Ich hatte schon immer ein übertrieben stark ausgeprägtes Mitgefühl. Woran liegt das?
Oder Mitleid, wenn jemandem was passiert ist und er oder sie gelitten hat und auch wenn das schon lange her ist manchmal erinner ich mich daran und es tut mir so leid und ich werde traurig.
Und wenn ich nicht helfen konnte fühl ich mich schuldig und schlecht
Auch wenn das schon ganz lange her ist und der betroffene es schon nicht mehr weiß
10 Antworten
dieses Gefühl kenne ich nur zu gut, man muss sich dann glaube ich selbst etwas aus der Situation zurücknehmen. Gibt zwar den Spruch "geteiltes Leid ist halbes Leid", aber wenn es dann 2 Menschen nicht gut geht, ist dieses starke Mitgefühl kontraproduktiv.
Hallo, kann Dir leider nicht helfen, aber bin, weil ich mein "Problem" googlen wollte, auf diesen Beitrag gestoßen. Ich habe ein ähnliches Problem. Wichtig hier ist, das Wort "ausgeprägt". Habe mich gefragt ob es wirklich eine normale Eigenschaft in Hinsicht des Charakters ist oder es evtl. sogar was krankhaftes sein kann. Es bezieht sich nicht nur auf Menschen sondern auch auf Tiere. Fing sehr früh an, wo ich als Kind auf eine Tierdoku gestoßen bin und echt unglücklich war. Mitgefühl und sehr starkes Mitleid empfand, als ein Löwe oder Tiger ein anderes Tier gejagt und angefangen hat es zu fressen. Bis heute kann ich sowas nicht sehen.
Bin heute auf einer Landstraße gefahren, wo ein voranfahrendes Auto einen Fuchs übel mitgenommen hat. Diese Szene hat sich so sehr in meinen Kopf eingebrannt, das es mich echt fertig macht. Es sind einige Stunden vergangen, liege im Bett und denke immer noch daran. Das schlimme daran ist, das ich dann weiter denke. Andere würde es schon irgendwie vergessen. Ich frage, was ist wenn es ich zur Seite geschleppt hat und sich nun mit den Schmerzen quält? Ich hoffe dann, es wurde vllt nochmal richtig überfahren damit es erlöst ist. (So hart es klingt) Hätte am liebsten angehalten, aber es war mitten in einer Kurve, wo mit hoher Geschwindigkeit, alle angebügelt kommen. Dann folgt das schlechte Gewissen, hätte ich was tun können. Ich weiß, ich habe nichts weiter getan. Das ich gesehen habe, wie es gezappelt hat, das war so schlimm. Das tat mir so leid und weh. Die restliche Fahrt nach Hause, war sehr schwer. Meine Gedanken kreisten nur noch deswegen. Bis jetzt. Und das ist nur ein Beispiel.
Ein anderes wäre, als ich in der Bahn einen sehr alten Mann gesehen habe, der einen Rucksack trug. Soweit nicht schlimm. Es sah niedlich aus. Aber es tat mir so leid zu sehen, das der eine Träger vom Rucksack so verdreht war, das es mir leid tat. Er hatte außerdem so eine Blick, den ich nicht erklären kann. Es ist einfach, wenn man jemanden ansieht, dann kommt dieses Gefühl einfach. Verstärkt wird es evtl von der Haltung oder dem Gesichtsausdruck, den jemand hat. Und wie ihr seht oder lest, habe ich das nie vergessen, weil mich sowas wohl sehr beschäftigt hat. Am liebsten hätte ich ihm den Träger gerichtet. Hätte ich das einfach tun sollen, wäre das merkwürdig? Schlechtes gewissem machte sich breit. Das ist viele Jahre her. Da war ich noch in der Ausbildung. Also vor mindestens 15 Jahren....
So ist es oft bei mir. Ich sehe was oder es fällt mir auf. Es entsteht dieses extreme Mitleid und Mitgefühl und ich denke, was ist wenn es so, aber dann doch so war? Könnte es so passiert sein, aber was ist wenn nicht? Kurz gesagt ist es eine andauernde Belastung, würde ich mal so sagen. Zumindest ab dem Zeitpunkt wo ich es erlebt habe. Und definitiv begleitet es mich in jedem Fall immer bis in die Nacht, oft auch mehrere Tage.
Das kann doch nicht normal sein 😅
Boah, ich hatte gerade richtig Pisse in den Augen als ich deine Antwort gelesen habe.. ich erkenne mich in deinen Worten extrem wieder 😅 Aber auch spannend zu sehen dass es anderen auch so geht..
Ich hatte als Kind eine ähnliche Situation wie du mit der Tierdoku. Ich kann mich erinnern, dass ein Schmetterling in der Doku gestorben ist. Hab direkt losgeheult, da muss ich so drei oder vier gewesen sein. An dieses Gefühl kann ich mich bis heute erinnern. Ich hab’s quasi einfach nicht verstanden, warum so ein gutes Lebewesen das keinem was getan hat, jetzt einfach sterben muss und die anderen Schmetterlinge alleine zurückbleiben 😅 klingt für Außenstehende bestimmt bescheuert aber sowas hat sich irgendwie eingebrannt.
