Gibt es zu wenig Notfallsanitäter?

2 Antworten

Ja. Zumindest die Rettungsdienste, die ich kenne, haben zu wenig Notfallsanitäter und freuen sich sehr wenn mal ein neuer dazu kommt.

Bei meinem alten Arbeitgeber sind in letzter Zeit überproportional viele "Altgediente" in Rente gegangen, einige andere haben den Betrieb gewechselt. Das konnte durch diejenigen, die man selbst ausgebildet hat, nicht ausgeglichen werden. Zumal auch von den fertig ausgebildeten Notfallsanitätern einige direkt abwanderten. Gleichzeitig wurden die Vorhaltungen erhöht, d.h. der Personalbedarf stieg.

Leider ist man im Hinblick auf Ausbildungsplätze schon absolut an der Grenze. Mehr Azubis gehen einfach nicht. Man würde sehr gerne, denn allein schon in den eigenen Reihen gibt es viele geeignete Bewerber.

Nein, die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist im Gegenteil dermaßen begehrt, dass längst nicht jeder zum Notfallsanitäter ausgebildet werden kann, der die Ausbildung gerne machen würde. Zehn Bewerber/innen auf einen freien Ausbildungsplatz, stellen bundesweit den Durchschnitt, nicht die Ausnahme dar. Die Rettungsdienste müssen also filtern, welche Bewerber/innen sie annehmen, dass sind dann allermeist diejenigen, welche bereits als "Rettungssanitäter/in" (mindestens 520 Stunden Qualifikation) qualifiziert sind, die eine zum Fahren von modernen Rettungswagen erforderliche Fahrerlaubnis der Klasse C1 besitzen und die bereits über eine ein- bis zweijährige Berufserfahrung im Rettungsdienst verfügen.

Wenn es also zu wenige fertige Notfallsanitäter geben sollte, liegt dass mit Sicherheit nicht daran, dass niemand Bock auf die Ausbildung hat (siehe oben). Wenn liegt es daran, dass es insgesamt zu wenige Ausbildungsplätze für dieses Berufsbild gibt. Man muss ja auch sehen, dass das Notfallsanitätergesetz (NotSanG) unter anderem deutlich strengere Anforderungen an die Ausbildungsstätten stellt (§6 NotSanG), als es das ehemalige Rettungsassistentengesetz (RettAssG) tat. Zudem, kann auf die Ausbildung zum Notfallsanitäter gemäß NotSanG nicht's mehr vom Rettungssanitäter angerechnet werden, weder die Qualifikation noch eine praktische Berufserfahrung. Dass war nach dem ehemaligen RettAssG auch noch ganz anders, hier bekamen Rettungssanitäter ihre Qualifikation auf den Fachlehrgang zum Rettungsassistenten (1. Ausbildungsjahr) in vollem Umfang angerechnet, mussten also nur an einem verkürzten Fachlehrgang teilnehmen und sie bekamen als Rettungssanitäter gesammelte Berufserfahrung im Rettungsdienst, als gleichwertig auf die praktische Ausbildung zum Rettungsassistenten (2. Ausbildungsjahr) angerechnet, sofern ihr Einsatz überwiegend in der Notfallrettung erfolgt ist. Letztlich, konnte die RettAss-Ausbildung also stark verkürzt werden, was beim neuen NotSan nun nicht mehr möglich ist, hier, muss man die vollen drei Jahre Berufsausbildung absolvieren, auch, wenn man schon seit zehn Jahren als RettSan im Rettungsdienst ist.

Mfg.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung