Bergpredigt, Antithesen?

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Jesus verschärft das Tötungsverbot des Alten Testamentes: nach seiner Auffassung ist nicht erst der Mord selbst das Übel, sondern schon der Hass und Zorn, der einen zu einer solchen Tat antreibt. Er kündigt an, dass man allein für diese Emotionen bereits in die "Hölle" kommt - nicht erst für die Tat.

Deswegen fordert er seine Zuhörer auf, sich im Falle eines Streits nicht aus falschem Stolz einer Versöhnung zu widersetzen, sondern mit offenem Herzen auf seine Mitmenschen zuzugehen und sich gnädig und erbarmend zu zeigen.

Eigentlich kann man diesen Aufruf unverändert in die heutige Zeit übertragen. Wie viele Freundschaften, Beziehungen und Ehen zerbrechen immer wieder an eigentlich unsinnigen Missverständnissen und Konflikten? Wie viele Gewaltverbrechen haben ihren Ursprung in Eifersucht, falschem Stolz und Unversöhnlichkeit?

Die Bergpredigt ist heute so aktuell wie vor 2000 Jahren. Das liegt daran, dass wir im Grunde nach wie vor die gleichen Menschen sind. Unsere Welt sieht anders aus, unser Leben dauert länger, verläuft viel rasanter und aufregender als damals... Aber es hat keine innere Veränderung gegeben. Unsere höchsten Güter sind nach wie vor Erfolg, Geld, Besitz und Ansehen. Dafür sind viele gern bereit, Opfer zu bringen.

RA47NUTTELLA 
Fragesteller
 04.12.2016, 14:34

Vielen Dank

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Es handelt sich nicht unbedingt um eine Neuinterpretation, denn schon im AT wird das Tötungsverbot mit der Nächstenliebe verbunden. Auch in den 10 Geboten wird gefordert, den Nächsten zu lieben. Jesus macht das Gesetz des alten Bundes nicht ungültig (Mat. 5:17-20). Das nur allgemein zur Bergpredigt.

Jesus geht in seiner Bergpredigt in die Tiefe, wenn er anführt, dass Hass und böse Gedanken immer einer schlechten Tat vorausgehen. Man kann nach den Worten Jesu (Mat. 5:27, 28) schon Ehebruch begehen, wenn man ensprechende Gedanken pflegt. Man kann einen Menschen schon ermorden, wenn man schlecht und böse über ihn denkt oder spricht.

Die Juden hatten sich daran gewöhnt, das Gesetz gemäß dem Buchstaben auszulegen. Dabei blieben sie an der Oberfläche haften; sie vertsnaden mit der Zeit den tiefen Sinn der Gesetze nicht mehr. Ein Beispiel: In 5. Mose 14:21b steht, dass man ein "Böckchen nicht in der Milch der Mutter kochen soll". Die Juden nahmen das buchstäblich; noch heute haben sie in ihren Küchen zwei Abteilungen: Eine für Michspeisen und eine für Fleischspeisen. Kein Gerät der einen Abteilung darf in der anderen verwendet werden. Denkt man aber nach, dann erkennt man erst den tiefen Sinn dieses Gesetzes: Hier wird Mitgefühl für die Kreatur und die Menschen gefordert. Dieses Bildwort vom Kochen eines Böckchens in der MIlch der Mutter drückt eine das Leben verachtende verachtende Haltung aus.

Jesus hat den tiefen Sinn des Gesetzes erhellt. Er hat nichts "neu interpretiert", er hat Überlieferungen der Pharisäer und Schriftgelehrten umgestoßen! Ein Beispiel: Mat. 5:33-48.

Es lohnt sich, die Bergpredigt zu lesen und zu verinnerlichen - wenn man das will. Ich gebe der Bergpredigt  in der heutigen Zeit keine große Chance, allgemein verstanden und getan zu werden. Die Verhältnisse sprechen eine deutlich andere Sprache als die Bergpredigt. Diese Predigt ist nur für einzelne Menschen gut, die sich noch vor Gott für ihr Leben verantwortlich fühlen!

Wer die Berpredigt liest, wird feststellen, dass sie im grunde nicht anderes enthält, als was wir alle in unserem Gewissen besitzen.