Darf die Kita ein Kind über Geschwisterkind ausfragen?

2 Antworten

Ich arbeite auch als Erzieherin. Ich kenne die geschilderte Situation zu gut. Du sprichst mehrere kleinere Probleme an anstelle ein großes. Da muss man Differenzieren. Ich berichte mal wie ich reagieren würde, was aber nicht heißt das dieser Weg absolut richtig ist und auch andere Kolleginnen würden vielleicht anders handeln.

Mein Kind (5) wurde heute in der Kita von der Erzieherin meines Sohnes (2) angehalten, die beiden hatte bisher absolut nichts miteinander zutun.

Wenn ich mit Geschwistern eines Kindes in Kontakt komme, dann ist das eher bei der Bring oder Abholsituation. Meistens rede ich das gruppenfremde Kind freundlich an. Wünsch einen guten Nach Hause weg oder frage es wie es ihm geht. Ein kleines Bissl freundliche Aufmerksamkeit schadet nie. Aber ich würde ein gruppenfremdes Kind nie nach dem Geschwisterkind abfragen. Schon gar nicht über die Situation zuhause. Anders wäre es, wenn das Kind irgendwann am Tag erwähnt, das das Geschwisterchen krank zuhause ist. Dann würde ich am Folgetag vielleicht fragen ob es dem Kind wieder besser geht. Aber das ist freundlicher Smaltalk das dem Kind zeigen soll, ich mag dich und interessiere mich für dich. Nach Erziehungsmethoden würde ich nie fragen und das macht man auch nicht, denn das ist Sache der jeweiligen Gruppenerzieherin. Was allerdings passieren könnte ist, wenn ich sehe, das ein Kind Schwierigkeiten hat, das ich dann bei der Gruppenerzieherin des Geschwisterkindes hinterfrage ob da auch Auffälligkeiten vorhanden sind. Dieses Gespräch würde aber im dienstlichen Rahmen und ohne Kinder stattfinden und dient dazu entweder dem Kind oder den Eltern zu helfen.

Mein Sohn hat eine schwere Eingewöhnung, die nicht an ihm liegt.

Das ist richtig. Es liegt nicht an ihm. Es kann nur an 2 Faktoren liegen. Entweder es liegt an der Mutter oder an der Erzieherin. Erstmal ist dein Sohn auch nur ein Mensch. Und wie auch wir erwachsene Personen kennen die wir unsympathisch finden oder auch nicht mögen, so kann das bei dem Kind auch der Fall sein. Das ist normal. Es kann auch sein das die Erzieherin wirklich ein Problem mit dem Verhalten des Kindes hat. Dazu komme ich aber in einem späteren Punkt.

Der zweite Faktor liegt an der Mutter. Wenn du ein Problem hast dich von dem Kind zu lösen, auch wenn du dir Mühe gibst, so merkt das Kind, da ist irgendwas das stört Mama und wenn Mama ein Problem hat, dann habe ich auch ein Problem. Also kanns vorkommen, das das Kind sich nicht von dir lösen will. Je mehr das Kind klammert, desto mehr zeigst du besorgtes oder ängstliches Verhalten. Es kann auch sein, das das Kind merkt, das du die Erzieherin vielleicht nicht abkannst. Auch das ist normal. Wir sind alle Menschen. Aber auch hier spürt das Kind da stimmt was nicht. Umgekehrt natürlich auch. Wenn die Erzieherin die Mutter nicht mag merkt es das Kind auch. Da reicht die Stimmlage, Gestik und Mimik in beiden Fällen.

 Ich hatte schon mehrere Gespräche, da die Erzieherinnen einfach überfordert sind und er ihnen zu wild und anstrengend ist.

Ein Kind, welches den kompletten Gruppenalltag schmeißen könnte mit seinem Verhalten ist in der Tat ein Problem. Ich arbeite mit diesen Problemen schon seit fast 20 Jahren. War es früher ein Kind das auffällig war, ist es heute die halbe Gruppe. Wenn man zu zweit ist, dann ist es machbar das zu stemmen. Aber wenn man alleine ist, zB in Urlaubszeiten oder Krankenstand, dann ist das eine ganz andere Hausnummer. Regelerzieherinnen sind da nicht drauf ausgelegt. Ein Kind muss in einer Regelkita fast von allein funktionieren. Das Kind wird da wo es steht abgeholt und in die Gruppe eingeführt. Kinder die wild sind, die wirbeln den gesamten Alltag einer Gruppe durcheinander und das Verhalten dieses einen Kindes färbt auf die gesamte Gruppe ab. Eine Erzieherin die eine Regelgruppe hat, die hat immer die Gesamtgruppe im Blick. Die Gruppe agiert als eine Einheit. Da ist keiner der ausschert. In meiner Gruppe ist das komplett anders. Ich habe 3 autistische Kinder. Ein Kind mit ADHS, eins mit ADS, ich habe 5 Kinder mit sozial-emotionalem Verhalten und ein weiteres Kind das selbstmordgefährdet ist und der Rest sind normale Kinder. Ich muss den Blick auf die Gesamtgruppe haben, obwohl sich diese Gruppe nicht als Einheit führen lässt. Gleichzeitig muss ich jedes einzelne Kind im Auge haben und das in 3 Räumen die mir für meine Gruppe zur Verfügung stehen. Bad, Hauptraum und Nebenraum werden zeitgleich beaufsichtigt. Ich bin eigentlich immer am rotieren. Hinsetzen und Kaffee trinken, wie den Erziehern das oft nachgesagt wird, ist nicht drin, denn die nächste Katastrophe ist nicht fern. Ich hatte vor 3 Wochen meinen letzten Urlaubstag. Seitdem ich wieder arbeite war nicht mal eine halbe Stunde Pause drin, und das bei 8,5 Stunden Anwesenheit in der Kita. Die Arbeit die ich mache ist nicht einfach. Auch die Eltern denen wir gegenüberstehen sind nicht einfach. Die Probleme die bei den Kindern auftreten, die haben oft ihre Wurzeln bei den Eltern. Abhängige jeglicher Art, Rechtsradikale, Flüchtlinge, und und und. Man erzieht oft Kind und Eltern zusammen, zum Wohle des Kindes. Oft bekommen wir frische Erzieherinnen von der Schule. Die wurden ausgebildet für Regelkinder. Und in den ersten 3 Monaten trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer ein dickes Fell aufweisen kann, der bleibt. Alles andere wechselt in eine Regelkita. Und ja, die sind dann oft überfordert wenn ein Kind etwas wilder ist als andere.

