Ist der Satzbau so richtig?

5 Antworten

Hu, das ist aber ein Geholper. Dieses Geholper ist aber ganz normal, wenn man seinen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht hat, bevor man ihn ausspricht. Aus diesem Grund machen auch sehr viele Leute einen grammatischen Fehler bei Kausalsätzen mit "weil", wenn sie sprechen, z. B.:

  • Tut mir leid, ich kann heute nicht mehr kommen, weil ich habe Emil heute Morgen geholfen und dadurch viel Zeit verloren. (grammatisch falsch!)
  • Tut mir leid, ich kann heute nicht mehr kommen, weil ich heute Morgen Emil geholfen und dadurch viel Zeit verloren habe. (Korrekt. Kausaler Nebensatz mit "weil" -> konjugiertes Verb am Ende)

Immer mehr Leuten unterläuft dieser Fehler aber auch beim Schreiben. Und das Dumme dabei ist: Sie sind sich dessen nicht einmal bewusst. Vielleicht, weil sie es in ihrem sozialen Umfeld nie korrekt gehört haben, vielleicht auch, weil sie im Deutschunterricht nicht aufgepasst haben, und/oder, weil sie nicht lesen.

  • (Am) Ende des Jahres ziehen alle Störche nach Süden.‼️
  • Alle Störche ziehen (am) Ende des Jahres nach Süden.‼️
  1. Wann? Ende/Mitte/Anfang + Genitiv: Ich fahre Mitte nächster Woche nach Hamburg und komme Anfang übernächster Woche zurück.
  2. Meistens steht das Subjekt am Anfang eines Satzes. Wenn aber auch noch andere Angaben vorhanden sind - wie z. B. Zeit, Ort, das Wie und Warum - , dann tritt oft die Zeit an den Anfang des Satzes, und zwar ohne Bedeutungsunterschied. Setze ich aber andere Angaben an die erste Stelle, dann betone ich sie damit und zeige an, dass sie besonders wichtig sind.
  • Nicht alle Vögel ziehen Ende des Jahres nach Süden. (= Es gibt Ausnahmen.)
  • Die Temperaturen sind Ende des Jahres im Süden meistens deutlich höher.
  • Ende des Jahres sind die Temperaturen im Süden meistens deutlich höher.
  • Im Süden sind die Temperaturen Ende des Jahres meistens deutlich höher. (Wo? in Schweden? - Nein, im Süden.)
  • Meistens sind die Temperaturen Ende des Jahres im Süden deutlich höher. (Immer? - Nein, meistens.)
dangersven 
Fragesteller
 06.11.2022, 17:25

Danke für die Mühe, der Satzbau ist demzufolge nicht falsch und nicht richtig?

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spanferkel14  06.11.2022, 20:08
@dangersven

Er entspricht nicht dem üblichen Satzbauplan. Ich habe dir doch die beiden Sätze aufgeschrieben, die dem üblichen deutschen Satzbauplan folgen. ‼️ Den Satz deines Lehrers würde ich, wenn er geschrieben wäre, auf jeden Fall rot unterkringeln. Bei gesprochenem Deutsch drückt man oft ein Auge zu, weil kaum irgendjemand immer druckreif spricht. Die Zeitangabe gehört bei einem Satz, in dem nichts speziell betont ist, in die erste oder dritte Position, sollte also direkt vor oder direkt nach dem Verb stehen:

  • Ich fahre morgen nach Tübingen. / Morgen fahre ich nach Tübingen. = Ok.
  • Ich fahre nach Tübingen morgen. = Zu korrigieren! Das ist kein normaler Satz entsprechend dem dt. Satzbauplan.
  • Nach Tübingen fahre ich morgen. = Ok. Hier liegt ein besonderer Akzent auf dem Reiseziel "Tübingen" -> Satzposition 1, also vor dem Verb. Dann erwartet man aber auch Informationen darüber, wo der Reisende entweder schon war oder wohin er will, wenn er in Tübingen gewesen ist, oder dass er auf eine bestimmte Frage antwortet, z. B.
  1. Und wann fahren Sie nun endlich nach Tübingen? - Oh, nach Tübingen fahre ich morgen.
  2. Ich bereise die altehrwürdigen Universitätsstädte in Baden-Württemberg. Heidelberg habe ich mir gestern und heute angesehen. Nach Tübingen fahre ich morgen. Dort bleibe ich vielleicht bis Mittwoch. Als letzte Station, bevor ich nach Bern zurückkehre, ist dann Freiburg dran.

Aber es gibt noch so viele andere Faktoren, die Einfluss auf die Position der einzelnen Satzglieder haben. Wenn ich z.B. in den Satz "Ich fahre morgen nach Tübingen" ein Pronomen einbauen will, dann heißt es " Ich fahre dich morgen nach Tübingen." , aber "Ich fahre morgen dich und übermorgen Jonas nach Tübingen.", und wenn wir einfach nur zusammen dorthin fahren, dann heißt es "Ich fahre morgen mit dir nach Tübingen." Es hängt immer davon ab, was man ausdrücken will.

Ein kleines Merkschema ist: TeKa(Neg.)MoLo = temporal-kausal-(Negation)-modal-lokal.

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Entweder

Ende des Jahres ziehen alle Störche nach Süden

Oder

Alle Störche ziehen Ende des Jahres nach Süden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

„Am Ende des Jahres“ ist immer die beste Wahl, auch am Anfang des Satzes.

Man kann den Genitiv auch mit „von“ umschreiben. Manchmal hilft dies, Missverständnisse zu vermeiden, aber allermeistens ist es einfach nur schlechter Stil.

"...am Ende des Jahres" ist die eleganteste Formulierung, nicht falsch ist aber auch jene deines Lehrers. Der Genitiv ist eben in der alltäglichen Sprache nicht mehr so selbstverständlich, allerdings sollte gerade ein Lehrer sich dessen bewusst sein und Wert auf beste Sprache legen.

"Am Ende des Jahres" ist richtig.