Ist das Buch von L. Ron Hubbard eine Art Bibel für die Scientologen?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nein. Keines der vielen Bücher von L. Ron Hubbard ist für Scientologen wie eine Bibel. Hubbards Bücher sind für Scientologen weder bindend noch heilig. 

Wenn man in Scientology von heiligen Schriften sprechen könnte, dann wären dies die sogenannten HCO-Bulletins (Schriftstücke in roter Schrift auf weißem Papier) und – etwas weniger heilig – HCO PLs (Schriftstücke in grüner Schrift auf weißem Papier). 

Früher konnte man sie fast in ihrer Gesamtheit als Rote Bände (12 dicke Wälzer + Index) und Grüne Bände (8 + 3 dicke Wälzer + Index) kaufen. Zumindest die alte Version der roten Bände kann man sich dieser Tage zum Ärger der Scientology-Kirche im Internet herunterladen. 

In den HCO-Bulletins geht es um die sogenannte Tech bzw. Technologie, d.h. die Anwendung von Scientology im Auditing sowie um die Ausbildung von Scientologen. 

In den HCO-PLs bzw. HCO-Richtlinienbriefen geht es um die Organisations- und Verwaltungsabläufe innerhalb der Scientology. 

Wenn die Bibel eine Gute Nachricht von Gott an die Menschen ist, dann ist sie auch für Scientologen ... Aber das war nicht deine Frage ;). Nein, das Buch von dem genannten Herrn ist keine Bibel für Scientologen, weil das bedeuten würde, dass sie eine gute und göttliche Nachricht enthält. 1. Ist der Mann ein Mensch und 2. werden Scientologen mit Hilfe dieses Buches verwirrt und ausgenommen, bis nicht mehr viel übrigbleibt...

Wer hingegen die Bibel der Christen und Juden liest, wird nicht ärmer sondern reicher...

Aber ja, leider wird die genannte Lektüre wie eine Bibel betrachtet, fürchte ich. Nur dass sie längst nicht so bekannt ist und eher Schaden als Nutzen bringt...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – seit fast 40 Jahren mit Jesus unterwegs

L. Ron Hubbard hat viele Bücher geschrieben. Wahrscheinlich meinst du mit "das Buch" sein Werk "Dianetics: The Modern Science of Mental Health". Wenn du mit "Bibel" die Lehrgrundlage meinst, dann liegst du damit nicht ganz falsch, denn "Dianetics" ist das Hauptwerk von L. Ron Hubbard.

Hier ein Artikel der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" (EZW) in Berlin zum Thema "Scientology":

"1950 veröffentlichte der amerikanische Science-Fiction-Schriftsteller Lafayette Ronald Hubbard (1911 – 1986) das Buch „Dianetik“. Hubbard glaubte erkannt zu haben, dass sogenannte „Engramme“ (= unbewusste negative Erinnerungsinhalte) den Verstand des Menschen überschatten und damit verhindern, dass dessen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Der zentrale Werbespruch der Scientology lautet noch heute: „Wir nutzen nur 10 % unseres geistigen Potentials.“

Zur Lehre

Die seit 1976 auch in Deutschland aktive Organisation ist sehr umstritten. „Scientology“ bezeichnet sich selbst als „Kirche“ und gibt vor, den einzigen Weg für das Überleben des einzelnen Menschen und der gesamten Menschheit zu wissen. Laut Scientology besteht der Mensch aus drei Teilen: dem Körper, dem Verstand und dem Thetan. Jeder Thetan existiere bereits seit Bestehen des Universums und wandere von Mensch zu Mensch. Wenn jemand stirbt, verlässt ihn der Thetan, um sich einen neuen Körper zu suchen.

Im Laufe der Zeit habe nun der Thetan zahlreiche negative Erfahrungen gemacht, die Spuren hinterlassen haben – die „Engramme“. Diese Engramme sind verantwortlich für Krankheiten, Sucht und Verbrechen. Die Scientology- Organisation verspricht, mit Hilfe bestimmter Methoden die Engramme löschen zu können, damit jeder Einzelne und später die ganze Menschheit gereinigt („clear“) werde. „Clear“ nennen die Scientologen den Zustand, nachdem alle Engramme gelöscht wurden. Erst dann, so Hubbard, sei ein leidfreies Leben möglich. Die Methode, „Dianetik“ genannt, fächert sich in verschiedene Vorgehensweisen auf: das Auditing, der Reinigungs-Rundown, Trainingsroutinen, das Studium der Schriften von Hubbard und aufeinander aufbauende Kurse.

