Findet ihr die Entwicklung von Mitsubishi traurig?
Von der Rallye-Ikone zu Familienautos bzw. Klon von Renault. Eigenständige Autos sind nur Space Star und Eclipse Cross. Bei letzteres hat man einfach den beliebten Mitsubishi-Sportwagen Namen verwendet und ein Cross dahinter für SUV gemacht. Wenn ich bedenke was die früher für Autos gemacht haben.. Lancer (Evo), legendären Eclipse bekannt durch F&F etc.
Frage geht an die Auto-Enthusiasten, weil mir wird klar sein, das welche die mit Autos nicht viel zu tun haben, außer es als Mittel zum Zweck sehen nicht viel anfangen können mit Emotionalität einer Automarke.
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2 Antworten
Erstmal danke für die Frage, denn ich finde es schön, dass sich jemand noch an Mitsubishi erinnert. War mal eine klasse Marke. Hochwertige Technik, die erste 3-Jahres-Garantie bis 100.000 Kilometer ab 1986, immer günstig, gut ausgestattet - einfach top.
Man war durchaus auf Augenhöhe mit den Großen - der Sigma war eine starke Ansage und durchaus mit dem Mercedes W124 zu vergleichen. Klar hatte der Sigma im Detail gewisse Schwächen, aber er stand für Qualität, Sicherheit, Solidität und damals sehr moderne Technik.
https://www.youtube.com/watch?v=XRMMbeRYRSQ
Mitsubishi war allgemein mal eine sportliche Marke mit vielen Rallye-Erfolgen, aber seit 2005 der Carisma eingestellt wurde und 2012 der gut gemachte hohe Colt/CZ3 gibt es kaum mehr Modelle, die für den Massengeschmack geeignet sind. Schon der 2007 eingeführte letzte Lancer war wie sein Vorgänger nur bedingt konkurrenzfähig, wenngleich kein schlechtes Auto; der Vorgänger-Lancer ab 2003 war sogar schon beim Erscheinen rückständig und veraltet. Als ich damals die ersten Vorführmodelle sah, fragte ich mich, ob die das ernst meinen, eine so dünnblecherne Klapprigkeit und billigste Materialien in der Golf-Klasse anzubieten (wir reden hier von der Zeit, in der der Golf V gerade den Golf IV ablöste und der Opel-Astra H in den Startlöchern stand; Ende 2003/Anfang 2004 war das). Entsprechend wurde die Kiste in Deutschland nicht zur Kenntnis genommen und spielte eine Nebenrolle; ich habe schon ewig keinen mehr gesehen. Den Lancer haben nur ein paar Rentner gekauft, die vorher einen Lancer hatten und das grundsätzliche Konzept einer sehr einfachen, sehr klassischen Limousine gut fanden.
Aktuell sieht es noch düsterer aus. Der kleine Space-Star ist als Beitrag zur Kleinstwagenklasse nicht ernstzunehmen und nur über den Preis verkäuflich; ein Golf-Konkurrent fehlt fast traditionell, Mittelklasse gibt es seit dem sehr guten Carisma auch nicht mehr und der letzte Lancer war nix Halbes und nix Ganzes - für einen Jetta-Konkurrenten war zu groß, für einen Passat-Mitbewerber zu klein und dazu irgendwie altmodisch etwa in Sachen Assistenzsysteme und Ausstattung. Der ASX ist ausgereiftes Alteisen der 2000er-Jahre gewesen und nach dem x-ten Facelift veraltet, der neue ASX ist Renault pur; den Pajero als Liebling der Zugwagenfreunde und Jägermeister gibt es nur noch gebraucht und Nutzfahrzeuge oder Vans überhaupt nicht mehr. Der neue Colt erübrigt sich, da es das selbe Auto schon von Renault gibt und der neue Colt noch nicht mal besonders günstig ist - und Renault hat ein diffiziles Image; man kann noch nicht mal mit guter Nippon-Qualität werben, wenn man einen qualitativ und auch sonst in jeder Hinsicht durchschnittlichen Franzosen umgelabelt hat - das betrifft auch den neuen ASX, der ein Captur mit drei Diamanten auf dem Grill und etwas mehr Chromdekor ist.
https://www.youtube.com/watch?v=5uxhxUO_DCw
Zum Vergleich: Die 1988 eingeführte Colt-Baureihe war vom Start weg ein Hit und zudem ein richtig gut gemachtes Auto, das zwar nicht billig war und nicht wirklich geräumig und nur dreitürig lieferbar, aber eine gute Ausstattung, ein markantes Design, erstklassige Motoren und auf Wunsch ein Automatikgetriebe mitbrachte - und drei Jahre Garantie bis 100.000 Kilometer, damals ein Novum.
https://www.youtube.com/watch?v=RsEpLGvVEk8
Und das ist irgendwie schon traurig. Mitsubishi war immer mein Lieblings-Japaner und die Autos gefielen mir immer und sie waren sehr gut und solide, aber das trifft heute nicht mehr zu. Würde ich die Autos verkaufen müssen, ich würde mich in Grund und Boden schämen; kein aktueller Mitsubishi ist konkurrenzfähig.
