"Geistig zurückgeblieben" politisch korrekt?
Nun ja, ich habe mal eben in einem Youtube Video als Bezeichnung für eine behinderte Person das Wort "geistig zurückgeblieben" gehört.
Ist dieser Ausdruck denn überhaupt politisch korrekt?
Ich achte normalerweise eher weniger auf politische Korrektheit, dennoch finde ich, dass "geistig zurückgeblieben" ein schweres Wort ist und man damit vorsichtig umgehen sollte.
4 Antworten
Das Problem mit der politischen Korrektheit ist, dass die Meinungshoheit über die Definition des "Korrekten" von einer relativ kleinen, eher linken und von rationalem Denken oder naturwissenschaftlichen Fakten wenig beschwerten Clique ausgeht.
Bei emotionsgeladenen Begriffen lohnt es sich eine Augenmerk auf die jeweilige Umgebung und den dort üblichen Sprachgebrauch zu lenken. Wenn dann ein politisch korrekter Spinner aus einem anderen Umfeld aufmuckt, kann man immer noch die "höhere Autorität" des jeweiligen Umfelds anführen.
Was ich generell vermeiden möchte ist das Abgleiten einer Sachdiskussion unter interessierten Laien oder Fachleuten auf das irrationale Niveau des völlig Unsachlichen. Deshalb würde ich generell Begriffe ablehnen, die im allgemeinen Sprachgebrauch als Beleidigung gelten oder in bösartiger Absicht von Dumpfdödeln und ekligen Menschen verdreht werden um ihrer unsinnigen Weltsicht zu dienen. Ein typisches Beispiel wäre das Wort "Neger", das an sich in D eher harmlos ist aber durch die negative Verknüpfung mit dem typischen Sprachgebrauch dümmlicher Rassisten und AFD-Hansel einfach nicht mehr tragbar ist.
"Geistig zurückgeblieben" ist hier an der Grenze, weil es im allgemeinen Sprachgebrauch als abwertendes Schimpfwort benutzt wird und Intelligenzgeminderte (ICD-10) als Menschen abwertet,
Es gibt auch Versuche Begriff wie "Behinderung" oder "geistig" auszumerzen, was aber eher dumm ist, da sowohl das BGB als auch das Sozialgesetzbuch scharf trennende Begriffe benötigen.
Das Alles ist in dem Wiki Artikel hier recht gut zusammengefasst: https://de.wikipedia.org/wiki/Geistige_Behinderung
Mir gefällt auch der Verweis auf die Euphemismus-Tretmühle bei der Verwendung immer "korrekterer" Beschreibungen um jede Behinderung als Gewinn darzustellen. D.h. wenn man "geistig behindert" durch "anders oder besonders begabt" ersetzt, wird der Ausdruck nicht nur zur Lachnummer, sondern über kurz oder lang auch seinen Weg in das Beleidigungsvokabular finden.
Heute spricht man korrekt von "Entwicklungsverzögerung".
Ist das gleiche, klingt aber besser und nicht so abwertend.
Meiner Meinung nach ist es Scheißegal ob was politsch korrekt ist. Es wäre schon gut wenn den Leuten der Unterschied zwischen "geistig" und "interlektuell" bekannt wäre....
Vielleicht besser "sozial und emotional inkompetent "