Ist Napoleon Bonaparte ein schlechter oder ein guter Herrscher?

Ich denke man kann Napoleon Bonapartes Persönlichkeit und auch seine Motivation nicht in zwei Worten zusammenfassen. So, wie man eigentlich keinen menschen zusammenfassen kann.

Einerseits hatte er natürlich dieses Macht- und Expansionsstreben, anderererseits hat er Europa dadurch auch vereinigt. Er hat einheitliche Maße eingeführt und mit dem Code Civil auch ein anständiges Bürgerliches Gesetzbuch. Napoleons Eroberungen waren ein erster Schritt zur Deutschen Einheit, dementsprechend wäre es falsch zu sagen er hat Deutschland zerstört oder wollte Deutschland zerstören, denn Deutschland (das es damals noch gar nicht so wirklich gab) hat dadurch, dass man sich als Kleinstaaten halbwegs geschlossen gegen Napoleon gestellt hat, zumindest eine erste Bestrebung nach Einheit durchgemacht, auch wenn die wirkliche Einigung noch auf sich warten ließ.

Ansonsten hat er die französische Revolution natürlich beendet und sich selbst zum Kaiser gekrönt, andererseits eben auch mit dieser Bindung an den Code Civil oder Code Napoleon als bürgerliches Gesetzbuch. Und was er gemacht hat war nicht unbedingt das rückständigste, was man sich vorstellen kann. So hat Napoleon z.B. (wenn auch nur um die Kirche zu demütigen) sowas wie Homosexualität oder Inzest in Frankreich legalisiert. Gut, Gesellschaftlich war und ist das auch heute noch ein anderes Thema, doch rein gesetzlich war damit diesbezüglich ein Standard erreicht, der seines Gleichen sucht (und Frankreich ist immer noch nicht untergegangen).

Wenn wir schon dabei sind: Säkularisation, Trennung von Kirche und Staat, erste großflächige Entmachtung des Klerus haben wir AUCH Napoleon zu verdanken.

Militärisch gesehen war er ein Genie. Ein Genie, das irgendwann übermütig wurde und das eher wenig vom Seekrieg verstand und das sich vielleicht auch die Kontinentalsperre hätte überlegen sollen, doch außer GB und Portugal hat er den größten Teil von Europa erobert und damit ein Stück weit geeint (auch wenn die Rückeroberung natürlich auch wieder nahe war). Und auch sein Plan England einzunehmen war so schlecht nicht, hätte Admiral Nelson sich bei Trafalgar nicht für ein Manöver entschieden, als in den Lehrbüchern der damaligen Zeit in der Regel auch als Himmelfahrtskommando schlechthin abgetan wurde (wenn auch nicht ganz so revolutionär, denn Duncan wandte die gleiche Taktik in der Schlacht von Camperdown an und siegte). Auch die Schlacht von Waterloo verlor er relativ 'knapp' durch ein simples Wettrennen der Versorgungstruppen, bei dem England bzw. die Preußen eben das Glück auf ihrer Seite hatten.

Alleine seine Rückkehr für die Herrschaft der 100 Tage beweist allerdings, dass er nicht nur einfach so ein Kerl war, der auf einem Thron saß und winkte, sondern dass das Volk ihm auch wirklich freiwillig und freudig folgte, ihm also eine enorm große Bewunderung zukommen ließ, selbst nach seiner Niederlage und Verbannung nach Elba.
Auch heute ist Napoleon in Frankreich durchaus noch beliebt und wird positiv gesehen. Fun-Fact: Du darfst in Frankreich dein Schwein nicht Napoleon nennen. In der französischen Übersetzung von 'Farm der Tiere' heißt das Schwein, das im Original diesen Namen trägt, deswegen 'Cesar'.
Ist so ein random nutzloser Fakt, aber könnte eine Geschichtsstunde ein bisschen auflockern:)

In diesem Sinne... ich denke einer der wunderbaren Punkte an Napoleon und an den meisten, eigentlich allen, historischen Figuren, mit denen man sich etwas näher beschäftigt ist, dass sie so ambivalent sind. Es gibt beim Menschen einfach nicht 'nur gut' und 'nur schlecht'. Und gerade jemand wie Napoleon zeigt sich der Weltgeschichte mit vielen Beispielen. Manche abschreckend, manche bewundernswert.

Das kommt auf die Sichtweise an: die Franzosen lieben Napoleon immer noch! Aber aus Deutscher Sicht war die Napoleonische Herrschaft eine Unterdrückung! Denk nur mal daran, wie viele Deutsche Napoleon in seine Armee prügelte, wie er die deutschen Fürsten korrumpierte, das diese ihre Untertanen verrieten! Für mich ist das so etwas wie die Geographische Neuordnung Deutschlands durch Napoleon und der Code Civil echt Nebensache! Wenn ich vor 209 als Deutscher Soldat hätte für Napoleon in Russland krepieren dürfte, ich hätte sicherlich nicht gesagt, er ist ein guter Herrscher! Nach de Völkerschlacht von Leipzig treffen Napoleon und Metternich in Dresden auf einander und Metternich verlangt von Napoleon, dass mit den ganzen Kriegen endlich Schluss sein soll, denn Napoleon würde das Leben von Millionen junger Europäer aufs Spiel setzen. Darauf sagt Napoleon wörtlich: Ein Mann wie ich, der scheißt auf das Leben von Millionen! Na, wenn das mal kein guter Herrscher ist! (Ironie aus).

Die Polen werden Napoleon lieben, weil er ihnen einen Staat geschenkt hat. Er ist nämlich mit einer polnischen Gräfin ins Bett gestiegen, obwohl er verheiratet war. Ein echt feiner Charakter, dieser Napoleon! (Ironie aus.)

Für die Spanier ist Napoleon sicherlich auch kein guter Herrscher, denn er überfällt Spanien, nur weil sein kleinster Bruder ein eigenes Königreich haben will. Wirklich eine tolle Familie diese Bonapartes! (Ironie aus.

Napoléon I., Napoléon II., Napoléon III., Napoléon IV., Napoléon V., Napoléon VI., Napoléon VII.

Von wem sprichst du? Da du im Präsens schreibst kann es aber eigentlich nur Napoléon VII. sein ...

Weil seine Feldzüge ihm nichts gebracht haben und seine Mitkämpfern nur die Niederlage. Er hat aber ohne das er es beabsichtigt hat das Volk der Deutschen geeinigt.

Er ist bei den Franzosen bis heute beliebt. Insofern war er ein guter Herrscher. Wenn ich aber sehe, wie viele unnötige Tote er verschuldet hat, verstehe ich die Franzosen nicht.