Es fing schon 2003/04 an, als man den Galant ersatzlos einstellte - der Galant war der Mitsubishi schlechthin und hatte jede Menge Freunde. Die Verkaufszahlen pro Jahr gingen bis zuletzt immer noch an die 10000 in Deutschland und das war nicht viel, aber gemessen an anderen Japanern dieser Klasse konnte sich das sehen lassen - es hätte jedenfalls keine Einstellung des Modells bedeuten müssen. Der Galant war eine tragende Säule der Marke in Deutschland. Nach und nach wurden alle Mitsubishis eingestellt, die von den Deutschen sehr gern und teilweise über Jahrzehnte hinweg gekauft worden sind; gerade Mitsubishi war immer eine Marke überzeugter Stammkunden.
Kannte einige eingefleischte Mitsubishiliebhaber, die sich alle abwandten, weil es einfach kein Angebot mehr für sie gegeben hat und die Marke ihre treuen Fans, die seit 1977 und dem ersten Galant dabei waren total im Stich gelassen hat. Kein Mensch kauft sich heute noch bewusst einen Mitsubishi - die Qualität ist so lala, die Autos sind langweilig und die Händler schwer zu finden. Viele wissen gar nicht, dass es die Marke überhaupt noch gibt.
Die Marke hat sich selbst liquidiert/abgeschossen, wie man dazu sagen will, es fehlt an allem und vor allem an Modellen, die für Deutschland und Europa geeignet sind. Dass es selbst in Ballungsräumen kaum mehr Händler gibt ist auch Quatsch. Mir fallen hier spontan vier Toyotahändler ein, von Mitsubishi nur einer: Es ist leider so, dass die Marke jwd lieblos verramscht wird; hier im Würzburger Raum gibt es außer in WÜ direkt keine Händler und ich bin eigentlich jemand, der die Händlerszene ganz gut im Griff hat und sich interessiert wo es welche Marke gibt. Der in Bad Mergentheim ist gestorben, bei Wertheim ging vor Jahren einer Konkurs (?) und in WÜ direkt gibt's noch den Eck im Heuchelhof hinten ... und das war's! Das betrifft zugegeben einige Japaner wie auch Nissan oder Mazda, vor allem aber MMC - früher gab es oft rot-weiße Fassaden an diversen besseren "Dorfscheunen", in denen Lancer, Galant und L300 verkauft und repariert wurden, das ist Vergangenheit.
Man tut, was man kann ... und heute kommen gleich drei Faktoren dazu: Feierabend nach einem gelungenen Arbeitstag, Vorfreude auf den Nächsten und hier ein persönlicher Bezug zum Thema. Danke!
Das klingt doch schön, freut mich und nix zu danken! Ich bin immer wieder auf's neue fasziniert von dein Wissen über Autos. Ich kenne keinen der sich egal bei welcher Marke so gut auskennt.
Und ich bin eigentlich gar kein Autonarr im klassischen Sinne^^ für mich ist eher die Geschichte dabei faszinierend bzw. die Zeitgeschichte und die eigene Vergangenheit, die mit solchen Fahrzeugen zusammenhängt. Auslöser für meine Auto-Freude ist letztlich mein schon immer großes Interesse an (Zeit-)Geshcichte. Ich fahre auch meinen alten Audi 80 nicht unbedingt, weil ich ihn selber so faszinierend finde (ich mag das Auto und fahre sehr gern damit), sondern weil er für die 80er und 90er steht und das einfach an sich mein Hobby ist.
Das hört man ziemlich selten, weil oft hängt es immer direkt mit Autos zusammen. Ich kann es aber voll und ganz nachvollziehen, weil vorallem die Geschichte einer Marke ausmacht was sie heute ist. Jemand der z.B nur die neuen Modelle von Mitsubishi kennt und dann die alten sieht, wird die Marke gar nicht wiedererkennen oder wissen was da passiert ist inklusive mir. Deswegen schön immer deine Antworten zu lesen. Vorallem weil du auch die goldene Automobile-Zeit miterlebt hast.
Ja, das ist schon eigenartig. Mir ist es ziemlich egal, was ich fahre, es muss aber mit den 80ern/90ern zu tun haben - ich finde es faszinierend, einen Audi 80 zu haben, wo im Händlerverzeichnis noch von der DDR (Baujahr 1988) die Rede ist und der schon unterwegs war, als es die DDR noch gab (nur ein Beispiel in Sachen Geschichte), wo die Postleitzahlen vierstellig waren (bis 1. Juli 1993), der Kanzler Helmut Kohl hieß, es noch die Deutsche Bundespost, die D-Mark und es den Langen Donnerstag gab und im Fernsehen die ZDF-Hitparade lief oder "Der Alte" mit Rolf Schimpf oder der originale "große Preis" mit Wim Thoelke und später Hans-Joachim Kulenkampff, der auch schon 1998 von uns ging.
