Goethes Verbindung zum "Sturm und Drang" und "Klassik"

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Der „Sturm und Drang“ ist eine Epoche in Deutschland um 1775, in der das Gefühl gegen die Herrschaft des Rationalismus der Aufklärung rebellierte. Goethe ist in seinen dichterischen Werken – neben Schiller – der bedeutendste Vertreter der Sturm-und-Drang-Epoche und der Epoche der Weimarer Klassik. Charakteristische Werke des „Sturm und Drangs“ sind sein Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (der gleichzeitig starke Elemente der „Empfindsamkeit“ enthält), seine Dramen „Götz von Berlichingen“, „Clavigo“, „Stella“ sowie zahlreiche berühmte Gedichte der Zeit von 1770 bis ca. 1780 (=  etwa die Zeit des Sturm und Drangs); z.B. „Willkommen und Abschied“, „Mailied“, „Prometheus“, Neue Liebe, neues Leben“, „An Belinden“, Harzreise im Winter“. - Die Weimarer Klassik umfasst die Werke Goethes  seit ca. 1780. Goethe weilte ab 1776 in Weimar, war dorthin als der berühmte Verfasser der „Leiden des jungen Werthers“ eingeladen worden und begann eine tiefe Freundschaft mit dem Herzog Karl August (außerdem mit der Hofdame Charlotte von Stein, unter deren Einfluss er sich zum „Klassiker“ wandelte). Die Weimarer Klassik endete 1805 mit Schillers Tod. - Wie die Aufklärung ging die (Weimarer) Klassik von der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus. Ihr Ziel war die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre; s. Goethes Gedicht "Das Göttliche" oder das Drama "Iphigenie auf Tauris"). Die „Iphigenie“ Goethes ist insofern eine typische Figur der Klassik, als sie – am Ende des Dramas – dem Humanitätsgedanken zum Durchbruch verhilft. Es gelingt ihr, indem sie sich gegenüber dem barbarischen König Thoas zur Wahrheit bekennt, diesen zur rein altruistischen Tat zu veranlassen. Er sagt zu Iphigenie und deren Bruder Orest (obwohl er diesen nach den Gesetzen von Tauris eigentlich zum Tode verurteilen müsste) „So geht!“, schließlich nach einem erneuten Appell Iphigenies an seine Milde („O geben dir die Götter deiner Taten und deiner Milde wohlverdienten Lohn!...O wende dich zu uns und gib ein holdes Wort des Abschieds mir zurück!...Dann...fließen Tränen lindernder vom Auge des Scheidenden...") sagt Thoas: „Lebt wohl!“ (Und das, obwohl ihm mit dem Weggang Iphigenies sogar seine große Liebe „durch die Lappen geht“). Na wenn das nicht ein ganz tolles humanitäres Verhalten des Barbarenkönigs ist. Goethe sind dann hinterher einige Zweifel gekommen: „Meine Iphigenie ist doch verteufelt human!“ - Doch in der „Klassik“ soll der Mensch nicht nur einzelne Tugenden (z.B. Toleranz, Milde, Nächstenliebe) verwirklichen, sondern einem Ideal zustreben, das mit den Begriffen "Harmonie" und "Totalität" umschrieben wurde. Auch die Leidenschaften, die sog. „Neigung“, wird im Zeitalter der Klassik nicht – wie in der Aufklärung – von vornherein negativ gesehen. Goethe und Schiller sahen das wahrhaft Menschliche (und danach gelte es zu streben) erst dann verwirklicht, wenn jemand ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Vernunft und Neigung (Gefühl) herstellen kann. – Neben dem Drama „Iphigenie auf Tauris“ zählen noch die Dramen „Egmont“ und „Tasso“ zur Epoche der Klassik (während der “Faust“ nicht in eine Epoche eingeordnet werden kann). Außerdem gehören zur „Klassik“ die Romane „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und „Die Wahlverwandtschaften“ sowie die Gedichte (z.B.) „Das Göttliche“, „An den Mond“ (Fassung 1789), „Mignon“, „Nähe des Geliebten“, „Natur und Kunst“, „Der Bräutigam“, „Vermächtnis“ und "Trilogie der Leidenschaft“.