Erklärung der 5. Antithese?

4 Antworten

Hallo b1791012,

Auge um Auge
Etwas Grundsätzliches:

1.Der Orientale (und die Bibelautoren sind Orientalen) erzählt gern, schmückt aus bringt viele Einzelheiten. Aber meist kommt es nur auf einen einzigen Punkt an, und man darf sich nicht an Einzelheiten aufhängen. 2. Jesus ist Jude. Und er ist Orientale, der deutlich machen will. 3. Der „Ausdruck Auge um Auge“ entnimmt er aus dem Alten Testament und entwickelt ihn einfach in der Thoradiskussion weiter. Das ist typisches jüdisches Diskussionsverfahren.

Der zuhörende Jude weiß, was gemeint ist, da er das Alte Testament kennt. Wir denken dabei nur daran, dass man sich rächen darf. Das ist aber genau die falsche Ansicht, die man den Juden unterstellt.

Jesus will mit seinen Ausführungen auch nicht sagen, dass es hier um Ohrfeigen geht und um Wangen (rechte? Linke?), die man hinhalten muss, sondern er will eine Haltung, die wir heute und z.B. bei der Polizei als deeskalierend bezeichnen: sich so zu verhalten, dass jeder Gewalt der Boden entzogen wird. Das gilt ähnlich für die Sache mit Hemd, Mantel, Wegbegleitung, Geld borgen.

Woher der o.g. Ausdruck aus dem Alten Testament stammt:

Exodus 21,22 -25 „Wenn Männer miteinander raufen und dabei eine schwangere Frau treffen, sodass sie eine Fehlgeburt hat, ohne dass ein weiterer Schaden entsteht, dann soll der Täter eine Buße zahlen, die ihm der Ehemann der Frau auferlegt; er kann die Zahlung nach dem Urteil von Schiedsrichtern leisten. Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.“

Das ist bezogen nur auf den speziellen Fall des weiteren Schadens bei Fehlgeburt. Du wirst feststellen, dass hier nicht gesagt wird, was der Geschädigte darf (der darf gar nichts!), sondern was der Schädiger als Wiedergutmachung zu leisten hat. Umgekehrt bekommt der Geschädigte aber auch nicht mehr, als er verloren hat. (Dieses Niveau ist z.B. in den USA, wo jemand wegen einer verschütteten Kaffeetasse zu -zigtausend Dollar Schadenersatz verurteilt werden kann, noch nicht erreicht!)

Leviticus 24, 17-20 „Wer einen Menschen erschlägt, wird mit dem Tod bestraft. Wer ein Stück Vieh erschlägt, muss es ersetzen: Leben für Leben. Wenn jemand einen Stammesgenossen verletzt, soll man ihm antun, was er getan hat: Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Der Schaden, den er einem Menschen zugefügt hat, soll ihm zugefügt werden.“

Einmal ist das bezogen auf den Stammesgenossen, noch nicht einmal auf das ganze Volk Israel oder Nichtisraeliten. Auch hier darf der Geschädigte überhaupt nichts, sondern das sind Regeln für einen regulären Gerichtsprozess.

Das ist z.B. auch ausgedrückt in
Deuteronomium Auszug aus 19, 16 – 21: „Wenn jemand vor Gericht geht und als Zeuge einen andern zu Unrecht der Anstiftung zum Aufruhr bezichtigt, wenn die beiden Parteien mit ihrem Rechtsstreit vor den Herrn hintreten, vor die Priester und Richter, die dann amtieren, wenn die Richter eine genaue Ermittlung anstellen und sich zeigt: Der Mann ist ein falscher Zeuge, er hat seinen Bruder fälschlich bezichtigt, dann sollt ihr mit ihm so verfahren, wie er mit seinem Bruder verfahren wollte. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. Die Übrigen sollen davon hören, damit sie sich fürchten und nicht noch einmal ein solches Verbrechen in deiner Mitte begehen. Und du sollst in dir kein Mitleid aufsteigen lassen: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß.“

Schluss der Sache: Auge um Auge ist keine Erlaubnis zur Rache, sondern Vorschrift in einem regulären Gerichtsprozess.

Im Walvoord-Bibelkommentar findet sich zu Mt 5, 38-42:

"Die Worte "Auge um Auge, Zahn um Zahn" stehen mehrmals im Alten Testament (2Mo 21,24; 3Mo 24,20; 5Mo 19,21); sie werden die lex talionis, das Gesetz der Vergeltung, genannt. Dieses Gesetz sollte die Unschuldigen schützen und sicherstellen, dass die Vergeltung nicht schlimmer ausfiel als das Vergehen.

Nach den Worten Jesu haben die wirklich Gerechten es jedoch überhaupt nicht nötig, auf ihr Recht zu bestehen. Ein Gerechter zeichnet sich durch Demut und Selbstlosigkeit aus. Er wird um des Friedens willen "zwei Meilen" mitgehen, wenn nur eine verlangt ist. Wenn ihm Unrecht getan und er auf eine Backe geschlagen wird, wenn er seines Rockes (das Unterkleid; das Überkleid war der Mantel) beraubt oder gezwungen wird, mit jemandem eine Meile mitzugehen, so wird er nicht zurückschlagen, Ersatz verlangen oder die Bitte ablehnen. Statt Vergeltung zu suchen, wird er das Gegenteil tun und seinen Fall dem Herrn überlassen, der eines Tages alles in Ordnung bringen wird (vgl. Röm 12,17-21). Das größte Beispiel für diese Haltung ist das Leben des Herrn selbst, wie Petrus später darlegte (1Pet 2,23)."

Hallo b1791012,

Bitte die Stelle angeben! Meinst du die vom Schwören?

Oh das tut mir aber leid! Ich meinte die Stelle: MT 5, 38-42. Es soll in die Richtung von Gewalt gehen.

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