Ist es normal zu denken besser nie geboren zu sein?

4 Antworten

Die Frage wurde schon vor langer Zeit in der Talmuddiskussion (Hillel und Schammai, vor 2000 Jahren!) gestellt:

https://www.juedische-allgemeine.de/religion/geboren-werden-oder-lieber-nicht/

Zitat:

Die Abstimmung gewinnt das Haus Schammai, und die Entscheidung lautet: »Es wäre besser, der Mensch wäre nicht erschaffen worden, als dass er erschaffen wurde.«

Dann fügen die Weisen an: »Jetzt, da er erschaffen wurde, sollte er seine Taten prüfen.« Und andere sagen: »Er sollte seine Handlungen erwägen.«

.........

Zusammengefasst in anderen Worten: Es wäre besser gewesen, nicht geboren zu werden, aber wenn wir schon einmal hier sind, dann müssen wir das Beste daraus machen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Antinatalist99 
Fragesteller
 27.06.2020, 17:14

Also bestätigt es Antinatalismus.

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Nadelwald75  27.06.2020, 17:15
@Antinatalist99

Ja, aber mit anderen Folgerungen, die durchaus nicht depressiv sind.

Und da es eine Abstimmung war, ergibt sich daraus, dass man auch anderer Meinung sein und das Gegenteil respektieren kann.

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Nadelwald75  27.06.2020, 17:26
@Antinatalist99

Ja - stimmt!

Das war aber nicht die Folgerung der Talmuddiskussion. Die hat den Suizid nicht im Blick. Denn entweder war man der Meinung, dass das Geborensein positiv ist oder - wenn nicht - dass man das Beste daraus machen solle.

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SacreVacheSacre  27.06.2020, 18:17
@Nadelwald75

Mhm. Und was ist das Beste? Und wie kann dann irgendwer Kinder zeugen, wissend, dass es nicht das Beste ist? (denn offensichtlich ist die Erkenntnis, dass Nichtexistenz (nicht dasselbe wie der Tod) der Existenz vorzuziehen ist, schon vorhanden)

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Nadelwald75  27.06.2020, 23:16
@SacreVacheSacre

Es ist zunächst mal keine Erkenntnis, sondern eine Meinung. Es gibt ebenso die gegenteilige Meinung.

Wissen, was das Beste ist, traut sich wohl keiner zu, aber das Leben ist eben auch ein Risiko. Da ist eben der Unterschied zwischen dem Optimisten und dem Pessimisten.

Überlege mal, wer wohl auf Dauer besser dran ist.

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SacreVacheSacre  27.06.2020, 23:26
@Nadelwald75

Theoretisch hast du recht. Aber die eine Seite kann man mit ziemlich fundamentaler Logik begründen, die andere mit subjektiven Argumenten. Und so wie ich es gelernt habe, ist das eine die Grundlage aller Philosophie und Wissenschaft und das andere im Allgemeinen (und auch für die Allgemeinheit) vollkommen irrelevant.

Wahrscheinlich willst du darauf hinaus, dass es Optimisten besser haben. Aber das ist nicht unbedingt wahr. Wenn ein Pessimist in Aktien investiert, geht er von einem Verlustgeschäft aus und investiert dementsprechend - so wenig wie er verlieren kann und er kauft das, was ihm am besten vorkommt. Der Optimist kauft mehr, weil er davon ausgeht, dass er Gewinn machen wird und er geht ein höheres Risiko ein. Sicher: Wenn der Optimist richtig spekuliert, hat er einen höheren Gewinn als der Pessimist. Aber wenn er falsch spekuliert, verliert er vielleicht alles.

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Nadelwald75  28.06.2020, 11:15
@SacreVacheSacre

Weiteres Beispiel: Ausfüllen von Lottoscheinen:

Der Optimist füllt jede Woche aus und schickt ab. 51 mal ärgert er sich und vielleicht einmal freut er sich.

Der Pessimist füllt jede Woche aus, schickt aber nicht ab. 51 mal freut er sich und vielleicht einmal ärgert er sich.

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Antinatalisten sind nicht automatisch depressiv. Es ist einfach ein Gedanke, der entweder ein hohes Maß an Traurigkeit oder an Objektivität erfordert. Denn objektiv betrachtet ist das Leben nicht schön. Objektiv betrachtet wäre es auch sinnvoller zu sagen, dass Evolution nicht „survival of the fittest“ ist, sondern der Tod von allen, die nicht fit genug sind (schließlich gibt es von letzterem weitaus mehr als von ersterem und um eine hinkende Analogie zu erstellen: Man benennt Flüsse imkern nach dem längeren Arm).

Ich finde da ein Zitat von Thomas Bernhard ganz gut:

Alles an allen Menschen ist nichts als Ablenkung vom Tod. Ja

Antinatalist99 
Fragesteller
 27.06.2020, 15:27

Ein Therapeut sagte mal ich wäre zu realistisch.

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SacreVacheSacre  27.06.2020, 16:18
@Antinatalist99

^^ witziger Therapeut. Ja, die Welt ist nicht schön und entweder man kann damit umgehen oder man muss sich selbst belügen. Man sieht ja was in unserer Gesellschaft stärker verbreitet ist

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SacreVacheSacre  27.06.2020, 18:14
@Antinatalist99

Ja schon. Aber ein paar Sekunden in Panik bevor man stirbt sind vielleicht kein besonders hoher Preis für ein „glückliches“ Leben

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du bist ganz bestimmt nicht der erste, der so denkt und empfindet. lies mal zB das biblische buch hiob

SacreVacheSacre  27.06.2020, 15:16

was soll das bringen?

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SacreVacheSacre  27.06.2020, 15:23
@Ssimone

Meine These ist, dass man dann so sehr von der Menschheit enttäuscht ist, dass man sich umbringt.

Ich hätte nur gern gewusst, ob das dein Ziel ist

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SacreVacheSacre  27.06.2020, 18:27
@Ssimone

Ich habe gesagt „Meine These ist, dass...“, nicht „Ich bin...“ oÄ.

Aber wer ernsthaft vorschlägt, die Bibel zu lesen, kennt den Unterschied wahrscheinlich nicht.

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