Fristlose Kündigung überhaupt rechtlich möglich?
Hallo :)
Ich will euch hier lediglich was rechtliches fragen und brauche eigentlich keine Wertung.
Ich bin in einer Ausbildung.
Meine Ausbildung verläuft äußerst chaotisch.
Das erste Jahr lief ganz gut, im 2. Lehrjahr hatte ich dann einen Autounfall, ein Schädel-Hirn-Trauma und war im Krankenhaus. Ich habe dann wieder gearbeitet und dann mit meinem Chef ausgemacht, dass ich 4 Wochen Urlaub nehme, um mich noch voll und ganz zu erholen. Für mich war klar, dass ich den nächsten Monat frei habe. So, am 2. Urlaubstag war ich abends unterwegs und habe aufeinmal gemerkt, dass was mit meinem Knie nicht stimmt und bin dann einfach umgeknickt. Ich konnte daraufhin die nächsten 3 Tage nicht mehr laufen, bin zum Arzt, der mich zum Orthopäden, MRT writergeschickt hat. Für mich war klar, ich habe Urlaub, hab mich dummerweise nicht krank schreiben lassen. Habe dann einen Kollegen gefragt, ob der neue Dienstplan für den nächsten Monat schon da ist, er hat ihn mir geschickt, habe gesehen, dass ich die ersten 5 Tage im nächsten Monat noch frei habe. Hab mir gedacht, super bis dahin hab ich die Ergebnisse vom MRT und weiß, ob ich arbeiten kann. So, leider hat mich mein Chef für 2 Tage doch indem Monat eingetragen und hat mir das nicht kommuniziert, ich war dann nicht anwesend und wurde abgemahnt, mit dem Grund, ich hätte auf meinen Dienstplan schauen müssen. Ich musste das Schuljahr dann auch wiederholen, weil ich größere Probleme mit meinem Knie hatte. Ich habe dann alles wieder hingebogen und jetzt angefangen zu wiederholen. Es lief gut an. Ich bin jetzt ungewollt schwanger geworden, wieder Fehlzeiten. Nochmal Wiederholen mag ich eigentlich nicht mehr. Ich habe sehr gute Noten in der Schule, meine Lehrer hätten es mir erlaubt in eine Schulfremdenprüfung zu wechseln, dann wären Fehlzeiten egal und ich hätte keine Zeit verloren. Mein Arbeitgeber hat das nicht unterstützt. Das Schuljahr bringt mir nichts mehr. Ich habe mich jetzt bei einem anderen Träger beworben, weil ich nach all den Sachen einen Neuanfang mag, war hospitieren, meine Karten stehen gut, ich bin jetzt eigentlich kurz davor gewesen zu kündigen, sobald ich eben den neuen Vertrag unterschrieben habe.
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die letzten 2,3 Tage einfach die Berufsschule geschwärzt habe, weil das Schuljahr auf gut deutsch sowieso schon gelaufen ist. Leider hat das jetzt mein Arbeitgeber mitbekommen und mag mich deswegen fristlos kündigen. Ich hätte so und so gekündigt.
Eine fristlose Kündigung ist eben von heute auf Morgen. Ich bin erstmal für Arbeitslosengeld gesperrt.
Ein paar Fragen:
-Kann er mich überhaupt so fristlos kündigen oder wäre ein Auflösungsvertrag da nicht die bessere Variante?
-Wie komme ich an Geld, wenn ich für Arbeitslosengeld gesperrt bin?
-Kriegt ein neuer Arbeitgeber mit, dass man fristlos gekündigt wurde?
4 Antworten
Fristlos kündigen kannst du nur in der Probezeit, ansonsten gilt:
Eine fristlose Kündigung ist möglich, wenn es einen wichtigen Grund gibt und die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nicht zumutbar ist.
Da das bei dir offensichtlich der Fall war, wird das vermutlich in Ordnung sein. Näheres wird dir dein Fachanwalt für Arbeitsrecht sagen.
Der neue Arbeitgeber erfährt in der Regel nichts davon, es sei denn per Zufall oder du informierst ihn selber.
An Geld bekommst du Bürgergeld, das beantragst du halt bei der Bundesagentur für Arbeit.
Ich habe die Info von einem Kollegen. Wenn ich jetzt selber kündige, bevor ich fristlos gekündigt werde, bringt mir das etwas?
Wie immer, über das Internet, das Branchenbuch oder ähnliches. Das hat mit deiner Ausbildung nichts zu tun. Wobei die Gebühr für das Erstgespräch sind maximal 190 € zzgl. MWst und ggf. Auslagen.
Oder du gehst zu deiner Gewerkschaft, oder beantragst als Bürgergeldempfänger einen Beratungshilfeschein, da müsstest du aber auch jemanden Fragen der sich auskennt, auch der ist an Voraussetzungen geknüpft
Und wie ist das mit meinen Gehalt, denn ich bis dahin verdient habe? Kriege ich denn noch?
Kriege ich denn noch?
Wie wäre es mit "Erhalte ich das noch?"
Ja, bis zum Zeitpunkt der fristlosen Kündigung bekommst du noch dein Geld bzw. deine Ausbildungsvergütung.
