Frage an mütter/Väter mit autistischen kindern,wie geht ihr damit um?
Würde mich mal interessieren da ich selber autist bin ,und mal die Sicht einer Mutter sehen würde von einen autistischen Kind
Ja ich könnte auch meine mutter fragen aber ich möchte die Sicht von anderen auch mal kennenlernen
3 Antworten
Meinst du, wie diese Eltern den Fakt verarbeiten, dass ihre Kinder autistisch sind?
Also bei meiner Mutter war das nie etwas, was sie als negativ wahrgenommen hatte. Sie bekam sogar vier Jahre nach meiner Diagnose selber ihre (mit 50, ebenfalls Autismus). Das erklärte, weshalb sie eine der wenigen Personen war - eigentlich sogar die einzige -, die mich wirklich verstand (auch, wenn sie es damals selbst noch nicht benennen konnte) und sich um mich kümmern konnte (auch, wenn alle anderen um uns herum das nicht wahrhaben wollten und glaubten, sie würde mich betätscheln, mir schaden und "Kindeswohlgefährdung", nur, weil sie meine Grenzen respektierte und mich wie ein autistisches Kind großzog ... Und vielen musst du erstmal in die Rübe hämmern, dass man autistische/neurodiverse Kinder nicht wie neurotypische Kinder großziehen kann, denn du kannst von einem Specht auch nicht erwarten, dass er schwimmen kann und du würdest niemals versuchen, einem Specht das Schwimmen beizubringen, denn das verstößt gegen seine Natur. Selbst dann, wenn um ihn großteils nur Papageientaucher existieren und selbst dann nicht, wenn fast überall nur Meer ist).
Sie erkannte schon relativ schnell - ab meinem 3. Lebensjahr -, dass ich mich anders (überwiegend langsamer) entwickelte. Schlussendlich wollte sie halt endlich eine Antwort haben, die wirklich stimmte. Niemand konnte (oder wollte) mir eine richtige Diagnose geben.
Ich war für eine Weile in einem SPZ - Die bemerkten nichts, bzw. nichts Konkretes. Da hieß es mal so im Vorbeigehen, sozusagen, "ja, Entwicklungsstörung halt", welche? Kein Plan, konnten oder wollten sie nicht sagen. Entweder wussten sie es wirklich nicht, oder sie wollten mich nicht labeln, denn ich war definitiv anders und hatte viele Probleme, aber nicht "kann gar nicht sprechen, fasst jeden ungefragt an und kreischt ständig herum"-Probleme und besonders Ärzte sind noch immer sehr vorsichtig, was das böse Wort angeht, das mit A anfängt und utismus aufhört, denn nichts ist schlimmer, als unschuldige Kinder zu labeln! (Deshalb nennen wir sie lieber "faul", "unorganisiert", "in sich gezogen", "in ihrer eigenen Welt lebend", "dumm", "verschwendetes Potenzial", "nervig", "überempfindsam", "zu kleinlich", ...)
Der nächste Arzt meinte, es läge an meiner Mutter. "Tja, Frau X, das liegt alles daran, dass Sie Ihre Tochter mit Samthandschuhen anfassen und sie nicht regelmäßig drängen, sich an neurotypische Normen anzupassen und (sich) wie eine neurotypische Person zu agieren, denken, fühlen, reden, bewegen und am besten auch noch wie eine neurotypische (aka. "gesunde", denn natürlich ist das Gegenteil von "autistisch" "gesund" und von Sarkasmus/Ironie habe ich noch nie etwas gehört) Person zu atmen."
Der letzte Teil wurde so natürlich nicht gesagt, aber ich hab das mal übersetzt. Meine Mutter machte sofort auf dem Absatz kehrt.
Der vorletzte Arzt sagte, er könne sehen, dass irgendetwas mit mir anders war, doch dass er nicht sagen könne, was es war. Immerhin war er ehrlich!
Und dann, nach circa 7 Jahren Rumgesuche, da fanden wir die Antwort (Bei einer Kinderpsychiaterin, die auf Autismus spezialisiert war - Wie wir dort hin gelangten, ist auch eine etwas längere Geschichte, aber das lasse ich mal so stehen). Da stand es: Autismus-Spektrum-Störung.
Und es ergab alles Sinn.
Für meine Mutter war es einfach nur gut, dem Kind einen Namen geben zu können. Damit sie wusste, woran sie war. Ich habe nie gespürt, dass sie meine Behinderung/Neurodivergenz je als negativ auffasste, sondern immer als etwas Neutrales. Denn sie dachte sich stets: "Bringt ja auch nichts, mich zu ärgern. Es ist, wie es ist."
Sie war oft ermüdet und frustriert, aber nicht direkt wegen meinem Autismus, sondern aufgrund der Tatsache, dass es kaum bis gar keine echte, ernstgemeinte, flexible Hilfe von irgendjemandem (Staat, Schule, Lehrer, Jugendamt, ...) gab. Sie musste sich quasi als neurodivergente Person selber um ein neurodivergentes Kind kümmern - Ohne irgendeine Form der Unterstützung. (Denn natürlich waren wir in der Verwandtschaft ganz schnell die "Seltsamen" und "ach, wenn du sie nur mal trittst, metaphorisch gesprochen, wird sie schon aus dem Autismus rauswachsen". Also wollte sich natürlich niemand um das behinderte Kind kümmern, außer, das behinderte Kind agierte wie ein nicht-behindertes und neurotypisches Kind.)
Wenn ich raten sollte - na ja, was heißt "raten"? Ich kenne meine Mutter gut genug, um das sagen zu können -, würde ich behaupten, dass meine Diagnose schlussendlich in erster Linie befreiend war für sie. Irgendetwas sagt mir, wäre ich damals nicht diagnostiziert worden, hätte sie ihre Diagnose damals wahrscheinlich heute noch nicht erhalten. Sie sah ihr junges Ich in meinem damaligen Ich mehr als einmal.
Ansonsten ... Also wenn du meinst, wie sie generell mit meinem Autismus umging (bzw. umgeht - wir wohnen noch zusammen) ... Keine Ahnung, normal halt? Weißt du? Zwei Autisten, die sich schon so lange kennen - Da merkt man oft gar nicht, wie anders man wirklich ist. Zumindest nicht in zwischenmenschlichen Bereichen. Für uns gibt es also nicht viel extra zu beachten. Es ist allerdings schon für uns beide frustrierend, wenn wir mal etwas tun müssten, was wir beide aufgrund unseres Autismus nicht oder nicht vollständig/richtig tun können und dann wird es nie wirklich getan und das wird dann zu einem Problem und so weiter und sofort. Hm, ja, okay, wie dem auch sei.
Ich gehe damit normal und " natürlich" um, weil ich selbst auch autistisch bin. Ich habe eher Probleme mit mit nichtautistischen Kindern. Und sie mit mir
Man liebt das eigene Kind immer bedingungslos. Autismus entwickelt oder hat man ja schon im Kindesalter. Das gehört zum Wesen des Kindes dazu und man lernt mit den individuellen Verhaltensmustern umzugehen.