Trotzdem wühlen die überall rum, um aus etwas ein Problem zu machen.

Die Kollegen hinterfragen die Situation. Das machen sie nicht um dich zu ärgern. Sie wollen das optimale für das Kind heraus holen. Sie versuchen zu ergründen, warum das Kind wilder oder auffälliger ist. Die Methoden das Geschwisterkind auszuhorchen sollte aber nicht weiter passieren. Es muss eine gute Kommunikation zwischen dir und den Erziehern aufgebaut werden. Gehe zu den Erzieherinnen und rede mit denen. Sagen ihnen das du nicht möchtest das sie mit dem älteren Kind über die Familie reden. Frage sie einfach was sie wissen möchten und wenn Fragen kommen beantworte sie aufrichtig. So können sie einschätzen wo das Problem wirklich liegt und sie könnten überlegen, wie sie dem Kind besser helfen können oder entgegen treten können.

Auch ist er das einzige Kind, was mit Schnupfen, draußen mit Wasser spielt. Ich hole ihn JEDEN TAG teilweise klitschnass ab. 

Hast du genügend Wechselwäsche mitgegeben und auch eine Matschhose, Gummistiefel und Regenjacke? Wenn nein solltest du das nachholen. Dann kann dein Kind im Wasser spielen ohne das es nass wird. Bei uns ist das immer Tagesordnung. Wir gehen auch bei strömenden Regen raus und die Kids lieben es. Aber die haben auch alle Regensachen wie oben genannt mit.

Wenn aber wirklich alles nicht helfen sollte, dann solltest du dir überlegen, ob du eine andere Kita in Erwägung ziehen könntest.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen
Dudui 
Fragesteller
 23.09.2022, 06:47

Vielen herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort! Erstmal Respekt an dich und deine Arbeit. Es sollte mehr Menschen wie dich geben!
Ich versuche auf alles einzugehen. Beide Kinder wurden ab 1.8 eingewöhnt. Somit ist mein älteres Kind also auch relativ neu und ziemlich überfordert mit den Fragen einer ,,Fremden“ gewesen. Ich versichere, dass ich bei Bring und Abholungzeiten teilweise 30-40 Minuten in der Kita bin! Ich suche den Kontakt zu den Erzieherinnen und bin IMMER für ein Gespräch offen. Man hat nie etwas angesprochen bezüglich der Art meines jüngeren Kindes. Es geht eher zB um unseren Hausbau o.ä. Wechselwäsche hat er mehr als genug und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich seinen BODY (!) auswringen konnte, so nass war der. Ich frage mich, wie überhaupt der Body so nass sein konnte. Übrigens zieht man ihn meist nichtmal um, angeblich vergessen, dass er Wechselsachen hat…. Habe gesagt, sie sollen darauf achten, dass er vernünftig angezogen rausgeht. Seitdem ist er aber auch krank zu Hause, das kann ich nicht beurteilen.
Es sind 4 Erzieherinnen mit 19 Kindern, davon 2-3 2 jährige, die etwas anstrengender sind. Ob verhaltensauffällig, keine Ahnung. Mein Sohn zB und ein Mädchen haben einen großen Bewegungsdrang, da muss man halt hinterher. Morgenkreis mag er bisher nicht, ansonsten fügt er sich immer mehr dem Alltag dort!
Beim Essen hatte ich auch eine Situation. Das erste mal Mittag, komme und eine Erziehung sagt er habe sehr gut gegessen. Gehe rein und die nächste sagt er hat NICHTS gegessen, kenne er überhaupt Kartoffeln. Eine dreiste Frage.
Natürlich ist es nicht leicht ihn „loszulassen“, aber ich habe 2 Jobs. Ich habe mir mit der Eingewöhnung wirklich Mühe gegeben.
Man wolle es aber, obwohl ich 2 Jobs und einen 45 Stunden Platz habe, vorerst bei bis 12 Uhr belassen. Er muss ja erstmal ankommen…. Alle anderen Kinder sind seit 4 Wochen eingewöhnt…

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Da höre ich sehr viel Frust gegen die Erzieher raus. Eigentlich sollte man zusammen kooperieren, da es doch um deinen Sohn geht.