Findet ihr es als Frau auch nervig, wenn Leute euch sagen dass ihr Nachts nicht rausgehen sollt?
Irgendwie nervt es mich. Immer wenn ich abends mal noch nen Spaziergang machen möchte, wenn es schon dunkel ist, kommen immer die Kommentare „aber da kann dir doch was passieren“ „wer weiß wer sich da jetzt rumtreibt, irgendwelche Vergewaltiger oder so“ blablabla. Von allerlei Leuten hört man das. Und das alles nur weil ich weiblich bin.
Klar, da können „böse“ Menschen rumlaufen. Aber heißt das, dass ich mich in meinem Leben einschränken muss? Für mich impliziert das eher so eine Art von Unselbstständigkeit, dass ich als Frau doch nicht selbst auf mich Acht geben kann.
Sehe das nur ich so? Nervt euch sowas auch, wenn euch das immer gesagt wird? Könnt ihr solche Sätze vielleicht aber auch nachvollziehen?
17 Antworten
Ja, mich nervt es je nach Formulierung auch. Gerade wenn es dann nicht in die "ich mache mir Sorgen", sondern "ich will es dir verbieten" schiene geht, als könne man sein Leben nicht selber verantworten.
Insbesondere, wenn Leute einen nicht in Ruhe lassen und z.B. total darauf bestehen, dass sie einen begleiten, obwohl ich das gar nicht möchte. Mich hat mal ein Arbeitskollege zum Zug gebracht, weil der Bahnhof an dem ich abends zwangsweise oft alleine unterwegs bin ja so gefährlich sei und er die 30 Minuten auf meinen Zug mit mir warten wolle, damit ich sicher ankomme. Wissend dass er dadurch seinen Zug verpasst und dann 50 Minuten auf den nächsten warten musste. Dabei war ich einfach erschöpft, hatte keine Lust mehr auf Gespräche usw., insbesondere da ich ihn auch nicht sonderlich mag. Aber er hat mich einfach nicht in Ruhe gelassen und regelrecht trotz mehrfachen Hinweis ich käme alleine klar nicht in Ruhe gelassen, diese krankhaft Sorge um "eine hilflose Frau" war schon richtig unangenehm und fast bedrohlich. Denn das war nach einer feier, er auch angetrunken, mit dem war absolut nicht zu reden was sowas betraf. Dabei stand ich da wie gesagt regelmäßig z.B. nach dem Sport abends alleine und hatte NIE Probleme, ja mal ein dummes Kommentar oder so aber das ignoriere ich dann einfach. Der Abend mit ihm dort war der unangenehmste den ich je dort hatte.
Ja, es kann was passieren. Denn man sieht andere Menschen, gerade in dunklen Umgebungen erst viel später und auch weniger Details von ihnen bis sie kurz vor einem sind und es sind oft deutlich weniger Leute und damit potentielle Helfer unterwegs, egal ob nun Unfall oder Überfall.
Ein Bekannter von mir wohnt auf dem Dorf und geht oft nachts joggen, der ist da mal stark gestürzt (Knöchel gebrochen) und konnte nicht weiter laufen, natürlich passend im Funkloch. Tagsüber wären da viele mit dem Hund gewesen und hätten Hilfe holen konnen, so lag der da nun im menschenleeren Wald alleine und musste sich zur nächsten größeren Straße schleppen. Ja, das ist blöd, aber wie hoch ist das Risiko schon das einem sowas passiert, erstrecht mehrfach und deswegen komplett verzichten? Denn er hat Schichtdienst und da macht man eben ganz alltägliche Dinge zu unüblichen Zeiten. Aber bei einem Mann sagt keiner was. Da war eher die Frage warum so spät unterwegs, ob Antwort, passt abgeharkt. Als ich dann als frau meinte ich würde auch nur abends/nachts laufen gehen, weil es mir dort tagsüber zu voll ist und daher nervig, wurde ich wie ein Alien angestarrt ob ich denn keine Angst habe und falls mir mal was passiert usw. usw.
Das Problem ist ja auch: Einem bleibt teilweise nichts anderes übrig als abends/nachts alleine unterwegs zu sein. Insbesondere wenn man alleine lebt, aber auc mit Partner.