Es war mir bei der Entscheidung für ein solches Auto egal, was es wird; der Zustand musste gut sein, der Preis fair und die Ersatzteilsituation geklärt - es hätte auch ein Polo II oder Golf II, Opel Kadett oder Ähnliches werden können; das mit dem Audi 80 war ein Zufall, der einfach passte.
Sehr interessant! Ich muss sagen der Audi 80 ist ein kleiner Kindheitstraum. Finde den Wagen bis heute immer noch zeitlos schön, aber selber mal geschaut was der Markt so hergibt an Audi 80's mit guten Zustand, aber leider nicht fündig geworden. Anscheinend wurde der in der Vergangenheit von vielen leider nicht gut behandelt - so mein Eindruck 🙁
Den L300 2.0 Vergaser G-Kat BJ 1997 hatten meine Eltern, total vergnüglich damit zu fahren, bombastische Zuladung von über 800 Kg. Nur bei Minustemperaturen nicht, da ging der 1. Gang nicht rein :)
In den frühen 80er Jahren gab es den Mitsubishi Colt mit "Spurt- und Spar"-Getriebe, ein 4.Gang-Getriebe mit längerem 2-fach Vorgelege, sparte gar nichts aber war trotzdem witzig :)
https://de.motor1.com/news/681485/mitsubishi-colt-a150-1978-fahrbericht/
In Sachen Platz war 1979 der um 10 Zentimeter längere Colt Fünftürer dazugekommen. Serienmäßig gab es vier Gänge, für den 1400 GLX auch eine Dreistufen-Automatik. Als Anekdote der Automobilgeschichte waren die GLX-Versionen mit ZWEI Schalthebeln ausgerüstet. "Spurt- und Sparschaltung" nannte Mitsubishi diese Idee.
"Spurt- und Spar"-Schaltung des Mitsubishi Colt im Prospekt von 1981
Dahinter steckt typisch japanische Ingenieurs-Tüftelei, die im Prospekt ausführlich erklärt wird. Also: Rechts befindet sich ein normaler Schalthebel mit vier Gängen. Links daneben eine Art Stock mit der Aufschrift "P" und "E". P wie Power, hier kommt eine kurze Übersetzung des Getriebes zum Einsatz. E für Economy, eine lange Übersetzung zum Spritsparen. Theoretisch acht Gänge also. Und zwar mechanisch per Vorgelegegetriebe.
Eine zeittypische Idee, als im Zuge immer teuereren Sprits überall Economy-Anzeigen oder "+E"-Getriebe in Mode kamen. Mitsubishi nannte 5,1 Liter, die bei konstant 90 km/h möglich sein. Nun gut, dass ist über vier Jahrzehne später nicht mehr kriegsentscheidend. Als erstes fällt einem das Format des ersten Europa-Colt auf, nach heutigen Maßstäben wäre er nicht mal mehr ein Kleinwagen.
Ich kann mich noch erinnern wie Mitte der 80er ein Mitsubishi Galant (!) der 5. Generation mit 82 PS Turbodiesel-Motor auf der Autobahn mit BMW und Mercedes ein Rennen lieferte. Mann, waren das Zeiten
Mehr als traurig, in der Tat.
Ich kann mich noch erinnern wie Mitte der 80er ein Mitsubishi Galant (!) der 5. Generation mit 82 PS Turbodiesel-Motor auf der Autobahn mit BMW und Mercedes ein Rennen lieferte. Mann, waren das Zeiten! Und heute?
Kein Mitsubishi Lancer mehr, keinen Galant, keinen Pajero, keinen L300 Kleinbus
Es gab sogar mal einen Mitsubishi Galant AMG:
https://www.youtube.com/watch?v=jziGtYCfiJQ
https://www.youtube.com/watch?v=LRJCf-o_IRw
Man stelle sich vor dass Mitsubishi einmal ein Geschoß wie den 3000 GT produziert hat mit einer Spitzengeschwindigkeit von 280 Km/h, Biturbo-Motor mit Allradantrieb, Allradlenkung und allem was damals so Stand der Technik war.
Dessen Bremsscheiben waren allerdings kleiner als heute bei einem VW Polo :)
Was eine Schönheit! Wusste gar nicht das Amg mit Musubishi zusammen gearbeitet haben. 2 Marken die unterschiedlicher nicht sein können.
Wow, großes Dankeschön für deine (wie immer) grandiose Antwort!