Erfahrungen im Studiengang Physikalische Technik

2 Antworten

Hallo Zusammen,

ich habe mein Studium der Physikalischen Technik 2009 als Dipl. Ing. (FH) beendet. Die durchschnittliche Studiendauer betrug damals jedoch 10 Semester. Vor Studienantritt ist es durchaus zu empfehlen bereits in der Schule 2 Jahre ein technisches Gymnasium oder eine technische Fachoberschule zu besuchen, da sehr viel technisches Wissen bereits zu Beginn vorausgesetzt wird (z.B Umgang mit Oszilloskop: Bestimmung von Phasenverschiebungen). Es ist ein hervorragendes Studium das vor allem für die Entwicklung im Bereich der Zukunftsechnologien wie Elektromobilität, Lasertechnik und Smart Home Anwendungen ausbildet, da man ein sehr tiefgehendes Verständnis dafür entwickelt. Am Anfang lernt man im Vollzeitstudium wichtiges ingenieurtechnisches Fachwissen sowie die naturwissenschaftlichen Grundlagen. Ein Schwerpunkt im Grundstudium ist es in den Kernbereichen Pflichtpraktika zu absolvieren und Ausarbeitungen zu Projektarbeiten anzufertigen, welche Prüfungsvoraussetzung sind. Daneben war in Konstruktion eine Konstruktionsarbeit anzufertigen (Getriebe für eine mechanische Schreibmaschine mit Walzengetriebe). Ich versuche mal kurz nachzuzeichnen was der INhalt dieses äußerst anspruchsvollen Studiums war:

Grundstudium:

  • Konstruktion / CAD / Technisches Zeichnen (Theorie und Praktikum, Fertigungsverfahren). Projektarbeit Konstruktion (prüfungsrelevant, Bearbeitungszeit ca. 2 monate)
  • Maschinenelemente (Befestigungselemente, Lager, Getriebe, usw....)
  • Eletrotechnik/Elektronik Theorie und Pflichtpraktika mit Ausarbeitungen (z.B. Komplexe Wechelstromnetzwerke in komplexer Rechnung, Analyse von Wechselstromkreisen, Oszilloskop, Transistorschaltungen (Verstärker und Schalter) Operationsverstärkerschaltungen (Addierer, Differenzierer, Logarithmierer, Integrierer,....), Schrittmotorsteuerung, Digitaltechnik LRC-Schwingkreise, Filterschaltungen (Hoch- und Tiefpass im Bode-Diagramm), 3-Phasenwechselstromtechnik, Transformatoren, Phasenanschnittsteuerung mit Triac und Diac)
  • Technische Mechanik 1 und 2(Statik und Kinetik) -Physik 1 und Physik 2 Theorie und Pflichtpraktika (Deformierbare Körper, Fluiddynamik, Dynamik des starren Körpers, Thermodynamik, Elektrodynamik (Maxwellsche Gleichungen, Potentialtheorie, elektrisches und magnetisches Feld, Feldberechnungen, Magnetkreise)
  • Chemie mit Pflichtpraktikum (Anorganik, Organik mit Praktikum, elektrochemie, Redox-Reaktionen, Säure-Base Reaktionen, Arrhenius modell)
  • Mathematik (Alanysis 1- und mehrdimensional, Gewöhnliche Differentialgleichungen, Anwendung der komplexen Zahlen in den Ingeneurwissenschaft (Schwingungen und Wechselstromtechnik), Lineare Algebra, Numerische Verfahren zur Lösung von DGL-Systemen, Lösen von Systemen von DGL mit Eigenwerttheorie, Computeralgebra mit Maple/Mathematica)
  • Informatik mit Praktikum (Programmieren in JAVA, Grundlagen Datenbanken)
  • Werkstofftechnik 1 und 2 mit Pflichtpraktika(Metalle, Polymere, Eisen-Kohlenstoff-Diagramme, Zerstörungsfreie Prüfverfahren, zerstörende Prüfverfahren, gitterfehler, Versetzungen, Wöhler-kurven, Spannungstheorie, Verformung.....Duromere, Elastomere, Thermoplaste usw ...)

(Freiwillige Wahlpflichtfächer: Z.B. Bionik und Französisch)

Haupthürden im Grundstudium: Elektrotechnik / Elektronik und Technische Mechanik 1,2

Im Hauptstudium habe ich mich für Technische Physik entschieden:

  • Physik 3 mit Praktikum (mechnische Schwingungen und Wellen, Aktustik, akustische Messtechnik, Technische Elektrodynamik, Schwingkreise, HF-Technik, Mikrowellentechnik, Optik mit Pflichtpraktikum (Strahlenoptik (Dünne Linse, dicke Linse, Spiegel, Prismen, Konstruktion von Linsensystemen, Optische Instrumente, Auflösung und Vergrößerung, logaritmisches Dekrement,....) , Wellenoptik mit Pflichtpraktikum: Huygens Prinzip, Interferenz, interferometrie, Streuung, Gitterspektrometer, Fabry-Perot, Interferenzfilter, Polarisation, Doppelbrechung, Metalloptik, Optik dünner Schichten, Dispersionstheorie, Holografie, Abbesche Abbildungsttheorie...... ) Elektronik (FET, MOSFET, Diac, Triac, Varistor, Thyristoren, Brückenschaltungen Verstärkerschaltungen, SChaltungstechnik, Digitale Schaltungen, Aufbau einer Digitaluhr mit Schwinquarzen und digitalen Teilern, Aufbau von Funktionsgeneratoren auf OPV Basis, 4-Pol Theorie mit Laplace-Transformation)
  • Physikalische Chemie mit Pflichtpraktika (Rheologie, Elektrochemie, Oberflächenspannung, Verbrennungskalorimetrie, Thermodynamik)
  • Mathematik mit Praktikum (Potenzreihen, Fourier-Transformation, Alanysis, Laplace-Transformation, Numerische Mathematik, DGL, Computeralgebrasystem Maple)
  • CAD Konstruktion mit Solid Works und FEM (Konstruktion einer Federgabel mit FEM Analyse) -Analoge und Digitale Messtechnik mit Praktikum (Messprinzipien: induktiv, kapazitiv, usw.....Digitales Speicheroszilloskop, Abtasttheorem, Frequenzanalysatoren, Dehnungsmessstreifen, Messprinzipien, Digitalisierung, Messfehler, GPIB Datentransfer nach IEEE.....)

