Blut oder Wasser?

2 Antworten

Ich verstehe an dem Verhalten deiner Eltern so einiges nicht. So wie sich behandeln, könnte man meinen, sie wurden gezwungen, dich zu adoptieren. Dabei ist es umgekehrt: viele würden gerne ein Kind adoptieren, dürfen es aber nicht.

Was die Gleichbehandlung angeht: ich denke, es ist eigentlich normal, dass man leibliche Kinder und Adoptivkinder gleich behandelt.

Für mich persönlich ist meine Tochter der wichtigste Mensch in meinem Leben, obwohl sie adoptiert ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Adoptivvater mit mehrjähriger Erfahrung.

Einhoernchen89 
Beitragsersteller
 10.01.2025, 21:43

Hallo,

so jetzt habe ich Mal Zeit und Ruhe, um zu antworten. Auch wenn möglicherweise keine Antwort vorausgesetzt wurde.

Meine Mama hat nach der Geburt meines Bruders Herzprobleme bekommen,. sodass eine erneute Schwangerschaft zu riskant gewesen wäre. Allerdings wollten meine Eltern noch eine Tochter bekommen. Sie wollten aber kein Baby "kaufen" , so wie es damals zum Beispiel ( ich weiss nicht,ob es heute noch so ist) in Rumänien der Fall war. Außerdem gab es damals angeblich die Regel in Deutschland,dass Eltern, die schon ein leibliches Kind haben kein "Anrecht" auf ein zweites Kind haben. Ob das stimmt und heute noch so ist, weiss ich nicht. Ich erkläre es so, wie es mir von meinen Eltern erzählt wurde. Muss auch gestehen, dass ich es nie recherchiert habe. Wenn ihr mehr wisst, könnt ihr es mir gerne sagen. Ich lerne gerne dazu.

Meine Mama sagte ja auch erst später,dass sie die Adoption und damit verbundenen Probleme unterschätzt habe. Und dass ich so ganz anders wie sie und erst Recht anders als mein Bruder sei. Ich wollte so schnell wie möglich unabhängig sein, viel von der Welt sehen, habe mich kritisch mit Regeln, Weltanschauungen und insbesondere Erziehung auseinander gesetzt. Ich war immer offen, aber auch gewissermaßen vorsichtig und skeptisch zugleich. Ich habe mich früher für das andere Geschlecht interessiert, habe witzige Dummheiten begangen, war aber nie straffällig oder unverschämt. Das komplette Gegenteil von meinem Bruder. Er ist gerne Zuhause, wechselt häufig seine Arbeitsstelle,lässt seine Wäsche noch immer von meiner Mama waschen (er wird dieses Jahr 40) und hatte noch nie eine Freundin. Alles kein Ding. Soll er machen, wenn es sein Ding ist. Meine Eltern freuen sich darüber,dass er sie braucht. Egal was ist, ich habe ihn lieb. Ich habe mir immer solche Mühe gegeben,dass sie mich genauso lieben. Ich war an Weihnachten mit meinem Freund bei ihnen und mein Papa kann nicht aufhören zu sticheln. Wenn man es ihm dann sagt, entgegnet er nur:" du scheinst ja alles im Griff zu haben. Kommt dann bald eine Hochzeit,geschweige Kinder? Und hast du noch keine Beule am Auto? ( Ich hatte mal ein Auto gestriffen als ich 19 war. Mittlerweile bin ich 35 und nein,seitdem passierte nichts mehr dergleichen. Naja, ich glaube es ist Wunschdenken,dass sich unsere Beziehung zueinander verbessert..

Im Grunde hast du es mit deinen Eltern gut getroffen. Mein Bruder hat vor etlichen Jahren 2 Kinder adoptiert. Einen Jungen aus Thailand und ein Mädchen von den Philippinen. Sein eigener Sohn war zu dem Zeitpunkt 10 und die Kinder damals 2 und 4 Jahre alt. Die ersten Jahre lief alles reibungslos. Mit der Pubertät fingen beide Kinder an, ihre Wurzeln zu hinterfragen, was für die Stimmung zu Hause nicht gut war. Es kamen die üblichen Sprüche "du bist nicht meine richtige Mama" usw. Und beide hatten immer das Gefühl, der leibliche Sohn würde bevorteilt. Fakt war aber, dass er einfach eine andere Richtung eingeschlagen hat , als die beiden Jüngeren, und dementsprechend von den Eltern unterstützt wurde. Er studierte, die Beiden hatte keine Lust auf Schule. Klar, dass es da zu Differenzen kam. Es hat einige Jahre gedauert, bis sich alles einigermaßen beruhigt hatte.

Für dich würde ich empfehlen, den Kontakt zu den Eltern wieder mehr zu suchen. Als Erwachsene denkt man über vieles anders, als als Kind.


Einhoernchen89 
Beitragsersteller
 01.03.2025, 15:57

Hallo,

ich telefoniere nun regelmäßiger mit ihnen. Mittlerweile ist mir klar geworden, wo unsere Probleme liegen.

Meine Eltern sind Narzissten und wissen es nicht. Sie fühlen sich gut, wenn es Anderen schlecht geht. Mein Bruder hatte schon immer wenig selbstbewusstsein. Bei ihm schafften sie es auch erfolgreich, dass er immer glaubt, er habe Fehler begangen und sei an allem Schuld. Und dann fing er immer an zu essen und das nicht gerade wenig. Heute glaube ich er ist esssüchtig. Er isst, wenn er traurig, verletzt und gestresst ist. Er hat dann Probleme aufzuhören. Ihm ist das bewusst, aber in der Situation selbst könne er sich dann nicht mehr beherrschen. Mein Bruder hat ein sehr schlechtes Bild von sich. Diesen Schuh wollte ich mir nie anziehen. Ansonsten wäre ich nicht mehr aufgestanden. Das ging aber nicht. Ich wollte einen ordentlichen Schulabschluss,damit ich selbständig werde. Geld verdiene und mich von ihnen lösen kann. Nicht nur das, ich wollte nicht gebrochen werden. Meine Freunde haben mir da sehr geholfen immer an mich zu glauben. Sie sahen, wie sehr ich litt. Auch mein Selbstbild schwankt immer wieder. Ich möchte aber stark genug sein. Ich möchte eigenständig und selbständig sein! Ich habe zwar telefonisch mehr Kontakt zu ihnen, aber ich lasse es niemals zu, dass sie mich brechen. Heute bin ich stärker:-)