Aber ich kann mich einfach weiter bewerben und gleich wieder wo arbeiten?
Bewerben in jedem Fall.
Arbeiten natürlich erst ab dem Zeitpunkt wo dein alter Vertrag (fristlos) gekündigt wurde.
Fristlos bedeutet doch aber ab dem Tag der Kündigung oder?
Nein. Fristlos bedeutet sofort, halt ohne Frist.
Gültig ab dem Tag der Kündigung ist jede Kündigung. Egal ob befristet oder fristlos.
Ja, da du nicht ersatzweise zur Arbeit erschienen bist, ist eine fristlose Kündigung erlaubt.
Geld bekommst du als ALG 2, also Bürgergeld...wird zwar auch etwas gekürzt, aber wenigstens etwas...
Und ja, in deinem Zeugnis wird die Kündigung erwähnt.
Hallo Nutella123330.
Kündigung? Eine fristlose Kündigung ist während der Ausbildung, nach der Probezeit, eine schwierige Sache. Da müssen mehrere Abmahnungen vorausgegangen sein. Dir muss sie Möglichkeit eingeräumt werden dein Verhalten zu ändern. Ausnahmen wären schwerwiegender Vertrauensmissbrauch, z.B. Diebstahl im Betrieb.
Aufhebungsvertrag? Manchmal passt es einfach nicht zusammen und man schließt einen Aufhebungsvertrag. Das wäre sicher besser als eine fristlose Kündigung. Aber den schließt man in der Ausbildung nur ab, wenn man schon etwas neues gefunden hat, da der Betrieb einen Auszubildenden kaum kündigen kann.
Geld? Geh arbeiten. So machen das die meisten ;-)
Neue Bewerbung? Wenn man sich wo bewirbt und im Lebenslauf sieht man, dass der Bewerber mitten im Ausbildungsjahr die Ausbildung "beendet" hat, dann kann man da schon mal nachfragen. Es ist auch oft üblich, dass man kurz beim vorherigen Arbeitgeber anruft und sich erkundigt.
Viel Erfolg!
Karliemeinname
Kann ich als Auszubildende auch irgendwie an einen Anwalt kommen? Ich habe die Information von einem Kollegen. Könnte ich also kündigen, bevor man mich fristlos kündigt. Würde das etwas bringen?
Jeder kann sich einen Anwalt nehmen. Du musst ihn aber auch bezahlen können.
Selbstverständlich kannst du fristgerecht kündigen. Aber wenn ihr eh schon keinen Bock mehr aufeinander habt, dann wäre der Aufhebungsvertrag wahrscheinlich besser, denn dann würden sich eure Wege sofort trennen.
Denkst er geht darauf ein? Ehrlicherweise ist für ihn ja nur wichtig, dass er mich los hat.
Ich kann das verstehen wegen der Kündigung, auf der anderen Seite sehe ich aber auch, dass ich echt Pech hatte gesundheitlich, das es eine missverständliche Kommunikation gab, die zur Abmahnung geführt hat. Ich finde es ehrlicherweise dann blöd, dass das gleichgestellt wird mit jemandem, der etwas gestohlen hat, gewalttätig war, wenn ich ganz ehrlich bin....
Bzw. Ist fristgerecht ja etwas anderes. Das heißt ja, ich hätte noch eine Frist, Zeitpuffer.
Wenn es zu einer fristlosen Kündigung kommt, dann hat sich da vermutlich einiges angesammelt. Der offizielle Kündigungsgrund muss auch nicht der wirkliche Kündigungsgrund sein.
Es wäre sicher besser gewesen, wenn man im Vorfeld das Gespräch gesucht hätte und Missverständnisse ausgeräumt oder unterschiedliche Standpunkte abgeklärt hätte. Wenn aber mal die fristlose Kündigung ausgesprochen wurde, dann gibt es da keinen Weg zurück. Im besten Fall kannst du eine Abfindung heraushandeln.
Du kannst auch fristlos kündigen. Aber das unterliegt auch hohen Hürden. Also wenn du geschlagen worden wärst, zum Beispiel.
Wurde es aber noch nicht offiziell. Wäre es jetzt also schlau, wenn ich erst kündige?
Und wenn ich jetzt fristgerecht kündige?
Gibt es denn niemanden im Betrieb mit dem du das Problem erörtern kannst und über den du dem Chef eine Lösung vorschlagen kannst?
Ich könnte es versuchen bei der Mitarbeitervertretung
Eine Abmahnung habe ich ja. Wieviele denn? Und ja sehe ich auch so, wenn was ganz schwerwiegendes passiert. Diebstahl, Gewalt...
Wenn man einen Auszubildenden kündigen möchte, dann sollten da möglichst drei Abmahnungen zum gleichen Thema vorangegangen sein. Dann ist man zunächst auf der sicheren Seite. Vor dem Arbeitsgericht wird sowas aber immer als Einzelfall geprüft.
Um dieses Risiko zu umgehen, wird dann gerne ein Aufhebungsvertrag angeboten.
Du scheinst ja viele Probleme zu haben.
Wie komme ich an einen Fachanwalt für Arbeitsrecht während der Ausbildung?