"Ich kann mir kein Verbrechen vorstellen, das nicht auch ich hätte begehen können!

10 Antworten

Grob gesagt: Alle Abgründe der Menschheit sind auch in dir vorhanden.

Also, ich habe dem angeblichen Spruch Goethes nicht nachgeforscht; andere haben es offenkundig getan, und sie sind auf die Formulierung „Fehler“ (statt „Verbrechen“) gestoßen. Jetzt im Nachhinein kommt es mir geradezu absurd vor, dass Goethe von „Verbrechen“, dessen er fähig gewesen sei (und zwar „jedem Verbrechen“!), gesprochen hat. Mord z.B. ist für mich das Allerabscheulichste, dessen ein Mensch fähig sein kann, Mord in jeder Spielart, auch Mord an Tieren. Niemals hat Goethe wohl an „Mord“ gedacht, als er von „Fehlern“ sprach. - Wenn man z.B. immer wieder mal liest, Hemingway sei ein Mörder gewesen (er soll es in gewissen Briefen selbst zugegeben haben), so meine ich – die Richtigkeit dieser Selbstbezichtigung unterstellt – müsste ihm der Nobelpreis für Literatur aberkannt werden. Von einem Nobelpreisträger muss man selbstverständlich eine bestimmte ethische Grundhaltung voraussetzen. Solange der Nobelpreis einen besonders abscheulichen Mörder (geht angeblich aus den Briefen hervor) ziert, ist der Nobelpreis (m.E.) in den Dreck gezogen. Ich jedenfalls lese von diesem Hemingway keine Zeile mehr. Den Kult um diese Figur, gerade in Deutsachland (s. Fernseh-Fünf-Teiler), ist mit absolut unverständlich. – Man sieht also: wenn der Killer zum Künstler wird, dreht sich einem der Magen um. Goethe wird sich ganz bestimmt niemals vorgestellt haben, dass er einmal hätte zum Killer werden können.

Goethe und das Verbrechen

»Ich kann mir kein Verbrechen vorstellen, das nicht auch ich hätte begehen können« hat angeblich Goethe zu seinem Sekretär Eckermann gesagt, zitiert nach Umberto Bellini. In Thomas Manns Goethe-Roman findet sich das Zitat: »Ich habe nie von einem Verbrechen gehört, das ich nicht selbst hätte begehen können ...«

Die Goethe Forschung hat herausgefunden, dass es sich um die Maxime Nr.240 handelt (ein Text aus Kunst und Altertum), die hier umgeformt wurde. Goethe bezieht sich auf junge Künstler, deren Arbeiten und die dabei vorkommenden Missgriffe: »Man darf nur alt werden, um milder zu sein; ich sehe keinen Fehler begehen, den ich nicht auch begangen hätte.«

Diese Formel lässt sich bis zu Emerson zurückverfolgen, der 1850 übersetzt: »I have never heard of any crime which I might not have committed.« ...und Thomas Mann hat es dann wieder ins Deutsch übersetzt ... Regina Schuchhardt

Im Gemeindeabend wurde dies obige angebliche Goethezitat angesprochen, und zunächst wusste keiner die Herkunft. Nun hat Frau Schuchhardt es ausgeforscht (danke!); zwischen »Fehler« und »Verbrechen« besteht ja immerhin ein Unterschied...

Frank Hörtreiter

Aus: http://www.michael-kirche.de/gemeindebriefosternjohanni2011.html

Er hat sich als Mensch verstanden und andere Menschen nicht verurteilt, sondern hat jedem seine Sicht der Dinge gelassen ..ob nachvollziehbar für ihn oder nicht,dessen hat er sich nix angenommen ...

Ist doch offensichtlich. Theoretisch hätte er sich jedes erdenkliche Verbrechen vorstellen können zu begehen. Das könnten übrigens die meisten Menschen. Sie tun es nur eben nicht, weil ihre Ethik es ihnen verbietet, oder ihre Religion, oder ihnen der Mut fehlt.