Egoistisch, weiter weg zu ziehen, um mit niemandem mehr in Konflikt zu sein?
Mein Vater beispielsweise drückt sich immer auf, und wenn ich gerade an dem Tag, wo er verlangt dass wir uns treffen keine Zeit habe oder das der einzige Tag ist, an dem ich Zeit mit meiner Partnerin verbringen kann bin ich gefühlt gleich Abschaum und er rastet halber wieder aus. Ich habe auf so eine Vater-Sohn Beziehung einfach langsam keine Lust mehr. Aber er ist mein Vater und dank ihm habe ich ein gutes Leben. Wenn ich in einer anderen Stadt wäre, hätte ich dieses Problem nicht, da er ja nicht einfach mal so schnell in der Nähe ist.
Oder meine Tochter: ich bin getrennt lebender Vater und es macht mich nun mal einfach nicht glücklich, Vater zu sein. Ich zahle freiwillig Unterhalt, auch wenn ich aus bürokratischer Sicht gar nicht muss (lt. Jugendamt etwas zu wenig Gehalt), will ihr ein schönes Leben ermöglichen und egal wie sehr ich versuche, dieses Gefühl der unvorstellbar starken Liebe zu besitzen: es gelingt mir einfach nicht. Ich tue alles, damit es ihr gut geht, aber ich erzwinge diese Liebe eher. Wenn ich wegziehen würde, würde also auch das zumindest von den Treffen her reduziert werden.
In einer Stadt mit komplett neuen und fremden Menschen kennt niemand meine alten Muster. Ich bin nicht mehr der Streber, der NazI (obwohl ich nicht mal Deutscher bin), der, der anscheinend seh schüchtern ist... Die Leute würden mich so kennen lernen wie ich jetzt bin und nur das aktuelle Bild von mir haben. Wie oft musste ich mir hier in meiner Heimatstadt schon Vorurteile anhören, die quasi das Ggenteil von der Wahrheit waren.
PS: versucht, das große ganze zu sehen, da ich bereits weiß, dass das mit meiner Tochter sehr polarisiert. Aber emotionale Antworten bringen keinen weiter, daher ist reine Rationalität gewünscht - und gefragt.
2 Antworten
Du bist wohl übertrieben loyal. In einer neuen Stadt angelst du dir neue Leute, zu denen du auch zu loyal wirst und alles fängt von vorne an. Deswegen reicht es nicht, nur weg zu gehen. Man muss sich ändern.
Du machst dir viele Gedanken, das zeigt, dass du noch recht "gesund" bist, auf dem richtigen Weg. Die Leute, die meinen sie machen alles richtig und brauchen keine Hilfe, und nicht mal mehr sehen, wenn sie Grenzen übertreten, andere verletzen usw. DAS sind die wirklich kaputten.
Etwas Abstand kann helfen, warum nicht. Dinge die sich nicht lösen lassen und zu belastend werden, sollte man anders versuchen, erstmal etwas aus dem Weg zu gehen. Heisst ja nicht, dass du den Kontakt komplett abbrechen musst. Aber um dich zu sortieren, zu dir selbst zurück zu finden, ist es allemal gut. Familie kann manchmal schwierig sein. Vielleicht lernt dein Vater dich dann mehr zu schätzen und zu respektieren, den ndas sollte er. Vielleicht kannst du dann auch etwas mehr Gefühle für deine Tochter spüren. Hab den Eindruck, du bist übervoll und fühlst deshalb nicht mehr so richtig sondern verdrängst, wegen Überforderung.
Was, wenn aber gerade dieser Abstand die Konflikte verstärkt? Die Leute merken ja, dass ich mich zurückziehe und dadurch werde ich schon wieder zur Zielscheibe.
Lass sie reden, wen interessiert das? Du musst deinen Weg gehen und wenn dir etwas zu viel ist, zieh dich zurück, achte auf dich, du hast auch nur Nerven. Wenn die anderen es nicht kapieren, ist nicht deine Schuld. Sei jedoch immer höflich und sachlich, mehr musst du nicht. Dein Vater sollte sich mal etwas mehr Respekt angewöhnen und deine Entscheidungen und dich respektieren, was denkt er, wer er ist. Du bist ein erwachsener Mensch.