Und dann ist es doch gut, wenn man das gewohnt ist und nicht total verängstigt und damit auffällig unterwegs ist.
Was mir auch immer wieder negativ auffällt: Wenn dann mal was passiert ist die Frage oft nicht "wer war der Täter?", "kannte sie den Täter?" "Warum hat er das gemacht?" sondern nur "warum war sie als Frau nachts alleine unterwegs?". Alleine dieser Blick der Gesellschaft darauf der direkt dem Opfer eine Mitschuld gibt, selbst wenn es z.B. der Arbeitsweg war und sie das nicht hätte vermeiden können, ist ein großes Problem. Der Fokus liegt eher darauf eine gute Tochter so zu erziehen nicht raus zu gehen, statt Söhne so zu erziehen, dass sie nichts tun wovor man Angst haben müsste.
Danke. Genau meine Meinung. Eine ähnliche Situation wie du sie oben beschrieben hast mit dem Kollegen am Bahnhof habe ich auch schon erleben müssen.
Ich bin ein Mann und kann diese Sorgen teils verstehen, würde aber auch keine Frau damit nerven, dass sie doch bitte nicht, wenn es dunkel ist, rausgehen soll.
Das muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Diese Bevormundung ist ab einem gewissen Alter auch einfach anmaßend.
Auf der anderen Seite ist da je nach Wohnsituation aber leider was dran.
Es ist leider so, dass es in einigen Städten wirklich gefährlich sein kann alleine rauszugehen - Das gilt aber sowohl für Männer als auch für Frauen.
Für Männer ist die Gefahr vergewaltigt zu werde nicht so groß wie für eine Frau, allerdings gibt es ja auch andere Gefahren auf die man sich in dem Fall einlässt.
Männer, die nicht wissen wie sie sich selbst verteidigen können, sind ebenso aufgeschmissen in einer Notsituation wie eine Frau, die sich nicht verteidigen kann.
Deswegen halt ich es geschlechterunabhängig auch für mehr als ratsam gegebenenfalls Kurse zu besuchen, die einem vermitteln wie man sich angemessen verteidigt.
Also ich kann das Ganze schon nachvollziehen, das macht es für mich aber nicht automatisch zu 100% richtig.
Hey du,
ich hatte frisch ein ähnliches Thema mit meiner besten Freundin und andern Frauen und kann dich da auch als Mann voll verstehen.
Das ist so ähnlich wie die Panikleute, die sich mit Waffen einlegen und nen möglichst hohen Zaun um ihr Haus bauen wollen. Auch totaler Quatsch, meiner Meinung nach. Das führt nur in eine Abwärtsspirale, die ohne wahre Grundlage ist.
Allerdings freue ich mich nach Treffen mit Frauen tatsächlich auch, wenn sie mir sagen, dass sie gut Heim gekommen sind. Solange bleibe ich dann auch wach.
Ich finde, du siehst machst das ganz genau richtig. Und du bist da auch unter Frauen null alleine mit.
Habe so etwas eigentlich nie zu hören bekommen, aber auch schon unschöne Erfahrungen gemacht. Nervig würde ich es, denke ich, nicht finden, wenn jemand so etwas zu mir sagt. Nur traurig, dass es tatsächlich so gefährlich ist. Aber das kann man nicht ändern, man kann sich nur selbst schützen und aufpassen.
Hallo,
Ja, mich nervt das ehrlich gesagt etwas. Nicht nur nachts, sondern auch generell. Einige machen sich Sorgen, als wäre man noch ein Kind oder eine Jugendliche.
Ich war 2016 mit Anfang 20 alleine im Urlaub und da war ich oft nachts alleine feiern usw. Wir haben nun 2023 und ich bin 26 Jahre alt.
Bei meinem Vater ist es zum Glück ruhiger geworden, seitdem ich alleine wohne (seit 2017). Mein Ex macht sich anscheinend Sorgen, wenn ich im Sommer alleine nach Hamburg fahre. Der Lokführer, als ich nachts alleine in einem Kuhdorf laufen musste usw.
LG!