So würde ich das nicht sagen. Der österreichische Rettungsdienst hat zwei große Probleme: die Ausbildung und die fehlende Konkurrenz.
Bei uns gibt es keine Berufsausbildung als Sanitäter. Unsere Ausbildungen sind viel kürzer als die in anderen Ländern. Ein Grund dafür mag sein, dass in vielen Regionen immer noch Ehrenamtliche die meisten Dienste übernehmen. Aus meiner Sicht liegt es aber mehr daran, dass man sich lieber auf die Notärzte verlässt. Zumindest immer wenn in meiner Region eine Idee aufkommt, den Sanitätern auch nur ein wenig mehr zu erlauben, kommt sofort "der Notarzt ist eh gleich da". Wir sind jahrelang ohne Schmerzmittel auf dem RTW unterwegs gewesen, in manchen Regionen hat der RTW heute noch keines.
Aus meiner Sicht das größere Problem ist die teils fehlende Konkurrenz. Das rote Kreuz ist bei uns mit Abstand die größte Organisation im Rettungsdienst. Das geht soweit, dass es in manchen Bundesländer eigentlich nur diese Organisation gibt. Die Folge davon ist, dass diese Organisation die Regeln macht. Sie berät bei der Gesetzgebung, entscheidet über Standards im Rettungsdienst, Ausstattung, Ausbildung,... Man könnte auch einfach sagen: wenig Leute haben viel Macht.
Teilweise ist der Rettungsdienst in Österreich sehr fortschrittlich, vor allem in Wien. In manchen Regionen sind die RTW ähnlich ausgestattet wie die in Deutschland, nur fehlen halt gewisse Sachen, weil Sanitäter sie bei uns nicht anwenden dürfen.
Man muss auch bedenken, dass die Infrastruktur bei uns anders ist. In manchen Gegenden sind die Straßen so schmal, dass ein normalgroßer RTW nicht durchkommen würde. Dementsprechend müssen die Fahrzeuge kleiner sein, weshalb auch weniger Ausrüstung reinpasst. Teilweise hat man keine Wahl, als Notfälle mit dem Helikopter zufliegen, da man selbst mit Blaulicht zu lange ins Krankenhaus bräuchte. Schlussendlich muss das Rettungssystem nur funktionieren, egal wie.
Es gibt auch Sachen im österreichischen Rettungsdienst, die sehr fortschrittlich sind. Zum Beispiel bei den Leitstellen. Seit ein paar Jahren wird bei uns Pentrop als Schmerzmedikation verwendet (eine Art "Schmerz-Pfeife").