Interpretation zu "Sagte mal ein Dichter"?

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Es geht darum, daß Menschen seit jeher ein Normbild des Lebens im Kopf haben, an welches sie sich strikt halten ohne es zu hinterfragen. Der 'große Dichter' symbolisiert in dem Fall die Gewohnheit und das alt gewohnte Bild des perfekten Lebens welches von Generation zu Generation weitergegeben wird. In der ersten Strophe beginnt er damit, aufzuzählen was ein Mensch laut 'Dichter' tun soll: einen Baum pflanzen, ein Buch schreiben, einen Sohn zeugen. In jedem Kehrreim hinterfragt der Sänger nun diese Aufforderung. Die zweite Strophe greift das Pflanzen des Baumes auf, Eine Metapher darüber, daß man alte Dinge erhalten sollte bevor man darauf setzt neue zu bauen. Bevor man beispielsweise immer neue Häuser, neue Fabriken, Mauern und Türme baut, sollte man die alten versuchen zu erhalten. Und bevor man neue Bäume pflanzt, während mann sich um die alten schon nicht kümmert, sollte man lieber bereits stehende pflegen. Die dritte Strophe beschreibt das Lesen der Bücher, was recht ähnlich zur vorherigen Strophe ist. Von Kind an sollen Menschen selbst etwas erschaffen, obgleich es so viel ungenutztes erschaffenes auf Erden gibt. (Fast gleich wie die Baum-Metapher) der letzte Vers der dritten Strophe „Nicht zu reden davon ob man's kann“ ist allerdings nochmal sehr wichtig, da er da auch den Leistungsdruck negativ anspricht. Es wird von vielen Menschen, gerade Kindern, früher wie heute sehr viel verlangt, ohne zu fragen ob sie es können oder nicht. Es wird immer Menschen geben die auf einem Gebiet schwächer sind, was nichts daran ändert, daß an bestimmten Punkten im Leben man genau das von ihnen verlangen wird. Fast jeder hat schonmal gesagt bekommen „Aber ... kann das doch auch.“ und das ist der Fehler. Nur weil es 99 Leuten leicht fällt, muß es nicht auch für die 100ste Person leicht sein. Die vierte Strophe geht um das zeugen des Sohnes oder allgemein eines Kindes. Im Grunde appelliert dieser Abschnitt nur daran, daß immer mehr Kinder in Armut leben, da viele Eltern nicht darüber nachdenken wie sie ein Kind ernähren und pflegen können, aber denken daß es nicht in ihr vorgeschriebenes Heile-Welt-Bild paßt keine Kinder zu haben. Und es geht darum, daß man sich zu erst um die Kinder in Not kümmern sollte, bevor man neue in die Welt setzt. Auf die heutige Zeit kann man das genau so übertragen, indem man sagt: „In Waisenhäusern aller Welt warten genug Kinder auf ein liebevolles Zuhause, weshalb man erst ihnen eines geben sollte bevor man neue Kinder zeugt.“ In der Form hört man das sehr selten, doch sicher hat man schon oft gehört „kauft keine Hunde/Katzen beim Züchter, die Tierheime sind voll von Hunden/Katzen die ein Zuhause suchen.“ denkt man mal drüber nach fällt einem auf, daß das sinngemäß gleich ist. Im großen und Ganzen ist das Lied eine Hymne darauf, altes zu erhalten statt neues zu errichten. Zumindest ist das meine Interpretation.