Gehirnschäden (CTE) vermeiden, Muay Thai?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Da es immer viele verschiedene Antworten im Internet gibt, musst du selber wissen auf wen du hören willst. Ich möchte trotzdem vorab einmal anmerken, dass ich nicht nur Vollkontaktkampfsportler auf Wettkampfebene bin, sondern auch Neurowissenschaftler.

Also ersteinmal zu akuten Hirnschädigungen:

Es kann in extrem seltenen Fällen zu einer akuten Hirnblutung kommen, wenn jemand extrem schwer getroffen wird. Das ist aber sehr unwahrscheinlich und tritt in der Regel nur im Profibereich auf.

CTE:

Die chronisch Traumatische Enzephalopathie ist eine langzeitfolge von wiederholter Beschleunigung und abrupten Abbremsens des Gehirns. Extrem häufig tritt sie bei Football oder Rugby Spielern auf, seltener bei Kampfsportlern. Bei denen am häufigsten bei Boxern. Nach aktueller Studienlage, haben Amateurboxer kein erhöhtes Risiko für CTE wenn man sie mit anderen Sportlern vergleicht. Die Langzeitfolgen scheinen also auf die durch Sensationslust des Publikums, wegfallenden Sicherheitsvorkehrungen zurückzuführen zu sein (Lange Rundenzeiten, kein Kopfschutz, zu dünne Handschuhe).

Neurodegenerative Erkrankungen:

Es konnte beobachtet werden dass besonders nach wiederholten Erschütterungen in kurzer Zeit (Weiterkämpfen nach Anzählen im Boxen, Ground and Pound nach einem Knockdown im MMA) die Ausschüttung von toxischen Plaques im Zentralnervensystem erhöht wird. Dies könnte langfristig zur Degeneration des Zentralnervensystems führen. In wie weit dort ein Zusammenhang besteht, ist derzeit aber nicht wissenschaftlich geklärt.

Fazit:

Die Wahrscheinlichkeit für Hirnschäden ist in jedem Fall gering!

Im professionellen Bereich ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher als im Amateurbereich, wo diese Störungen so gut wie nicht auftreten.

Wenn du wirklich sicher gehen willst dir bei der Ausübung deines Sports keine Langzeitschäden zuzuziehen, achte auf entsprechende Sicherheitsvorkehrungen.

Achte auf passende Ausrüstung, Sparre nicht mit Leuten die sich nicht beherrschen können, Kämpfe in Verbänden die auf Sicherheitsvorkehrungen wie Helme und entsprechend dicke Handschuhe achten, Hör mit dem Sparring/Kämpfen auf und ruhe dich aus wenn du heftige Kopftreffer erleiden solltest nach denen du weiße Blitze siehst, Gleichgewichtsstörungen empfindest oder sogar K.O gehst.

Wenn du dies beachtest, kannst du deinen Sport ohne bedenken ausführen. Ein gewisses Restrisiko dich zu verletzen hast du bei allem was du tust.

chainch92001 
Fragesteller
 24.06.2023, 00:01

Ich danke dir für die ausführliche Antwort.
Also wäre ich sicher vor Hirnschäden, wenn ich als Amateurkämpfe habe?

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RagingDemon  25.06.2023, 08:30
@chainch92001

Nein, du bist niemals vor Hirnschäden sicher. Die meisten Leute mit Hirnschäden haben ihr ganzes Leben keinen Kampfsport gemacht. Du kannst immernoch Parkinson, Hirnblutungen, Schlaganfälle und Ähnliches erleiden. Die Gefahr kann dir keiner nehmen, aber wenn es passiert dann höchstwahrscheinlicb nicht wegen deiner Sportart.

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Halte ich nicht für besonders wahrscheinlich. In anderen Sportarten wie Football, Rugby etc. ist das Risiko viel höher als beim Kampfsport. Wenn du nicht auf superprofessionellem Niveau kämpfst ist das Risiko eher gering. Logischerweise natürlich aber höher als beim Halmaspielen, aber das ist eben Kampfsport. Kenne viele Leute und Bekannte meiner Familie die inzwischen 60 Jahre alt sind, ihr Leben lang Kampfsport gemacht haben und schon mit 10 Jahren jede zweite oder dritte Woche (teilweise Bareknuckle) gekämpft haben und die sind absolut auf der Höhe und geistig total fit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich trainiere seit meinem 6. Lebensjahr Muay Thai.

Ich denke, beim Muay Thai ist die Gefahr von Gehirnschäden deutlich geringer als beim klassischen Boxen. Beim Amateursport ist die Gefahr auch deutlich geringer als beim Profisport. Es bleibt also ein relativ geringes Restrisiko.

Trotzdem sollte man pro Woche nicht zu viel harte Kopftreffer kassieren. Menge und Häufigkeit sind ausschlaggebend. Kopfschmerzen und Benommenheit sollten einen vielleicht animieren, einen Gang zurückzuschalten. Man kann auch nur einmal in der Woche hartes Sparring machen und dazwischen lockerere Trainingseinheiten, die aber dasselbe Ziel verfolgen.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich selbst auch nur schwer zu motivieren wäre, seltener hartes Sparring zu machen. Ich meine, die Risiken von Langzeitschäden beim Boxen sind geringer als die gesundheitlichen Schäden beim Rauchen.

Woher ich das weiß:Hobby

Schläge an den Kopf und das regelmäßig, haben negative Auswirkungen. Wer das vermeiden möchte, sollte sich einen anderen Sport suchen.

chainch92001 
Fragesteller
 21.06.2023, 13:19

Ich liebe den Sport dafür aber viel zu sehr.

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maja0403  21.06.2023, 13:23
@chainch92001

Du musst dich entscheiden, was für dich wichtiger ist, zumal du offensichtlich schon Auswirkungen verspürst. Bei solch einem Sport, der regelmäßig ausgeübt wird, befindet sich dein Gehirn sozusagen in einer Dauergehirnerschütterung.

Viele unserer bekannten Boxprofis sind an den Folgen ihres Sports gestorben, teilweise sehr unschön, weil sich die Auswirkungen über viele Jahre hin aufgebaut haben und das Leben sehr negativ beeinflusst haben.

Alternativ könntest du dir einen Verein suchen, wo der Trainer verantwortungsvoller ist und nicht an Ruhm und Ehre, sondern an die Gesundheit seiner Schützlinge denkt.

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