Scientology verheißt, den Menschen in die „totale Freiheit“ zu führen. Als Einstieg wird oftmals ein kostenloser Persönlichkeitstest mit 200 Fragen verwendet, der angeblich Stärken, tatsächlich aber vor allem Schwächen aufzeigt. Hier setzt das „Therapieangebot“ in Form von schrittweise immer teurer werdenden Psychokursen ein, die in einem verschachtelten System zu immer mehr Freiheit und Macht führen sollen. Betroffene erzählen, dass sie mehrere tausend, manchmal sogar mehr als 50 000 Euro investiert haben.

Im Mittelpunkt dieser Psychokurse steht das sog. „Auditing“, das von Scientology als „seelsorgerliches Gespräch“ bezeichnet wird, das Aussteiger jedoch oftmals als „Gehirnwäsche“ erlebt haben.

Ziel der Scientology-Kurse ist der sog. „Operierende Thetan“ (OT). Der OT „ist mit seiner Umgebung so vertraut gemacht worden, dass er den Punkt erreicht hat, völlig Ursache von Materie, Energie, Raum, Zeit und Denken zu sein“. Diese Wunschfigur schaffe und verändere das physikalische Universum aus Materie, Energie, Raum und Zeit durch sein Wollen. Unberührt von Leiden und Leidenschaften, Schwäche und Scheitern sei ein OT nie mehr Opfer, sondern nur noch Beherrscher seines Schicksals.

Scientology ist eine Ideologie und eine Organisation mit grenzenlosem Machtanspruch. Die Logik ist simpel: „Da Scientology die totale Freiheit bringt, hat sie auch das Recht, die totale Unterordnung zu fordern“ (Hubbard). Jeder, der sich der Scientology-Organisation in den Weg stellt oder sie kritisiert, gilt als Feind und Verbrecher. „Wir fanden“, so heißt es, „niemals Kritiker der Scientology ohne kriminelle Vergangenheit“.

Bei Scientology gilt jedes Abweichen von der eigenen Ideologie als „Verbrechen“. Abtrünnige und Kritiker der Organisation werden auch als „antisoziale Persönlichkeiten“ oder als „suppressive persons“ bezeichnet. Mehr oder weniger deutlich wird bei Scientology gesagt, dass solche „Feinde“ zu vernichten sind. Aussteiger erzählen von „Straflagern“.

Organisationsform

Zahlreiche Unter- und Tarnunternehmen machen den Konzern trotz seiner straffen Hierarchie unübersichtlich. Weitaus größer als die „Kirchen“ sind die Erziehungs- und Wirtschaftsabteilungen, die Hubbards Techniken in der Organisationsentwicklung („WISE“) und im sozialen Bereich (‚ABLE“) anwenden. Diese verschachtelte Organisationsstruktur lässt nur schwer eine Antwort auf die Frage finden, auf welchen Begriff Scientology organisatorisch und sachlich zu bringen ist. Formal ist jede Scientology-Mission ein eigener eingetragener Verein. Trotz geschickter Werbefeldzüge – als Verfechter der Menschenrechte in der Psychiatrie (KVPM), als Notfallseelsorger („Ehrenamtliche Geistliche“) in Krisenregionen oder als Bildungsinitiative getarnt – stagnieren die Mitgliederzahlen in Deutschland zwischen 5000 und 6000 Personen. Aber die Erfahrung lehrt, dass die bloße Mitgliederzahl wenig über den wirklichen Einfluss einer Organisation aussagt.

