Isonomie - Demokratie

3 Antworten

Hallo,

also Isonomie bedeutet zunächst einmal Gleichheit vor dem Gesetz und in dieser Form nichts mit Demokratie zu tun, da die Demokratie ein Herrschaftsmodell ist. (Demokratie bedeutet, das Volk, bzw. die Mehrheit entscheidet). Isonomie dagegen ist mehr mit dem Begriff Gleichberechtigung festzustellen.

Es ist zwar richtig, dass damals die Isonomie zur "Demokratie" führte, aber das war die attische Demokratie, welche recht wenig mit dem heutigen Verständis für den Begriff zu tun hat. ( sieht auch die Grafik hier: http://www.literaturasyl.de/wp-content/uploads/2008/01/antike-demokratie-athen.jpg )

Man könnte es auch einfach so sagen, dass Isonomie eigentlich eine Voraussetzung für Demokratie ist.

Isonomie bezeichnete im antiken Griechenland die politische Gleichheit aller Vollbürger eines Stadtstaates (Polis). Aber man darf das nicht mit Demokratie verwechseln, weil Sklaven, Frauen und Ortsfremde davon ausgeschlossen waren. Außerdem fehlt die Gewaltenteilung.

Albrecht  09.05.2012, 03:51

Eine politische Ordnung, in der Sklaven und Frauen keinen Anteil an den politischen Rechten hatten, ist aber in der Antike als Demokratie bezeichnet worden. Daher ist aus der Antwort unverständlich, inwiefern ein Unterschied zwischen isonomie und Demokratie besteht. Sklaven und Frauen sind in Demokratien bis in die Neuzeit hinein ausgechlossen gewesen. Ortfsfremde zum Maßstab zu machen, ist sehr seltsam. Wo gäbe es dann überhaupt eine Demokratie, wenn z. B. Wahlrecht aller Ortsfremden/Ausländer Kriterium ist?

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technetium  19.05.2012, 18:33
@Albrecht

Dieses Thema hatten wir mal in Politik, ich habe das 1 zu 1 aus meiner alten Mappe abgeschrieben. Mehr kann ich dir darüber leider auch nicht sagen.

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Allgemein betrachtet, ohne Bezug auf die politische Ordnung bestimmter Staaten, handelt es sich um einen begrifflichen Unterschied.

In der Sache besteht viel Ähnlichkeit.

Isonomie (ἰσονομία [isonomia]) bedeutet nach dem Wortursprung Gleichheit des Rechts, Gleichberechtigung. Das Adjektiv ἴσος /ἴση /ἴσον (isos/ise/ison) bedeutet gleich, das Substantiv νόμος (vomos) unter anderem Recht, Gesetz.

Demokratie (δημοκρατία [demokraitia]) bedeutet nach dem Wortursprung Volksherrschaft/Herrschaft des Volkes. Das Substantiv δῆμος (demos) bedeutet in diesem Fall Volk, κρατία (kratía) Herrschaft, Macht, Stärke.

Isonomie ist allen Anzeichen nach im Verhältnis zu Demokratie der früher entstandene Begriff gewesen.

Politische Gleichheit (nicht dagegen vollständige soziale Gleichheit) ist Inhalt sowohl der Isonomie als auch der Demokratie (bei der antiken Demokratie – bekannt ist vor allem Athen - war Gleichheit [ἰσότης; auch als „das Gleiche“ - τὸ ἴσον – ausgedrückt ein wesentlicher Grundsatz) gewesen.

Eine politische Ordnung wird bei dem Begriff „Isonomie“ nach dem Grundsatz gleicher Rechte genannt.

Bei dem Begriff „Demokratie“ geschieht die Benennung dagegen danach, wer die Macht hat/von wem die Macht ausgeht, wer Träger/Inhaber der Herrschaft ist. Entsprechend wird das Volk als Herr verstanden, als die Entscheidungsgewalt/ausschlaggebende Macht/Souveränität (τὸ κύριον) besitzend.

Außerdem ist bei der Isonomie nicht so deutlich, wie weitgehend die Gleichheit ist. Gleichheit vor dem Gesetz ist auf jeden Fall eingeschlossen. Aber auch Gleichheit durch das Gesetz? Wie weit gehen die politischen Rechte für welche Gruppe? Dies bleibt etwas unscharf. Eine Isonomie schließt die Alleinherrschaft eines Tyrannen (Tyrannis) aus. Eine verhältnismäßig aristokratische Ordnung (mit etwas auf weitere Bürger ausgeweiteten Mitspracherechten) ist nicht so deutlich ausgeschlossen.

Die von Kleisthenes 508/7 v. Chr. in Athen herbeigeführte Staatsordnung wird Isonomie genannt. Sie kann als Frühform der Demokratie verstanden werden.

Darstellungen in Büchern können zum besseren Verstehen herangezogen werden. z. B.:

Jochen Bleicken. Die athenische Demokratie. 2., völlig überarbeitete und wesentlich erweiterte Auflage. Paderborn ; München ; Wien ; Zürich : Schöningh, 1994, besonders S. 54 – 66

Angela Pabst, Die athenische Demokratie. Originalausgabe. 2., aktualisierte Auflage. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2308), besonders S. 17 und S. 38

S. 38: „«Gleichberechtigung» (isonomía), das wird man nach diesen Beispielen festhalten können, ist per se ein nahezu systemneutrales und für alle politische Richtungen offenes Konzept. Daß es auch in demokratischem Kontext auftaucht, wäre mithin kaum der Rede wert. Selbst eine Stelle aus der Verfassungsdebatte Herodots: «Wo die Menge herrscht, hat dies den schönsten Namen: Gleichberechtigung/Gleich-Ordnung» (3, 80, 6), die von der Forschung meist so gedeutet wird, als sei der Begriff isonomía anfangs für die neue Verfassung als Ganzes benutzt worden, braucht bloß kurz erwähnt zu werden, da diese Terminologie zumindest nicht von Dauer war. Mit der Demokratie beginnt sich nämlich eine völlig neue Vorstellung von Gleichheit auszubilden, wobei der Prozeß als solcher manche Ähnlichkeit mit der Genese des Konzepts der «Volksmacht» hat.“