Das Leben im geteilten Deutschland und Berlin?

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Viele Fragen. Ich will versuchen, alle zu beantworten.

Das Leben in West-Berlin war eigentlich Alltag, so wie sonst überall auch. Nur wenn man die Nachrichten sah oder hörte, oder wenn man an der Grenze war, wurde es gegenwärtig. Man hatte sich an die Situation gewöhnt. Ich bin sozusagen da hineingeboren worden.

AM ÖPNV kann man heute noch die Lage von einst ablesen. Es gab und gibt viel Parallelverkehr. Die U7 wurde als Konkurrenz zur Ringbahn gebaut, die U9, um eine Nord-Süd-Verbindung zu haben, die nicht durch Ost-Berlin führte. Die Geisterbahnhöfe waren unheimlich, der Bahnhof Friedrichstraße bewusst unübersichtlich gestaltet, damit Fluchtwillige sich hier nicht auskennen. Einmal nur habe ich ihn als Grenzübergang benutzt. Wo ich da genau war, könnte ich am heutigen Aussehen nicht mehr festmachen, sieht man mal vom "Tränenpalast" ab, über den die Einreise nach West-Berlin erfolgte. Den gibt es noch. Den Grenzübergang Checkpoint Charlie habe ich nie benutzt, der war nur für Ausländer und Diplomaten gemacht.

Wenige Kleinigkeiten waren anders. Hier gab es keine Lufthansa, keine Bundesbahn und keine Bundespost. Die Fluggesellschaften der Alliierten wickelten den Luftverkehr ab, die Reichsbahn der DDR war auch in West-Berlin zuständig, bis 1984 auch für die S-Bahn, mit der aber kaum jemand fuhr. Der Zustand der S-Bahn war schrecklich. Die Bundespost gründete eine Art Tochterbehörde, die Deutsche Bundespost Berlin. Nur deren Marken durften auf West-Berliner Briefen, Paketen und Postkarten verwendet werden. Sie waren auch in Westdeutschland gültig, aber westdeutsche Marken nicht in West-Berlin. Der Wetterbericht kam nicht vom Deutschen Wetterdienst, sondern vom Meteorologischen Institut der Freien Universität in Berlin-Dahlem.

Grund dafür: West-Berlin gehörte nicht zur BRD. Genauso gehörte eigentlich auch Ost-Berlin nicht zur DDR, aber das wurde ignoriert.

Es folgt eine Nachrichtensendung aus dem Jahr 1981:

rias1.de/sound4/timeline_nachrichten/1981/19811005_rias_nachrichten_1330_rundschau_am_mittag.mp3

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 1972 in Berlin geboren und bis heute hier wohnhaft

Diese sind ausgezeichnet gewesen und mit Fug und Recht, sage ich auch preiswert.

Diese öffentlichen Verkehrsmittel, bildeten das Rückgrat der Werktätigen. Ich als Handwerker musste natuerlich das Auto nehmen, denn wir suchten unsere Kunden auf und das mit allem Geschirr und Material.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gab deutliche Unterschied zwischen den Ostberlinern, die Verwandte in Westberlin hatten bzw. vor dm Mauerbau dort gearbeitet haben, und den DDR-Bürgern ohne Westverwandtschaft, für die das Thema nicht wirklich wichtig war.

Meine Familie hat von 1961-68 in Falkensee (direkt an der Grenze zu Spandau) und ab 1968 direkt in Ostberlin gelebt, und wir fanden den Zustand zwar unangenehm, aber doch nicht so, dass wir versucht hätten, über die Mauer oder durch einen Tunnel zu flüchten.