Die Situation mit dem alten Mann und dem Rucksack, bei mir war es vor kurzem beim einkaufen.. Ich stand vor dem Regal und neben mir ein alter gebückter Mann, nimmt sich ein Paket Käse aus dem Regal, holt irgendeine Art Lupe aus der Tasche weil er kaum sehen kann, und guckt damit den Preis an und zählt danach das Kleingeld aus seinem Portmonee durch, ob er sich den Käse noch leisten kann. Mein eigener Einkauf war sofort aus dem Kopf. Ich habe die Situation unauffällig beobachtet und habe dann überlegt, ob ich ihm einfach einen Geldschein geben sollte. So wie du überlegt hast, dem Mann den Träger vom Rucksack zu richten. Ich hab’s letztendlich nicht gemacht, weil ich ihm irgendwie sein eigenes Leid nicht präsentieren wollte und ich dachte, vielleicht ist ihm die Situation peinlich vor so vielen Leuten. Was für Gedanken man sich machen kann.. Innerlich hätte ich am liebsten seinen Einkauf erledigt und nach Hause gebracht. Am Ende wäre ich wahrscheinlich bei ihm eingezogen 🤣 weil ich nicht verstanden hätte, warum dieser alte Mann das durchmachen muss und niemanden hat, der sich um ihn kümmert.
Du sagtest ja auch, dass Haltungen und Gesichtsausdrücke bei dir viel ausmachen. Das habe ich auch exakt genau so. Vor Allem Gesichtsausdrücke. Und ganz besonders bei mir nahestehenden Personen. Wenn ich eine geliebte Person dabei sehe, wie ihr etwas trauriges passiert, oder sie emotional verletzt wird, dann fühlen sich diese Veränderungen in den Gesichtern bei mir an wie ein Stich in Herz. Dadurch bin ich aber auch schlecht darin, zB Kritik an Personen auszuüben die mir nahestehen, weil ich sie nicht verletzen möchte. Echt alles schwierig.
Die Frage die du dir stellst, ob das charakterlich oder krankheitsbedingt ist, stell ich mir auch.. ich glaube bei mir ist das so ausgeprägt, dass einige sogenannte Fachleute das als Krankheit deklarieren würden 😅 aber gleichzeitig habe ich echt viele Erinnerungen an meine frühe Kindheit und weiß, dass ich schon immer so war. Ne psychische Störung die sich entwickelt hat ist das nicht würde ich behaupten, das muss auch irgendwie mit dem Charakter zusammenhängen. Vielleicht wird es dann zur Krankheit, wenn man nicht richtig damit umgeht..
Naja lange Rede kurzer Sinn.. sehr faszinierend zu lesen für mich, dein Text. Ich wünsche dir nur das Beste!
Ich hatte schon immer ein übertrieben stark ausgeprägtes Mitgefühl. Woran liegt das?
Weiß ich nicht, aber wenn es dazu veranlasst, zu einem besseren zwischenmenschlichen Miteinander durch Hilfsbereitschaft und ähnlichem beizutragen ist das eine gute, immer noch viel zu wenig verbreitete Eigenschaft.
Oder Mitleid, wenn jemandem was passiert ist und er oder sie gelitten hat und auch wenn das schon lange her ist manchmal erinner ich mich daran und es tut mir so leid und ich werde traurig.
Und wenn ich nicht helfen konnte fühl ich mich schuldig und schlecht
Das kenne ich selbst auch sehr gut. Selbst wenn ich daran keine Schuld hatte, sondern lediglich das Gefühl habe, dass ich an einer schlechten Situation hätte etwas zum besseren beeinflussen können, es aber vielleicht nur wegen fehlendem Vertrauen nicht getan habe, fühle ich mich jedes Mal wie ein Versager. Vielleicht bin ich es auch, aber das haben nicht Mitmenschen zu beurteilen, die noch nicht einmal wissen, wie man dem entsprechend, wo es mir noch am notwendigen Vertrauen mangelt, etwas zum Positiven beeinflussen könnte.
Du bist eine sehr sensible und mitfühlende Person! Beides ist sehr schön! Wenn du es nicht schon tust, dann würde es dir vielleicht gefallen dich ehrenamtlich für andere zu engagieren!? Vielleicht kannst du im medizinischen Bereich etwas tun und wenn es nur eine helfen Hand ist die du reichst! Vielleicht bei den so genannten "lila Damen und Herren" die in Krankenhäusern das Personal unterstützen indem sie für Patienten von der Station oder vom Kiosk Getränke usw holen oder eine Zeitung!
Wenn es dich interessiert irgendwo etwas gutes zu tun dann findest du bestimmt eine passende Wirkungsstätte für dich!
Mitgefuehl ist gut, aber uebertriebenes weniger, wie du selbst festzustellen scheinst.
Und wenn ich nicht helfen konnte fühl ich mich schuldig und schlecht
Nicht alles ist unter deiner Kontrolle, also kein Grund dich schuldig zu fuehlen. Und meist reicht es fuer den Betroffenen als Stuetze da zu sein - du musst nicht alle Probleme von anderen loesen, das muessen sie selbst machen, sonst lernen sie es ja nie, gell?.