Death Note-Hype, warum?

7 Antworten

Also das Stichwort um das es hier geht ist "Overhype", der immer dann eintritt, wenn viele Leute, also der Mainstream sich einig ist. Aussagekräftig über die Qualität muss das nicht sein, stattdessen fallen viele tolle Filme und Serien dadurch unter den Tisch. Schaut man mal die Top Ten der Imdb an, dann stehen da in den angeblich besten bewerteten filmen (weil von der Masse bewertet) so Titel wie "Der Hobbit" oder " Der Pate". Bei allem Respekt, aber die besten Filme aller Zeiten sind das nicht. Nur die von der Masse am häufigsten positiv bewerteten. Unter Filmwissenschaftlichen Kriterien greifen da ganz andere Titel. Und so ist es auch mit Death Note....es bedient den Massengeschmack, wie einst Neon Genesis evangelion. Uneingeschränkt gut ist es deswegen noch lange nicht.

KingSW0 
Fragesteller
 27.09.2015, 20:17

Danke aber abgesehen davon hatte NGE das beschissesenste Ende was man hätte nehmen können. Im Film, wie in der Serie

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Flimmervielfalt  27.09.2015, 20:21

Ja, aber nichtsdestotrotz haben die Fans damals wie heute behauptet, gerade deswegen wäre es so gut...und das Ende sei so gewollt...und man könne soviel hineininterpretieren. Klares Anzeichen von Overhype, wenn so viele auf den Zug aufspringen.

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Das ist natürlich Geschmackssache, einer mag ihn und der andere nicht.

Ich selber mag ihn auch sehr weil mich zum einen das Genere anspricht und weil ich ihn sehr spannend finde dieses Duell zwischen L und Light 

Wenn es dir nicht gefällt ist das vollkommen legitim, aber vielen anderen gefällt es einfach deswegen wird es oft empfohlen. Aber natürlich muss etwas das alle anderen gut finden, nicht immer auch gut für einen selber sein

Erst einmal ist die Prämisse genial und man findet keinen Kreis von 10 Leuten, egal wie ähnlich sich die Leute sonst sind, bei denen man zu einer Einstimmigkeit bei der Frage nach einer Todesstrafe aus der Perspektive der Prizipien NICHT aus der rechtsstaatlichen Perspektive gelangt.

Nach Außen, wie der Hauptcharakter Light Yagami bemerkt, müssen wir uns dem Rechtsstaat unterwerfen - aus ganz praktischen Gründen. Im Inneren sieht es bei den meisten etwas anders aus. Bei fast jedem Menschen finden wir ein Ende des Toleranzspektrums, bei den meisten sind meistens Vergewaltiger und Mörder von Kindern oder wenn es hart auf hart kommt doch zumindest Adolf Hitler in diesem Bereich. Und da stellt sich die Frage (unabhängig davon ob es rechtsstaatlich klug wäre die Todesstrafe einzuführen) welche Menschen man mit einer solchen Macht "entsorgen" würde. Ich denke, es ist keine Verwerflichkeit, dass jedem von uns solch ein Gedanke Mal durch den Kopf ging. Und dieser Manga/Anime geht dieser Prämisse eben konsequent nach und präsentiert gleich die Antithese, die sich als Gegenspieler L manifestiert.

Beide Charaktere werden nicht nur gut gezeichnet (charakterlich wie auch visuell), sondern führen vor Augen, dass es möglicherweise kein so großer Abstand ist, sich auf einer der Extrempositionen (also entweder auf Lights oder Ls Seite) wiederzufinden. Bei beiden Charakteren vermisst man ab einem gewissen Punkt den Skrupel, was ein Spiegel dafür sein soll, dass eben nicht eine Seite die Moral mit dem Löffel gepachtet hat. Im Manga spricht Near (Nate Rivers) diese Weisheit deutlich aus, dass eben niemand die Frage beantworten kann, wann es gerecht wäre einen Menschen zu töten. Damit soll Lights Verbrechen nicht relativiert werden, sondern es sollte nur klar sein, dass es ein ultimatives Kriterium für die Zuordnung von Verbrechen und Strafe nicht gibt.

Will man dem Strafen eine Grenze setzen, so geschieht dies über eine Annahme, die man gesellschaftlich aushandeln muss, wie bspw. einen intrinsischen Wert des Lebens, der Würde, der Seele oder sonst irgendwas, welches den Grenzstein für jegliches Bestrafen legt. Doch was ist Leben, Würde, Seele, usw.? Was davon reicht als Konstrukt aus, um ein Volk im Zaun zu halten, ohne dass es nach jedem brutalen Mord wieder an den Tisch zurück will um die Frage neuzuverhandeln?

