Frage zum Thema Verhalten - Schlechter Verlierer
Hallo Gemeinschaft,
ich hab mal eine Frage zu meiner Persönlichkeit.
Ich erzähl kurz worum es geht:
Und zwar spiele ich gern Karten. Mit Freunden, mit Leuten aus meinem Verein was auch immer. Ich hab nur ein großes Problem: Wenn es einige Spiele lang mies läuft, dann werd ich total unleidlich. Ich knalle die Karten aufen Tisch, motze die ganze Zeit nur rum, fluche und das macht meinen Mitspielern natürlich keinen Spaß. Erst heute hat mich ein Freund total zur Sau gemacht deswegen. Am Samstag hatte ich Leute zum Zocken zu mir eingeladen und wie so oft lief es grottenmäßig schlecht und ich bin mal wieder voll ausgetickt :( Ich habe Angst, dass ich auf Dauer so meine Freunde verlieren könnte.
Ich war aber schon als kleines Kind so. Sei es beim Mensch ärgere dich nicht gewesen, oder beim Monopoly, oder beim Kniffeln. Auch in anderen Sachen wie Bowling, Billard oder dergleichen, immer war ich ein total schlechter Verlierer.
Ich würde daran gerne was ändern, aber ich kann mich nicht beherrschen. Ich probiers immer wieder, aber spätestens nach ner halben Stunde Dauerpech is bei mir Schicht im Schacht. Alles was ich dann so sage, meine ich eigentlich gar nicht so, aber es belastet mich einfach massivst, wenn ich ständig Pech habe, ich kann damit gar nicht umgehen. Mir is dann auch total egal wie ich abgehe, ich bin dann wie ein wildes Tier ohne jegliche Kontrollgedanken.
Ich frage mich nun, ob ich wegen sowas gleich ne Verhaltenstherapie brauche, oder ob es andere Optionen für mich gäbe. Ich kenne so viele Leute, bei denen kann es stundenlang scheiße laufen und sie bleiben dennoch gelassen, oder es is ihnen egal. Manche Leute können sogar noch lachen, wenns bei ihnen nix wird.
Wie machen die das? Ich beneide solche Leute, weil ich das eben überhaupt nicht kann. Hat jemand einen guten Rat für mich, wie ich mich bessern kann?
Eins möchte ich noch anmerken: Ich habs zwar nie testen lassen, aber ich (26 Jahre alt, männlich) habe schon als Kind Anzeichen einer ADHS gehabt, möglicherweise hängt es ja auch damit irgendwie zusammen.
Freu mich über alle hilfreichen Beiträge.
Danke.
MfG
Alex
5 Antworten
Ich habe selbst ADHS/ADS und kenne das von früher, da war ich auch ein schlechter Verlierer. Mittlerweile ist das nicht mehr so. Natürlich verliere ich nicht gern aber wenn es nun mal passiert (auch wenn es in Folge ist), dann verlange ich meistens solange eine Revanche, bis ich gewinne, bleibe aber relativ ruhig. Sollte ich wirklich weiter verlieren, bleibt mir nichts anderes übrig, als darüber zu lachen und die Tatsache zu akzeptieren, dass ich dieses Mal halt irgendwas falsch gemacht habe oder einfach kein Glück hatte. Früher flogen die Stühle durch die Gegend oder ich musste den Gewinner verprügeln und das war natürlich nicht so toll. Da ich aber gerne analytisch bin, fing ich iwann an, den Grund für dieses Verhalten zu suchen. Und ich fand ihn. Die Persönlichkeit zu entwickeln, ist ein langer Weg voller Steine. Jedoch gibt es nur den einen.
Schlechte Verlierer haben in den häufigsten Fällen ein niedriges Selbstwertgefühl. Sie sind frustriert, wenn der andere ihnen selbst diesen letzten Triumph wegnimmt. Wenn das Maß voll ist, kommen selbst unterbewusste Aggressionen mit einem Schlag nach draußen. Und ADHSler sind leider ganz besonders davon getroffen. Mit einer niedrigen Frustrationsschwelle, angegriffenem Selbstwertgefühl wegen ständiger Ausgrenzung o.Ä. und häufigen Abstürzen oder Misserfolgen im Leben sind halt die besten Voraussetzungen getroffen, wie Ebenezer Scrooge zu werden, zynisch und cholerisch. Aber man kann an sich so weit arbeiten, dass man nicht nur lernt, die Frustrationsschwelle heraufzusetzen, sondern auch das Selbstwertgefühl stärkt. Dazu muss man sich seiner Fähigkeiten bewusst sein, wissen, worin man besser ist als die anderen und das auch ausstrahlen.
Wo sind deine Fähigkeiten, was kannst du besonders gut?
Wirst du dafür geschätzt oder gar bewundert?
Welche charakterlichen Probleme könnten sonst vorliegen?
Wie interagierst du sozial? Behandelst du die anderen höherwertig oder herablassend?
