Braucht man fürs Dropshipping Kapital oder kann man mit 0 Euro anfangen? Kann man damit 2023 viel Geld verdienen?

2 Antworten

Natürlich kannst du mit Dropshipping Geld verdienen - vorausgesetzt du bist Dropshipping-Coach oder Plattformanbieter. Fast alle anderen zahlen drauf.

Das Geschäftskonzept hat sich an sich schon überlebt.Man konnte, wenn man ein gutes Nischenprodukt hatte, damit Geld verdienen, bevor Plattformen wie AliExpress aufgetaucht und die chinesischen Händler in den Amazon Marketplace eingestiegen sind. Spätestens seitdem hat sich das Thema erledigt.

Natürlich brauchst du Startkapital. Kein Händler, der noch nicht mit dir gearbeitet hat, wird komplett in Vorleistung gehen und alles ohne Bezahlung an deinen Kunden versenden.

Was noch ein viel größerer Kostenpunkt ist: Kunden kommen NIE von alleine. Du brauchst Gewinnspannen, die hoch genug sind, dass du je nach Produktgruppe 30-50% deines Umsatzes für Werbung (Adwords, Google Ads, SEO, Shoppingplattformen, Social Media Marketing) ausgeben kannst. Wenn nicht, brauchst du es heute gar nicht mehr zu versuchen.

Wichtiger aber noch: Dropshipping ist KEIN passives Einkommen, sondern Onlinehandel - und zwar relativ komplizierter. Du bekommst zwar die Ware nicht mehr zu Gesicht, aber dennoch bist du der Händler und für alles verantwortlich. Du bist der Geschäftspartner des Kunden, nicht der Lieferant. Bei Rücksendungen oder Haftungsfragen bist du zuständig. Zudem hast du als gewerblicher Händler (und ja, Dropshipping IST gewerblich) streng genommen selbst nach hiesigem Recht schon kein Widerrufsrecht (mangels Verbrauchereigenschaft) - nach den Chinesischen Gesetzen noch weniger. Sprich: Du bleibst auf den Rücksendungen sitzen. Liefert dein Lieferant Schrott oder gar nicht, bist du sowieso dran. Du hast keinerlei Einfluss auf die Logistikkette (mit teils extremen Lieferzeiten), aber die volle Haftung dafür. Du haftest für eine Menge Dinge, auf die du weder Einfluss noch Zugriff hast. Du bist auch in der Haftung, wenn dein Lieferant sich nicht an gesetzliche Vorschriften hält, die Ware nicht verkehrsfähig ist oder er das Urheberrecht missachtet hat.

Du kaufst quasi zum Endkundenpreis. Darauf aufbauend eine sinnvolle Kalkulation zu stricken, ohne das die Presie absurde Höhen erreichen, ist schon schwer genug.

Die Einfuhrabgaben trägt natürlich theoretisch dein Kunde - und der kann dich verklagen, wenn du ihn nicht vorher darauf hingewiesen und ihm die voraussichtliche Höhe mitgeteilt hast.

Dazu kommt natürlich das übliche Labyrinth aus Steuerrecht, Gewerberecht, Fernabsatzgesetz, Zollabwicklung, Impressumspflichten... Wenn dich dann noch ein Mitbewerber abmahnt (ein Impressum mit fehlender Umsatztsteuer-ID zum Beispiel kann da schon mal 50 000€ kosten), kann das Ganze schnell in der Privatinsolvenz enden. Übernimmst du außerdem noch Produktbilder des Herstellers (musst du gar nicht mal bewusst machen, manche ach so dropshipping-optimierte Shopsysteme machen das automatisch), bist du auch urheberrechtlich erledidgt.

Steuerlich ist das Ganze ohnehin ein Gewerbe. Nun gut, auf die Berechnungsgrenzen, ab denen du zusätzlich ausländische Steuernummern bräuchtest, wirst du als kleiner Dropshipper wahrscheinlich nicht kommen, und auch die Absatzmengen, ab denen du ATLAS-Anmeldungen abgeben müsstest, erreichst du eher nicht. Aber es ist und bleibt kompliziert genug.

Es gibt einen Grund, weshalb man E-Commerce mittlerweile an Universitäten und Akademien studieren kann. Das Thema ist komplex. Die Zeiten, wo man ein Video gesehen hat und einfach mal einsteigen konnte, sind vorbei.

Ich werfe dir mal völlig zusammenhanglos ein paar Stichworte in den Raum:

TARIC. ATLAS. Wertersatz. Vorsteuerabzug. Reverse Charge. Gefahrenübergang. Conversion Rate. Urheberrecht. Lichtbildschutz nach § 72 UrhG. Absprungrate. DSGVO. Fulfilment. Verpackungsentpflichtung. Einfuhrabgaben.

Wenn du auch nur bei einem einzigen dieser Stichworte gerade mehr als ein, zwei Sekunden überlegen musstest, was es ist: Lass es. Dann hast du offenkundig zu wenig Ahnung von der Materie, und es kann nur schiefggehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Natürlich brauchst du erst mal Geld.

Du musst ja nicht nur den Shop eröffnen, sondern auch Gewerbe anmelden, Shop bewerben, Website erstellen und rechtlich prüfen lassen.

Kann man damit 2023 viel Geld verdienen?

Nein nicht wirklich wenn man davon keine Ahnung hat. Es kostet viel Zeit und Geld. Und ohne richtige Ahnung und informieren kann das schnell richtig Teuer für Dich werden

Woher ich das weiß:Berufserfahrung