft, es wird schließlich geforscht, auch wenn die psychologie nicht immer exakt ergründbar ist, da der mensch ein zu komplexes wesen ist und jeder mensch anders denkt und handelt... dennoch stellen sich ja muster heraus und anhand dieser lassen sich methoden zur prävention und intervention entwickeln...