Darwin Theorie?

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Moin,

nach Darwin war (ist) das so:

  • Lebewesen produzieren im Laufe ihres Lebens mehr Nachkommen, als für die Arterhaltung nötig wären (Überproduktion).
  • Die Nachkommen unterscheiden sich alle ein bisschen in der Ausprägung ihrer Merkmale (Variation).
  • Die Unterschiede kommen durch Rekombination des Erbgutes und / oder zufällige Mutationen zustande.
  • Da die Ressourcen begrenzt sind, kommt es zur innerartlichen Konkurrenz („struggle for life”).
  • Lebewesen mit einer bestimmten Kombination von Merkmalsausprägungen haben in diesem Konkurrenzkampf bessere Überlebenschancen und damit auch eine höhere Fortpflanzungswahrscheinlichkeit („survival of the fittest”).
  • So kommt es zu einer natürlichen Auslese (Selektion). Die am besten Angepassten geben ihre vorteilhaften Merkmalskombinationen an ihre Nachkommen weiter (Vererbung).
  • Auf diese Weise werden passiv immer die Merkmalskombinationen von Generation zu Generation schrittweise weitergegeben, die am besten geeignet sind, die Anforderungen des Überlebens zu erfüllen (Gradualismus).
  • Wird eine Population geteilt, finden alle diese Prozesse unabhängig voneinander in den Teilpopulationen statt. Dadurch kann es zu einer unterschiedlichen Entwicklung (Evolution) innerhalb der Teilpopulationen kommen (Divergenz). Am Ende können dabei zwei Arten entstehen, die reproduktiv gegeneinander isoliert sind.

Für deine Frage ist vor allem der letzte (fett gedruckte) Aspekt von Bedeutung.

Nach Darwin sind Arten nicht konstant (unveränderlich). Merkmalsausprägungen sind verschieden und können vererbt werden. Die Veränderung erfolgt passiv über Generationen hinweg. In getrennten Populationen können dadurch neue Arten entstehen. Heute wissen wir, dass dafür Rekombinationen und Mutationen im Erbgut eine Rolle spielen (das war zu Darwins Zeiten nicht bekannt). Die Selektion sorgt dafür, dass die am besten Angepassten sich mit größerer Wahrscheinlichkeit durchsetzen.

Konkret für die Hälse der Giraffen heißt das: Es gab ursprünglich eine Population, in der die Individuen mal kurze, mal normal lange und mal etwas längere Hälse hatten. Die Giraffen mit den etwas längeren Hälsen hatten gegenüber den anderen Tieren einen kleinen Vorteil, weil sie an mehr Nahrung kamen (sie konnten Gras weiden, Blätter von Büschen fressen, aber auch das Laub an höheren Stellen von Bäumen erreichen). Deshalb hatten Giraffen mit etwas längeren Hälsen eine höhere Überlebenschance und damit auch eine höhere Wahrscheinlichkeit sich zu paaren und ihre Gene zu vererben. In der nächsten Generation gab es aufgrund der Variation immer noch (wenige) Giraffen mit kurzen Hälsen, einige mit normal langen Hälsen, aber etwas mehr von den langhalsigen Exemplaren. Auch jetzt hatten die längerhalsigen Giraffen immer noch den Selektionsvorteil. Sie paarten sich öfter und brachten mehr Nachkommen mit längeren Hälsen hervor. In der dritten Generation gab es daher kaum noch kurzhalsige Individuen, ein paar mit normal langen Hälsen und relativ viele mit langen Hälsen. Das setzte sich so lange fort, bis es (heutzutage) nur noch langhalsige Giraffen gab.

Wenn es dabei auch noch um Artenbildung gehen soll, wirfst du einen Blick auf die nächsten Verwandten der Giraffen, die Okapis („Waldgiraffen”). EINE mögliche Entstehung dieser beiden Arten wäre dann: Ursprünglich gab es eine Stammart von Giraffen und Okapis. Diese Stammart wurde in zwei Teilpopulationen getrennt (Separation). Zwischen den Teilpopulationen entstand eine geographische Barriere, so dass es zu keinem Genfluss zwischen den Teilpopulationen mehr kam. In den Teilpopulationen wirkten die Evolutionsfaktoren Rekombination, Mutation und Selektion unabhängig und führten zu verschiedenen Merkmalskombinationen (Giraffen wurden an das Leben in Savannen angepasst, Okapis an das Leben in Regenwäldern). Gäbe es eine Aufhebung der geographischen Barriere, so dass die Teilpopulationen wieder in einem gemeinsamen Verbreitungsgebiet aufeinander träfen, würde sich (höchswahrscheinlich) ergeben, dass sich mittlerweile Isolationsmechanismen ausgebildet hätten, die verhindern, dass es zu Paarungen (dieser sehr verschiedenen Tiere) kommt. Ergo: Es sind (mindestens) zwei Arten entstanden. Die Stammart, aus der beide hervorgegangen sind, gibt es nicht mehr.

Alles klar?

LG von der Waterkant

TinaPilz 
Fragesteller
 20.06.2021, 00:25

Vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort sie hat mir wirklich weiter geholfen

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Ich finde die Bilder ja verwirrend.

Wenn ich mich recht erinnere war die Theorie Darwins so, dass zufällige Mutationen sich weiter vererben, wenn sie einen Überlebensvorteil darstellen (Survival of the Fittest).

Bei den Giraffen hätten dann die mit den längeren Hälsen die Nase vorn, da mehr Futter.