Im 6. Studiensemester ist ein praktisches Semester zu absolvieren. Dieses wurde mit einem Tätigkeitsbericht (wöchentliche Tätigkeiten nach Datum) sowie einem technischen Bericht (entspricht in etwa dem Aufwand einer Bachelor Arbeit) von 30-40 Seiten abgeschlossen.

  • Robotik und Automatisierungstechnik mit Praktikum
  • Regelungstechnik mit Pflichtpraktikum (Laplace-Formulierung, Grundschema Regelkreis, I-Regler, P-Regler, PID Regler und Berechnung, Reglerdimensionierung nach Ziegler-Nichols, Bode-Diagramme, Digitale Regelung z-transformation, Aufbau eines Regelkreises mit Regleranpassung, Pflichtpraktikum Reglerdimensionierung in Simulink) Atomphysik / Quantenmechanik mit Pflichtpraktika (Doppelspaltexperiment, Plancksche Strahlungskurve, Photoeffekt, Rutherfordscher Streuversuch, De- Broglie Materiewellen, Schrödinger Gleichung, Lösung der schrödingergleichung für potentialprobleme, Tunneleffekt, Aufbau der Elektronenstruktur der Atome, Elektronenspin, Fermi- Dirac-statistik, Zeeman-Effekt, Elektronenspinresonanz, Elektronenmikroskopie, Magnetresonanz.........)
  • Festkörperphysik mit Pflichtpraktika (Kristallsysteme, Röntgenstrukturanalyse, Braggsches Gesetz, Supraleitung, halbleiterphysik, Diodenkennlinien, halbleiterlaser)
  • Angewandte elektronik (Digitaltechnik, dimensionierung leistungselektronik, Wechselrichter, Gleichstromsteller, Gleichrichter, Schaltnetzteile, buck-converter, Optoelektronik)
  • Technische Optik (matrizenoptik, augenoptik, technische gläser, optische geräte, Fotometrische Berechnungen, Bildbearbeitung, Filtertheorie, Fourier-Optik.....)
  • Vakuumtechnik (VAkuumphysik, pumpentechnik, ionengetter-pumpen, Vakuumphysik) -Dünnschichttechnik mit Pflichtpraktikum (MOVPE, PVD, CVD, Photolitografie.....)
  • Oberflächenanalytik (XPS, EDX, Transmissionelektronenmikroskopie,......) -Kryotechnik -Lasertechnik mit Pflichtpraktikum (Laserphysik, Laserschneiden, Gravieren usw...)
  • Kernphysik und Strahlenschutz mit Pflichtpraktika und Ausbildung zum zertifizierten Strahlenschutzbeauftragten(Zusatzausbildung zum Strahlenschutzbeauftragten)
  • Energietechnik (Technische Thermodynamik, Kraftwerkstechnik,, Elektrochemie und Batterietechnik)

(Wahlpflichtfach:z.B. Physikalische Verfahren in der medizin)

Man lernt also alle nötigen Themenfelder die in zukünftigen technologien wie Lasertechnik, Elektromobilität und Smart home nötig sind! Die angewandte Elektronik und Regelungstechnik im Studium mit Pflichtpraktika sowie die Schaltungstechnik erlaubt es, leistungselektronik für die elektromobilität zu entwerfen.

In der Optik ist man optimal darauf vorbereitet LEDs zu entwickeln.

Man kann nach Abschluss dieses Physik-Ingenieurstudienganges sowohl in der Produktentwicklung als auch in der Vorentwicklung arbeiten und hervorragende Arbeitsergebnisse erzielen.

Gruß Oli

Als ehemaliger Mitarbeiter der Hochschule (FH) München kann ich Dir sagen, dass das Studium Physikalische Technik (Technische Physik ist dann eine Schwerpunktsetzung) durchaus auch von "Normalverbrauchern" zu schaffen ist. Voraussetzung ist Interesse an der Physik und deren technischen Anwendungen und einen soliden Kenntnisstand in Mathe und Physik als Absolvent der FOS Technik (entspricht guten Grund-Leistungskursen - je nach Schule - des Gymnasiums). Die Professoren sind zwar leistungsorientiert aber in der Regel freundlich, hilfsbereit und überhaupt nicht arrogant. Und zu den Studierenden findet man sehr leicht Kontakt.

Tornado180886 
Fragesteller
 08.09.2013, 17:48

Vielen Dank für die Antwort. Als was hast du denn and der FH damals gearbeitet?

Ich habe allgemeine Hochschulreife mit Leistungskurs Mathe, sowie Grundkurs Physik, was ich mit 14 Punkten beendet hab damals. Mathe war nicht so gut, aber dafür auch LK.

Mich würden wahnsinnig Skripe interessieren, um einzuschätzen wie da Niveau am Anfang ist. Denn so, wie die Physik an der Uni losgeht, und vor allem die Mathematik, möchte ich keinen erneuten Anfang wagen.

Ist jetzt das Niveau auf FH etwas geringer?

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