Ich riskiere halt damit, dass diese Leute sich komplett von mir entfernen und mein Vater ist quasi noch der einzige enge Verwandte, zu dem ich Kontakt habe (mit Ausnahme meiner Tochter). Ich habe ihn ja schon mal sachlich darauf angesprochen, woraufhin er nur meinte "du bist der Sohn, ich der Vater, also überleg nochmal wer vor wem Respekt haben sollte"
Dein Vater ist ein Dummkopf, sorry aber ist so. Respekt heisst nicht, über andere zu bestimmen und auszurasten, wenn sie nicht nach seiner Pfeife tanzen, er soll das nochmal üben. Ich verstehe deine Sorge, dass ihr euch vielleicht aus den Augen verlieren könntet aber meinst du nicht auch, dass auch dein Vater diese Angst haben könnte (was er natürlich nie zugeben würde)? Dein Vater will Kontrolle über dich, er tarnt das als angeblichen Respekt. Mach da nicht mit. Mit deiner Tochter würde ich ganz offen reden (natürlich nicht, dass du keine Gefühle für sie hast, das darfst du nicht sagen). Frage sie einfach, ob es für sie ok wäre, wenn du umziehst, vielleicht wegen eines neuen Jobs oder so... und das du das jetzt machen musst aber ihr weiterhin Kontakt haben werdet und sie dich besuchen kann (wird sie vermutlich nicht so oft). Versuche den Kontakt zu ihr zu halten, das ist wichtig für sie und das bist du ihr auch irgendwo schuldig. Hol dir wenn nötig dabei Hilfe, Therapie, kann ja auch mal nur eine kurze Therapie, Beratung sein.
Bestimmt hat er diese Angst irgendwo, aber bei manchen Menschen übernimmt halt trotzdem eher der (falsche) Trieb als die Vernunft. Zudem stärkt ihn seine Partnerin, weil sie mir entgegenkommt mit "so ist das nun mal in unserer Generation. Meine Kinder bleiben auch die ganze Nacht wach um das komplette Haus zu putzen wenn ich mich ankündige. Das hat was mit Respekt zu tun". Ich sehe das halt ganz anders. Wenn ich meine Tochter irgendwann besuche, wenn sie größer wird, will ich gar nicht, dass sie sich für mich abrackert. Sie soll das Gefühl haben, dass ich sie so liebe und akzeptiere, wie sie ist. Meine Schwester hat ja bereits den Kontakt zu ihm abgebrochen und ist eben in eine andere Stadt geflohen, aber unser Verhältnis hat sich jetzt nicht großartig verändert. Er checkt halt auch nicht, wenn er Grenzen missachtet. Er sieht den Fehler dann eher in anderen und hält sie für Weicheier.
Meine Tochter ist 6 Jahre alt und versteht das Thema noch nicht wirklich. Also die Frage würde sie eben auch nicht verstehen und nicht nachempfinden können, dass ich dann wirklich weiter weg bin. Erst Monate später, nachdem es dann passiert ist. Danke übrigens für deine Antworten :)
Gern geschehen. : )
Ok also auch noch die Partnerin dazu, das ist viel Druck. Aber du siehst die Dinge nun mal ganz anders als die beiden und hast auch ein Recht darauf. Im Grunde gibt es nur 2 Möglichkeiten, entweder du "unterwirfst" dich ihren Ansichten und lebst ihr Leben oder du lebst dein eigenes. Was dir vermutlich viel besser tut. Vermutlich sind die beiden deshalb zusammen, weil sie genauso verrückt sind.. ; ) Ich meine, ok, das war halt früher so, sie haben es vermutlich von ihren Eltern so vorgelebt bekommen, kann man etwas wohlwollend festhalten ABER man sollte irgendwann auch mal Dinge hinterfragen, auch sich selbst, vor allem wenn man merkt, dass das Verhältnis zum Kind nicht funktioniert, dann muss ja irgendwas schief laufen. Will ich ein besseres Verhältnis zu meinem eigen Fleisch und Blut oder will ich Recht haben, der Stärkere sein, bestimmen? Dein Vater spürt sich auch nicht mehr, kennt der überhaupt noch Gefühle..? Pass auf, dass du nicht in die selbe Falle tapst. Achte auf dich. Deine Tochter ist erst 6, ok dann kann man noch nicht so mit ihr reden aber dann verpacke es halt kindgerecht, vielleicht in Zusammenarbeit mit der Mutter, ihr könnt euch ja trotzdem ab und an mal besuchen (so wie du es schaffst). Ich würde den Kontakt zu deiner Schwester wieder aufbauen, und seis nur über Telefon, ihr könnt euch gegenseitig helfen.
Danke nochmals für die netten Worte. Es freut mich sehr, dass jemand das ganze einfach mal sachlich sieht und nicht gleich über mich herzieht, was für ein schlechter Vater etc. ich doch sei.. Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl, dass mein Vater uns an sich nicht von Herzen liebt, sondern eher den Kontakt zu uns hat aus "Ruf"-Gründen (schau mal, ich bin Großvater, hier siehst du meine Enkeltochter, mein Sohn war letztens da) usw. Wenn wir uns mal sehen (ca. 1x im Monat), geht es eigentlich nur um Geld und Erbe und was ich so alles bekommen soll etc. Ich will aber auch einfach mit ihm über das Leben reden, aber da blockt er immer ab und sagt, wir haben viel zu besprechen wegen Geld usw...
Dass ich selber seitdem auch keinen Kontakt zu meiner Schwester habe, tut mir tatsächlich gut. Sie ist aus dem Grund geflohen, weil mein Vater eben so enormen Druck ausübt, aber sie war selber auch so zu mir und hat das aber wohl gar nicht wirklich bemerkt. Auch ihr "musste" ich mich immer wieder erklären, warum ich sie nicht anrufe oder besuche und sonstiges, aber selber hat sie immer ihre Versprechen gebrochen und es war egal, ob sie ein Telefonat vergessen hat oder nicht, ich war halt nicht wirklich wichtig außer sie braucht eine Schulter zum Ausheulen, dafür war ich dann genug.
Bitte, gerne..
Verstehe was du meinst mit Ruf-Gründen, ja gibt es leider. Dein Vater hat vermutlich ein recht flaches Gefühlsempfinden und versteht gar nicht, dass du mehr brauchst, anders empfindest. Er reagiert leider nicht verständnisvoll sondern sehr einseitig und egoistisch, geht nur von sich aus. Leider sieht er nicht, wie du unter der Situation und dem Druck leidest, da würde ich mich zurückziehen, denn sowas tut niemandem gut, du wirst quasi benutzt und sollst funktionieren, wie er es will. Er hat vermutlich auch noch das Gefühl, mit dem Erbe ein großes Druckmittel in der Hand zu haben, es kann sein, dass du dir vielleicht auch irgendwann die Frage stellen musst, ob du darauf verzichten würdest, wenn er dich partou nicht respektieren will (kenne ich von einem Freund..). Das mit deiner Schwester verstehe ich auch, dann musst du halt deinen Weg gehen. Ich würde nochmal ein paar Beratungssitzungen Therapie machen, Verhaltenstherapie, sowas kann gut dabei helfen. Was du oben gesagt hat, dass du trotz deines Grenzen-Aufzeigens respektiert werden möchtest, ist völlig richtig und ok, es ist jetzt für dich an der Zeit, dich zu behaupten, dann wirst du dich freier fühlen und dann hast du auch wieder Kapazitäten, für andere etwas zu fühlen, sonst ist man nachher nur noch eine leere Hülle und hat wohlmöglich einen Burnout oder so, weil man mit allem überfordert ist. Das Leben besteht ja nicht nur aus den persönlichen Beziehungen, die Alltagspflichten muss man ja auch meistern und wenn man Beziehungen hat, sollen die ja auch gut und glücklich laufen.
Also - ich würde an deiner Stelle wegziehen. Wie weit weg, musst du schauen. Aber gönn dir Abstand. Ich denke nicht, dass dein Vater dich komplett abschreiben wird, er wird sicher auch irgendwann verstehen, dass es dein Leben ist und nicht seins und du eben andere Werte hast. Und seine Partnerin.. tja der sollte man vielleicht mal ans Herz legen, ihre Kinder mal ehrlich zu fragen, ob sie mit allem immer einverstanden waren.
Das mit dem Erbe ist mir wirklich komplett egal. Ich müsste keine Sekunde überlegen. Lieber kriege ich keinen Cent und habe eine gute Beziehung zu ihm als dass ich das Geld habe und er kontrolliert mich eh permanent, was ich damit anstelle. Von mir aus wäre es auch nicht schlimm, wenn ich sowohl das Erbe als auch die Beziehung zu ihm nicht mehr habe, aber natürlich versuche ich aus rationaler Sicht das irgendwie aufrecht zu erhalten, weil ich mir halt trotzdem denke, dass er uns großgezogen hat, wenn auch kaum mit Emotionen, sondern eher rein sachlich (warmes Essen, Dach über Kopf, (Taschen-)Geld).
Ich habe auch einfach Angst vor dem Moment, wenn ich ihm wirklich klar machen würde, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Ich hasse es, in solchen Momenten funktionieren zu müssen. Aber er würde mich gefühlt festhalten und fragen warum, was ist los, bin ich dumm usw. Meine Schwester ist still und heimlich von heute auf morgen geflohen. So will ich das nicht machen. Ich würde ihm sagen, dass ich halt einfach wegziehe und wenn er dumm rum macht, würde ich halt einfach nicht mehr darauf reagieren und wegfahren. Aber meine Tochter hält mich halt hier. Wäre ich kinderlos würde ich vermutlich viel eher wegziehen.
Ich will mich aber nicht ändern, die Leute sollen mich so akzeptieren wie ich bin. Mit der Loyalität hast du Recht, aber ich will halt auch einer sein, der sein Wort hält. Wenn ich ja sage heißt es ja, und wenn ich nein sage, dass ist auch Nein gemeint. Andere Menschen schaffen es ja auch dadurch, dass sie ihre Grenzen aufzeigen Freunde zu gewinnen. Aber bei mir ist es dann plötzlich schlecht und ich bin ein Spielverderber etc. Das verstehe ich halt nicht.