Ich denke, dass bei der heutigen Flut an philosophisch nullwertigem Unterhaltungsbrei, Death Note ein frischer Wind ist/war, der die grauen Zellen des Zuschauers/Lesers aktiviert und ihn auf mehreren Ebenen zum Nachdenken motiviert.

Mag sein, dass Death Note etwas overhyped ist, aber es ist wirklich ein sehr, sehr guter Anime, wie ich finde.

Zum einen wären da der Zeichenstil und die Soundtracks, die den Anime schon mal besonders machen.

Die Charaktere, insb. L sind außerdem einfach total gelungen und es wird auch gut dargestellt, wie sich Light vom Menschen, der nur die Welt verändern will, immer mehr zum Monster entwickelt.

Hinzukommend steht dieser moralische Konflikt im Vordergrund, der Death Note wirklich sehr tiefgründig macht: Ist es richtig, Verbrecher zu töten, um die Welt zu verbessern und anderen Menschen womöglich das Leben retten zu können? Ich denke, dass man sich wirklich ausführlich mit diesem Thema auseinandersetzen muss. Ein einfaches "ja" oder "nein" wird hier nicht ausreichen. Es kommt wirklich auf die persönliche Meinung, die eigenen Werte und Normen an - wodurch, wie in Death Note auch gut dargestellt, die Meinungen auseineander gehen.

Was Death Note aber wirklich außergewöhnlich und genial macht, ist die Story. Light und L, die sich wohl ähnlicher sind als viele andere und auch ähnliche Werte haben - nur Unterscheiden sich, ihre Wege, um ans Ziel zu kommen. Diese beiden sind einfach geniale Gegenspieler, und als wäre das nicht genug, kennen sie sich auch noch persönlich, gehen in die gleiche Schule und so weiter. Während es für andere so wirkt, als wären sie gute Freunde, misstraut einer dem anderen und sie versuchen, sie gegenseitig Fallen zu stellen, um die wahre Identität sicherzustellen. Neben diesem genialen Teil folgt einfach der ganze Storyablauf: Light und L haben beide versuche, die jeweiligen Züge ihres Gegenspielers vorauszusehen und wiederum darauf zu agieren. Wie würde der andere denken? Was sind seine Ideale? Was würde er tun, um diese zu erreichen? Was bezweckt er damit? Auf all diese Dinge bauen sie schließlich ihre Strategie auf.

Und was letzlich herauskommt, ist das Meisterwerk, das den Titel "Death Note" trägt.

Für mich ist es trotz minimaler Logiklücken einfach genial. Man wird nicht nur selbst zum Denken angeregt, sondern hat auch viel Interpretationsspielraum (z.B. bei der Massageszene).

Ich kann aber auch verstehen, wenn Leuten der Anime nicht so zusagt. Es gibt halt nicht sonderlich viel Action gibt und durch den Hype extrem hohe Erwartungen entstanden sind.

Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte,

LG Lilli

Okay, also zunächst mal sollte klargestellt werden, dass ein großer Hype um einen Anime nicht automatisch bedeutet, dass die Serie auch qualitativ hochwertig ist. Das passiert einfach, wenn zum richtigen Zeitpunkt eine Serie mit dem richtigen Genre, Setting, etc. veröffentlicht wird. Das hängt an einer Menge Faktoren, die man nicht so ohne weiteres voraussehen kann und hat in erster Linie mit Zufall zu tun, da gibt es zig Beispiele in Anime, Film und Literatur.

Ob man diesem Hype dann zustimmt, ist Geschmackssache. Ich mag Death Note sehr und bin auch der Meinung, dass es ein Anime ist, der den Hype verdient, aber eine Garantie dafür, dass alle ihn mögen ist das bei Weitem nicht (was natürlich auch okay so ist).

So, das gesagt, greift aber meiner Meinung nach noch ein weiterer Faktor im Falle von Death Note. So bekannt Anime in Deutschland inzwischen auch geworden ist, es ist immer noch ein Genre, das gerne belächelt wird. Es ist halt anders als die Serien, die man hierzulande kennt, die vor allem aus den USA kommen. Death Note ist ein Sonderfall, weil die Zeichnungen sehr realistisch sind im Vergleich zu anderen Animes und sich außerdem mit sehr universellen Themen beschäftigt und nicht voll von kulturellen Besonderheiten ist. Damit hat Death Note einfach in der "westlichen Welt" ein viel größeres Publikum und wird vor allem Anime-Skeptikern empfohlen. Ich kenne viele Leute, die grundsätzlich mit Anime nichts anfangen können, Death Note aber mögen, eben aufgrund dieser Faktoren. Und größere Zielgruppe und Publikum bedeutet natürlich auch mehr Aufmerksamkeit.

So, das ist jetzt sehr lang geworden, aber ich hoffe mal, ich konnte dir trotzdem verständlich machen, was ich meine :) Bei Unklarheiten frag einfach nach.
LG, Ria