Haben der Hai, der Delfin und der Pinguin homologe oder analoge Merkmale?

2 Antworten

Moin,

das kann man so pauschal nicht beantworten. Es kommt darauf an, welche Strukturen du konkret miteinander vergleichen willst (sollst).

Es gibt sowohl homologe als auch analoge (bis hin zu konvergenten) Merkmalen.

Zum Beispiel:

Merkmal stromlinienförmiger Körperbau: Konvergenz
Merkmal Fischform: Konvergenz bei Hai und Delphin (Pinguin fällt hier raus)
Merkmal Wirbelsäure: Homologie bei allen dreien
Merkmal Knochen: Homologie bei Delphin und Pinguin (Hai fällt hier raus)
Merkmal Zahn: Homologie bei Hai und Delphin (Pinguin fällt hier raus)
Merkmal Homoiothermie: Analogie bei Delphin und Pinguin (Hai fällt hier raus)
Merkmal Heterotrophie: Homologie bei allen dreien
Merkmal Linsenauge: Homologie bei allen dreien
Merkmal doppelter Blutkreislauf: Analogie bei Delphin und Pinguin (Hai fällt raus)
Merkmal Lungenatmung: Homologie bei Delphin und Pinguin (Hai fällt raus)

usw.

Du musst genau angeben, was du vergleichen willst...

LG von der Waterkant

Cake333 
Fragesteller
 13.06.2021, 15:26

Achso, tut mir sehr leid, es geht um die Körperform der drei Tiere:)

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Homologien sind ursprungsgleiche Merkmale, d. h. sie leiten sich von einem gemeinsamen Vorfahren ab. Homologien sind daher ein Beleg für eine Verwandtschaft zweier Gruppen (Taxa) zueinander.

Im Unterschied dazu sind Analogien nicht ursprungsgleich. Es handelt sich um Merkmale, die sich durch eine Anpassung an die gleiche oder zumindest sehr ähnliche ökologische Nische, aber unabhängig voneinander entwickelt haben. Eine bestimmte ökologische Nische erfordert, um sie erfolgreich besetzen zu können, einen bestimmten Bauplan. Analoge Strukturen sehen sich deshalb (oberflächlich betrachtet) sehr ähnlich. Wenn man unter der Erde lebt, dann sind beispielsweise Grabschaufeln notwendig, denn irgendwie muss man den ganzen Bauschutt ja weg bekommen. Aus diesem Grund haben sich bei einer ganzen Reihe von unterirdisch lebenden Säugetieren, z. B. Maulwürfen, Goldmullen und Beutelmullen, Grabhände aus den vorderen Extremitäten entwickelt. Jede dieser Linien hat sich aber unabhängig an diese Lebensweise angepasst. Sie sind also sozusagen unabhängig voneinander auf die selbe Lösung des Problems gekommen und man darf nicht den Fehler begehen, diese Tiergruppen wegen ihrer Grabhände für nahe miteinander verwandt zu halten. Tatsächlich sind Goldmulle z. B. Beuteltiere und damit mit Känguruhs, Wombats und Koalas sehr viel näher verwandt als mit Maulwürfen.

Ob Haie, Delphine und Pinguine homologe oder analoge Merkmale haben, hängt von den Merkmalen ab und von der Ebene, auf der man sie betrachtet. Da du die Sache nicht weiter spezifiziert hast, möchte ich hier die drei Homologiekriterien erwähnen. Mit ihnen kannst du dann selbst überprüfen, ob Homologie zutrifft oder nicht.

  • Kriterium der Lage: Strukturen sind dann homolog, wenn sie in einem Lagegefüge die gleiche Position zueinander haben. Klassisches Beispiel dafür ist die Homologie der Wirbeltier-Vorderextremität. Sie ist homolog, weil die einzelnen Knochenbestandteile zueinander stets die gleiche Lage haben. Das sind von proximal (körpernah) nach distal: ein einzelner Oberarmknochen (Humerus), zwei Unterarmknochen (Elle und Speiche), gefolgt von den Handwurzelknochen (Carpalia), den Handknochen (Metacarpalia) und den Fingerknochen (Phalangen). Die Anzahl und Form der Handwurzel-, Hand- und Fingerknochen kann bei den verschiedenen Gruppen sehr unterschiedlich sein (meist sind es z. B. fünf Fingerstrahlen, beim Pferd aber nur noch einer, bei Walen sind es deutlich mehr als fünf), aber die Position zueinander ist stets gleich - es kommen immer erst die Handwurzelknochen und niemals erst Fingerknochen.
  • Kriterium der Stetigkeit: Strukturen sind dann homolog, wenn sie durch (fossile) Zwischenformen miteinander in Verbindung gebracht werden können. Beispielsweise sind die beiden Gehörknochen Hammer und Amboss der Säugetiere homolog zu den beiden Knochen Quadratum und Articulare, die bei den "Reptilien" das primäre Kiefergelenk bilden. Säugetiere stammen von kriechtierartigen Vorfahren (Synapsiden) ab. Im Lauf der Säugerevolution wanderte das primäre Kiefergelenk ins Mittelohr und bildete die zwei erwähnten Gehörknochen (der dritte (Steigbügel) ist homolog zur Columella, dem einzigen Gehörknochen der "Reptilien"). An die Stelle des ursprünglichen Kiefergelenks rückte ein neues, das sekundäre Kiefergelenk, gebildet aus dem Schuppenbein (Squamosum) und dem Dentale. Dass das Quadrato-Articulargelenk und Hammer und Amboss zueinander homolog sind, lässt sich durch frühe Säugetierfossilien wie Morganucodon belegen, die beide Kiefergelenke ausgebildet haben und damit ein Zwischenstadium markieren.
  • Kriterium der spezifischen Qualität: Zwei Strukturen sind homolog, wenn sie in ihrem Feinbau übereinstimmen. Beispielsweise sind die Zähne unseres Gebisses homolog zu den Hautzähnchen (Placoidschuppen) auf dem Haikörper. Beide sind mesodermalen und ektodermalen Ursprungs und zeigen im Längsschnitt den gleichen Aufbau: innen befindet sich die Pulpa, in der Blutgefäße und Nerven verlaufen. Die Pulpahöhle wird von Dentin umgeben und dem ist Zahnschmelz (Zähne) bzw. schmelzartige Substanz (Placoidschuppen) aufgelagert. Sowohl Placoidschuppen als auch Zähne sind im Bindegewebe über die gleichen kollagenen Fasern, die so genannten Sharpey-Fasern, verankert. Evolutionär sind die Zähne im Gebiss also sehr wahrscheinlich aus Hautzähnchen in der Nähe der Mundregion hervorgegangen, die sich vom ursprünglichen Dermalskelett der frühen Schädeltiere ableiten lassen. Bei frühen Wirbeltieren ("Agnatha) oder den devonischen Panzerfischen bildete das Dermalskelett einen dicken Knochenpanzer. Bei vielen Wirbeltiergruppen wurde das Dermalskelett dann aber bis auf einige Reste reduziert. Bei uns sind davon z. B. noch die Zähne übrig geblieben. Auch die Schlüsselbeine und Teile des Schädeldachs sind Reste des Dermalskeletts.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig