Deutsch kernthesen gerhard kaiser?
Hallo kann mir jemand bei diesem text helfen? Verstehe gar nichts, eine Erklärung oder einige kernthesen wären sehr nett!
Gerhard kaiser: Einheit der epochen?
Die Gliederung der Literaturgeschichte in Epochen ist problematisch. Wie alle geschichtlichen Verläufe besitzt auch die Literaturgeschichte keine scharfen Einschnitte; Übergänge vollziehen sich fließend, ja, die Geschichte ist zumeist eine Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Lessings Nathan der Weise, eine Summe der Aufklärung, ist etwa acht Jahre jünger als die Urfassung des Götz von5 Berlichingen, des wichtigsten Dramas des Sturm und Drang. Klopstock und Wieland sind Zeitge- nossen nicht nur der Klassik Goethes und Schillers, sondern auch der Romantik Tiecks, Novalis’ und der Brüder Schlegel, die weithin gleichzeitig mit der Klassik verläuft. Novalis ist zwei Jahre vor Klopstock, 31 Jahre vor Goethe gestorben. Schlüsselgestalten der Literaturgeschichte wie Jean Paul, Hölderlin, Kleist lassen sich keiner der großen literarischen Strömungen zurechnen. Schließlich sind
10 die Künste untereinander ungleichzeitig, und ihr Verhältnis zur allgemeinen Geschichte ist das einer komplizierten Eigenständigkeit und doch Verflechtung. Das Barock in der Musik und der bildenden Kunst reicht bis zur Höhe der literarischen und philosophischen Aufklärung. Die Französische Revolution hat in der deutschen Literatur tiefe Spuren hinterlassen; trotzdem ist sie in ihr nicht derartig epochebildend wie in der allgemeinen Geschichte. Goethes Klassik beginnt früher, die Romantik spät-
15 er. Es gibt, zu Recht, literaturgeschichtliche Sammelbegriffe, die in den anderen Künsten, aber auch in der allgemeinen Geschichte kein Anwendungsfeld und keine Entsprechung haben: so etwa der Begriff des Sturm und Drang, der Tendenzen einer Literaturrevolution im politisch nicht revolutionären Deutschland bezeichnet.
1 Antwort
Hier wird lediglich wort- und beispielreich die Sinnhaftig- und Stimmigkeit literaturwissenschaftlicher Epochenbegriffe angezweifelt und darauf verwiesen, dass literarische Werke sehr eigenständig mit ihrer jeweiligen Zeitgeschichte verflochten sind.
Ich persönlich habe auch noch nie viel von literaturwissenschaftlichen Epochebildungen gehalten. Die erscheinen mir viel zu starr, schematisch und willkürlich bezogen auf ihren zeitgeschichtlichen Hintergrund. Insofern kann ich die Kritik des Textes nur teilen. :-)
Danke für deine Antwort!:) hab ausvershen auf nicht hilfreich gedrückt, deine Antwort war sehr Hilfreich danke nochmal ☺️