Hello✌🏼, die Frage geht an alle, die im Rettungsdienst arbeiten. Was war euer interessantester oder krassester Einsatz?
4 Antworten
Triggerwarnung
das ist schwierig, weil ich sehr viele sehr unterschiedliche Einsätze hatte. Aber der Einsatz, der mich am meisten mitgenommen hat war ein Notarzteinsatz mit Textmeldung: Atemstillstand Kleinkind. Wir hatten eine längere Anfahrt von gut 10 Minuten (auf dem Land) und die Leitstelle hatte den Kontakt zu den Meldern verloren, die mit Migrationshintergrund große Sprachprobleme hatten. Als wir am Ziel eintrafen war der Vater des Kindes mit 2 Frauen und dem Kind bereits mit dem eigenen Auto losgefahren. Er ist aber nicht in unsere Richtung entgegengekommen sondern zu einer Kinderklinik im Nachbarlandkreis gefahren. Nach Rücksprache mit der Leitstelle fuhren wir ohne Sondersignal auch in Richtung der Kinderklinik weiter. Die Angehörigen vor Ort hatten uns das Auto beschrieben. Immerhin hatten wir ja den Notarzt an Bord und es könnte sein, dass das Auto irgendwo wieder anhält.
Kurze Zeit später hatten wir einen Verkehrsunfall vor uns. Das Fahrzeug mit dem Kind war beim Überholen mit hoher Geschwindigkeit frontal in den Gegenverkehr gefahren. Im anderen Fahrzeug waren 2 Insassen eingeklemmt und schwer verletzt. Das Fahrzeug fing gleich mit unserem Eintreffen Feuer. Im Fahrzeug mit dem Kind war eine Frau herausgeschleudert worden und hat überlebt. Der Vater, die Mutter, das Kind und die 2 Insassen im anderen Fahrzeug sind vor Ort noch verstorben und wir konnten nur die eine Frau retten. Dieser Einsatz hat mich sehr lange beschäftigt.
Ein überfahrenes Kind. Ich war in der Ausbildung und sollte mich dann alleine um den Großvater kümmern. Der Notarzt meinte er weiß, dass das Kind gestorben ist. Wußte er nicht. Hab es ihm dann auf Englisch erklärt (er sprach kein Deutsch, die waren nur auf der Durchreise für Weihnachten, wollten Familie besuchen). Er hat sich nachher noch zig mal bedankt (was ich komisch/unpassend fand, da wir ja absolut nichts für das Kind tun konnten).
Generell: VIDEO *Klick*
Man mag von 5_Sprechwunsch halten, was man mag, aber das bringt er ganz gut auf den Punkt (ab 23:55 Minuten die Anmerkung).
Hey, ich finde das ist eine Frage, die man nicht stellen sollte. Es mag die überkrassen Rettungsrambos geben, die dir von ihren Heldentaten liebend gerne erzählen. Es gibt auch die, die es dir einfach so erzählen. Aber es gibt auch welche die man so etwas nicht fragt. Auch ich habe mir nach Einsätzen schon Hilfe geholt, und dann hilft es nicht wieder dran erinnert zu werden. Eine Merkspruch in einem meiner Bücher in der NFS Ausbildung bezog sich auf die Werte des Notfallsanitäter, diese sind mitunter das Menschliche Leben an sich, SIcherheit, Geborgenheit, Schnelligkeit, Zuverlässigkeit aber auch Verschwiegenheit und Vertraulichkeit. Mit Ärzten und Kollegen redet man über seine Einsätze. Aber nicht mit Menschen aus dem Internet, die eine gute Story hören wollen zum Abend, sich also am Leid anderer Erfreuen. Es gibt einfach Dinge, die Fragt man nicht, es ist nicht ohne Grund das wir unter Ausschluss der Öffentlichkeit arbeiten. Und wie gesagt, du weißt nie was diese Frage in einem Retter ausruft.
Unschöne Dinge gab es natürlich viele. Von Montee alte Leichen bis zu schweren Verletzungen nach Verkehrsunfällen. Aber da bin ich zum Glück bisher auch relativ "gut" davon gekommen und ich hatte da zum Glück keine extrem "krassen" Einsätze.. Es gibt definitiv Einsatzstichwörter, wie z. B Kinderreanimation oder Person vor Zug, die wünsche ich keinem.
Ich habe das Glück, dass ich in neun Jahren keinen Einsatz hatte, der mich wirklich langfristig beschäftigt hatte. Da sind manche Kollegen nicht so glimpflich davongekommen...
Klar, an die erste erfolglose Reanimation mit frisch 18 und direkt am ersten Praktikumstag des FSJ erinnert man sich natürlich noch. Auch da hat man zuhause im Bett dann mal geweint, aber es entwickelt sich eine gewisse Distanz, sodass man weniger an "sich heran lässt".
Das VIDEO (Ich bin Feuerwehrmann und Notfallsanitäter, aber...) passt auch gut zur Thematik.