Bist du ein ungeduldiger oder egozentrischer Typ?
Bewunderst du andere wegen iwelcher Dinge und wenn ja, warum?
Leidest du (nanchmal) unter Depressionen oder Melancholie?
Was könnte dich emotional belasten?
Diese und ähnliche Fragen gilt es zu klären. Auch wenn dir Antworten nicht gefallen, sei ehrlich zu dir selbst und fang an, selbstreflexierend zu handeln. Analysiere dein Verhalten, dein Auftreten und versuche herauszufinden, was fehlt, damit du dich innerlich rein fühlst -> Höre in dich rein!
Ich kann Dich sehr gut verstehen, denn auch ich bin ein Zocker vor dem Herrn- und auch ich kann nicht gut verlieren, hab es aber lernen müssen und auch tatsächlich gelernt. Man muß sich einfach vor Augen halten, dass jeder Mensch ein Spiel spielt, um zu gewinnen - das ist bei einem Spiel von Anfang an das Ziel. Man sagt jedoch, und das habe ich gelernt, als ich Tennis in der Manschaft gespielt habe: Verlieren stärkt den Charakter - und man muß auch mal dem Gegner eine Chance geben, Fehler zu machen - und darauf lauern. Macht der Gegner keine Fehler, und gewinnt, dann war er einfach besser - und das mußt Du versuchen , neidlos anzuerkennen. Beim Kartenspielen gehört ja nicht nur Können, sondern auch Glück dazu, manchmal sogar nur Glück- solche Spiele spiele ich am wenigsten gerne, denn das Glück ist ein unsteter Partner und hat mit Können wenig zu tun, denn es gibt im Grunde wenig Kartenspiele- außer Skat - wo man mit schlechten Karten gut spielen kann. Die Spiele, die Dir wirklich am meisten Spass machen, die spielst Du jedoch auch aus der Unterhaltung heraus und der Freude , mit anderen zusammen spielen zu können - versuch es von dieser Seite zu sehen, dann sollte eine angemessene Reaktion auf mangelndes Glück der Anfang sein, der Dich viel besser weiter machen lässt- soll heißen, frag Dich einfach immer wieder, was so schlimm daran ist, wenn Jemand Anderes gewinnt? Erfreu Dich an seiner Freude - das ist im Leben die halbe Miete.
Der Bastian Schweinsteiger - DFB - Pokal- Endspielleffekt:
Nein - nicht die anderen waren besser als ich /wir, sondern die haben nur gewonnen weil ich/ wir mit ein bißchen Pech es zugelassen haben - somit haben die das gar nicht verdient und ich/wir sind die besseren
So unprominent ist die Einstellung gar nicht.
Wenn wir als Leistungssportler - egal wie verloren haben - dann ist es doch besser die Stäke eines Gegners anzuerkennen, statt diesen kleinzureden, denn dann kann ich wenigstens sagen ich habe gegen einen guten Gegner verloren, was einen selbst aufwertet.
Bei mir / uns hat das jedenfalls viel an Frust herausgenommen und Motivation erzeugt sich besser zu beherrschen, die Freude zu erhalten und kontrollierter zu werden.
Von der Einstellung profitiere ich auch heute noch gelegentlich im Privatleben.
Vielleicht ist das ja ein Löungsansatz.
Einen Verhaltenstherapeuten hielte ich dann doch für übertrieben und auch bei dem Andrang da gegenüber anderen für nicht richtig.
Mit freundlichen Grüßen
Nasdaq
Selbstbeherrschung kann man trainieren. Versuch es einfach immer (wieder).
Ruhig atmen und bis 10 zählen wenn du merkst du tickst aus... danach ist man ruhig.
Ich glaube dein problem liegt darin, dass du spiele viel zu hoch bewertest. Und deswegen ist es dir auch so wichtig, zu gewinnen. Liegt es vllt daran, dass du anderen oder dir etwas beweisen willst? In dem falle läge es an deinem selbstbewusstsein.. Aber es kann natürlich auch andere gründe geben. Ich bin zb eine person, die bei solchen spieleabenden eher lacht, wenn sie verliert. Bei mir liegt das 'wichtige', das zentrum auf den freunden bzw den spass mit den freunden und das spiel ist dann eher beiläufig für mich. Vllt solltest du dich statt auf das spiel so sehr eher auf den spaßfaktor fixieren. Auch kannst du dein ziel durch 'desensibilisierung' erreichen; also je häufiger dir diese unangenehme situation passiert, umso schlimmer findest du es.. Natürlich dauert das und ich weiß nicht, ob deine freunde noch so viel geduld haben, aber du kannst ja vllt mit welchen aus deiner familie spielen (und verlieren), damit du dieses gefühl kennenlernst und lernen kannst, zu akzeptieren. Ich denke in deiner kindheit haben dich deine eltern immer gewinnen lassen bei solchen spielen und deswegen hast du es nicht gelernt, zu versagen?!