Einschätzung

Aus politischer Sicht

Seit über einem Jahrzehnt wird die Frage nach der Gefährlichkeit der Scientology-Organisation in der Öffentlichkeit, in den Parteien und in den dafür zuständigen Fachgremien intensiv diskutiert. Bereits Ende 1995 kam ein juristisches Gutachten zu dem Schluss, Scientology sei eine neue Form des politischen Extremismus. Theorie und Praxis der Organisation erfüllten alle Merkmale einer totalitären Organisation: ideologischer Alleinvertretungsanspruch, strenger Dogmatismus, eine abgeschlossene Organisationsstruktur, Führerkult und totale Unterordnung der Mitglieder, eine ideologische Fachsprache mit zum Teil neu definierten Begriffen. Dieses Gutachten bildete eine wesentliche Stütze für den Beschluss der Innenministerkonferenz im Juni 1997, Scientology vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen. Bis heute wird die Organisation in 11 der 16 Bundesländer beobachtet. Eine Klage der Scientology-Organisation, die Überwachung in Deutschland einzustellen, wurde 2008 wegen der nachweislichen Bestrebungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung höchstrichterlich abgewiesen. Das Urteil ist rechtskräftig.

Nicht allein was Scientology vertritt, sondern auch wie sie ihre Ideologie durchsetzt, fordert zu Widerspruch heraus. Das Verführerische von Scientology liegt darin, dass manche ihrer Trainingsmethoden zur Erzeugung von Unempfindlichkeit und Durchsetzungskraft durchaus wirksam sind und dass ihr ideelles Konzept − wenn auch in wahnhaft übersteigerter Weise − mit seiner Power-Verheißung an manche akzeptierten „Werte“ der Leistungsgesellschaft anknüpfen kann. Manche karriereorientierten Menschen hoffen, mittels der scientologischen Psychotechniken mehr Durchsetzungskraft und Erfolg zu erhalten. Wie sehr sie sich mit den rigiden Methoden selbst schaden, fällt ihnen meistens zu spät auf.

Es ist bekannt, dass zahlreiche Firmen bei Scientology bzw. scientologynahen Organisationen Mitarbeiterschulungskurse belegten. Aussteiger berichten von Plänen der Scientology, die gesamte deutsche Wirtschaft zu infiltrieren, ihren politischen Einfluss zu vergrößern und in der gesamten deutschen Gesellschaft die Macht zu übernehmen („Clear Germany“). Selbst wenn dasmaßlos übertrieben sein sollte, so unterstreicht die Idee jedoch den politischen Anspruch der Scientology- Organisation.

Aus kirchlicher Sicht

Das scientologische Menschenbild widerspricht nicht nur dem Demokratieverständnis des Grundgesetzes, es ist auch mit dem Menschenbild des Christentums unvereinbar. Während der christliche Glaube von der Liebe und Zuwendung Gottes zu dem auf diese Liebe angewiesenen Menschen spricht, hat Scientology einen Menschen vor Augen, der sich selbst zum Gott machen will. Ihre Ideologie ist brutal, rücksichtslos, ausbeuterisch und gefährlich. Sie hat nicht das Geringste mit einer Religion oder Kirche gemeinsam, auch wenn Scientology das immer wieder behauptet und vereinzelt mittels seltsamer Gutachten zu belegen versucht.

Das scientologische Kurssystem kann unter bestimmten Umständen gefährlich werden. Denn ihre Mitarbeiter sind bestens geschult, gerade Menschen in einer Umbruch- oder Krisensituation mit vollmundigen Erfolgsversprechen zu locken und in das kostspielige Kurssystem einzuschleusen. Durch spezielle Techniken sollen die angeblich grenzenlosen Potentiale des menschlichen Geistes verfügbar gemacht werden. Wer möchte nicht gerne Ruhm und Erfolg ernten, Einfluss und sogar Macht über andere erhalten?

Dass Krisen, Grenzen, Verlusterfahrungen und Scheitern zum Menschsein dazugehören und zu würdigen sind, wird im scientologischen Machbarkeitsdenken ignoriert. Gefährlich sind die Scientologen insbesondere wegen ihres Menschenbildes, das in jeder Seele nur eine zu optimierende Maschine sieht. Maschinen haben weder Rechte noch eine eigene Würde."

Bhiikknvf 
Fragesteller
 04.09.2021, 15:33

Ich habe vergessen gehabt welches Buch zu erwähnen, also dianetik.

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