Genetische Veranlagung HCN zu riechen
Hi, da ich in letzter Zeit sehr viel mit Cyaniden zu tun habe und diese ja diesen typischen "Bittermandelgeruch" - den jedoch nur für knapp 50 % der Bevölkerung riechen können, wollte ich mal wissen, was genau es mit der genetischen Veranlagerung auf sich hat, die zur Folge hat, dass nur knapp die Hälfte der Leute es riechen können. Ich persönlich nehme den Geruch schon bei sehr niedrigen Konzentrationen wahr, jedoch bin ich der einzige aus 16 Leuten in meinem Labor. Frage wäre also: Wieso können manche Leute Cyanide (oder eher die resultierende HCN) riechen und manche nicht.
Bitte nur qualitativ hochwertige Antworten - Ist eben genetisch veranlagt ist keine
Vielen Dank!
4 Antworten
Wie gut sich SInnesorgane ausbilden ist letztendlich reiner Zufall.
Du bekommst Chromosome von deinem Vater, Chromosome von deiner Mutter und auf beiden sind Unterschiedliche Informationen gespeichert. Dann gäbe es noch den Effekt des Crossing-Overs, duch welchen mütterliche Chromosomabschnitte von der Mutter mit denen den väterlichen vertauscht werden können oder anders herum und beim Vater. Im Prinzip spielen vier Chromosomsätze eine Rolle:
Die mütterlichen und väterlichen der Mutter und die mütterlichen und väterlichen des Vaters. Was am Ende bei dir ankommt ist reiner Zufall!
Wenn man sich nun vorstellt, dass ein komplexes Sinnesorgan wie die Nase und damit die Riechzelle aus vielen verschiedenen Genabschnitten auf verschiedenen Chromosomen bestehen und jeder der vier Chromosomsätze die eine Rolle spielen auf jedem dieser Genabschnitte potentiell eine unterschiedlich stark Ausprägung enthält ist es wohl kaum verwunderlich, dass sich sämtliche Sinneseindrücke von Mesch zu Mensch unterscheiden - denn es ist ein sehr großer Zufall, wenn zwei Menschen exakt die gleiche Nase haben, die in allen Genabschnitten identisch ist
Natürlich haben sich evolutiv gewisse Merkmale durchgesetzt sodass besonders krasse Abweichungen der Minderheit angehören, dennoch ist es trotzdem möglich.
HCN als Bittermandelgeruch wahrnehmen zu können erfordert nunmal bestimmte Rezeptoren in der Nase - so wie jeder Geruch. Nachdem der Cyanid-Geruch aber in der Evolution keine große Rolle gespielt hat - der Höhlenmensch hatte kein Labor - hat sich diese Merkmal offenbar nicht durchgesetzt und ist wohl mehr oder weniger ein Zufallsprodukt.
Dass es nun 50% sind, das ist ein Wahrscheinlichkeitswert, der mir eher nach einer Schätzung als nach einer errechneten oder empirisch quantifizierten Zahl aussieht.
Was man auch nicht vernachlässigen sollte sind kognitiv erlernte Fähigkeiten. Wenn du einem Kind von klein auf bei bringst, Erdbeeren schmecken sauer, dann wird es vermutlich auch Zucker als sauer bezeichnen. Es sind letztendlich nichts weiter als Bezeichnungen für ähnlich richende, schmeckende oder aussehende Eindrücke und jeder verbindet mit einem Eindruck vielleicht auch etwas leicht verschiedenes.
Ich für meinen Teil hab noch nie Bittermandeln gerochen, also habe ich keine Ahnung was für ein Geruch das sein soll.
Dass nur du das riechst, bedeutet nicht, dass alle 16 anderen im Labor das nicht riechen. Die Wahrnehmungsschwelle kann EXTREM schwanken. Und einige riechen das halt erst wesentlich später als du es scheinbar tust. So oft sollte es eh nicht im Labor vorkommen, dass man den Geruch wahrnimmt, sonst macht ihr gewaltig was falsch!
In höheren Konzentrationen können das wahrscheinlich doch ein paar mehr wahrnehmen, allerdings hast du mit deiner genetischen Veranlagung recht. Wo genau die sitzt und wie es vererbt wird, kann ich dir jetzt allerdings nicht sagen...
Wie hier in dem einem oder anderen Beitrag erwähnt wird, schwankt die Wahrnehmung des charakteristischen Geruchs von HCN NICHT mit der Höhe der Konzentration.
Ab einer gewissen Konzentration kann niemand mehr Cyanide riechen da es zu einer Lähmung der Sinneszellen in der Nase kommt.
Entweder hat man die genetische Disposition oder nicht.
Wenigstens 50% können diesen Geruch nicht wahrnehmen egal wie hoch oder niedrig der Wert ist
Ich kenne drei Leute, die eine Cyanidvergiftung überlebt haben. Jeder von ihnen riecht das Cyanid seither in wesentlich geringeren Konzentrationen als vorher.
Aus Sicherheitsgründen ging ein Praktikumsassistent am Anfang mit einer kleinen KCN Flasche herum und jeder durfte unter sanftem Zuwedeln im Abzug mal daran riechen. Der Geruch im Labor kommt selbstverständlich nicht vor, ich denke nicht, dass man an anderer Leuten Analysen riechen als das werten kann. Gut das mit Konzentrationen könnte natürlich ein ausschlaggebender Punkt sein, jedoch haben die anderen Labore durchaus "bessere" Resultate erzielt (teilweise 12 von 16) Mit Cyaniden an sich sind wir natürlich, wie mit allen Substanzen, die auch nur ansatzweise toxische, ätzende, reizende etc Wikung besitzen vorsichtig Mich würde nur der Grund interessieren, warum gerade ein Teil der Bevölkerung es riechen kann, und der andere nicht. Es gibt zwar viele genetisch veranlagte Eigenschaften, aber gerade die Tatsache, dass nur bestimmte Leute es wahrnehmen können fasziniert mich irgendwie. Ich mein, irgendwoher muss es ja kommen. Es hat offensichtlich mit Rezeptoren zu tun, aber weitere Details lassen sich einfach nicht finden, am Ende ist die Fähigkeit Cyanid zu riechen noch vererbar :P Danke auf jeden Fall für die Antwort! :)