Bayern München mit 12 Mann auf dem Feld- wie wird - und wie sollte - der DFB entscheiden?

4 Antworten

Von einem Experten bestätigt

Der 12. Mann war spielberechtigt, daher greift der Paragraf hier nicht.

Das Spiel wird (und sollte) ganz normal gewertet bleiben. Die Situation ist im Regelbuch eindeutig beschrieben. Da der SR es auch bemerkt hat fällt das alles unter Tatsachenentscheidung und ist nicht anfechtbar.

Woher ich das weiß:Hobby – seit ca. 10 Jahren als Schiedsrichter in Wien aktiv

Ickedette123 
Fragesteller
 06.04.2022, 21:05

meines Wissens sind pro Mannschaft nur 11 Spieler spielberechtigt oder einsatzberechtigt. Wenn die sich dort bereits befinden, ist kein weiterer Spieler spielberechtigt oder einsatzberechtigt. Und kann eine eindeutig verbotene Aktion, die eindeutig verboten ist und laut Regelwerk explizit mit 0:2-Wertung geahndet wird, dadurch legal werden, dass der Schiedsrichter sie gesehen hat - übrigens, nachdem sie bereits geschehen war? Ich habe da so meine Zweifel.

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TheFamousSpy  06.04.2022, 21:37
@Ickedette123
meines Wissens sind pro Mannschaft nur 11 Spieler spielberechtigt oder einsatzberechtigt.

Also Wechselspieler sind neuerdings verboten? Du liegst mit deiner Interpretation schlichtweg falsch, das ist eine Tatsache. Steht der Spieler am Bericht, hat einen gültigen Spielerpass und ist weder gesperrt noch suspendiert, dann ist dieser spielberechtigt (der Verband kann noch andere Kriterien erlassen, aber die sind hier nicht relevant).

Und kann eine eindeutig verbotene Aktion, die eindeutig verboten ist und laut Regelwerk explizit mit 0:2-Wertung geahndet wird

Das Regelwerk ist das Regelbuch und da steht in Regel 3:

Wenn ein Teamoffizieller, ein Auswechselspieler, ein ausgewechselter oder des Feldes verwiesener Spieler oder eine Drittperson das Spielfeld betritt, muss der Schiedsrichter:
das Spiel nur unterbrechen, wenn eine solche Person ins Spiel eingreift,
die Person vom Spielfeld weisen, nachdem das Spiel unterbrochen wurde, und
entsprechende Disziplinarmassnahmen ergreifen.

Zudem steht ebenfalls in Regel 3:

Erzielen eines Tors mit einer zusätzlichen Person auf dem Spielfeld
Wenn der Schiedsrichter nach einem Tor, aber vor der Spielfortsetzung feststellt, dass sich zum Zeitpunkt des Tors eine zusätzliche Person auf dem Spielfeld befand:
gibt der Schiedsrichter den Treffer nicht, wenn die zusätzliche Person:
ein Spieler, ein Auswechselspieler, ein ausgewechselter oder des Feldes
verwiesener Spieler oder ein Teamoffizieller des Teams ist, das das Tor erzielt hat.
Das Spiel wird mit einem direkten Freistoss an der Stelle fortgesetzt, an der sich die zusätzliche Person befand (...)
Wenn der Schiedsrichter erst nach der Spielfortsetzung nach einem Tor feststellt, dass sich zum Zeitpunkt des Tors eine zusätzliche Person auf dem Spielfeld befand, darf der Treffer nicht aberkannt werden. Wenn sich die zusätzliche Person noch auf dem Spielfeld befindet, muss der Schiedsrichter:
- das Spiel unterbrechen,
- die zusätzliche Person vom Spielfeld weisen und
-das Spiel je nach Situation mit einem Schiedsrichterball oder einem Freistoss fortsetzen.
Der Schiedsrichter meldet den Vorfall den zuständigen Instanzen.

Das sind die offiziellen IFAB Fußballregeln, über die sich kein Verband hinwegsetzen kann. Was da steht gilt. Alle Wettbewerbs- oder Verbandsbestimmungen können hier nichts an dieser Tatsache ändern.

dadurch legal werden, dass der Schiedsrichter sie gesehen hat

Es geht nicht um die Legalität. Eine Handspiel ist auch nicht legal, aber wenn es der SR übersieht, dann wird das Spiel deswegen weder anders gewertet noch wiederholt. Es ist einfach eine Tatsachenentscheidung des SR, die nicht angefochten werden kann. Sonst wäre das WM Finale 66 nie entschieden worden, weil unklar war ob das Wembleytor tatsächlich drinnen war oder nicht.

Ich habe da so meine Zweifel.

Weil du wie soviele Fans wohl noch nie die Fußballregeln gelesen habt. Hier ein Link dazu: https://downloads.theifab.com/downloads/spielregeln-2021-22-einzelseiten?l=de

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Ickedette123 
Fragesteller
 07.04.2022, 08:42
@TheFamousSpy

tja, man kann natürlich jedem das Wort im Munde rumdrehen. Wahrer wird es dadurch trotzdem nicht. Es bleibt dabei: Wenn 11 Spieler auf dem Platz sind, sind nur sie spielberechtigt. Ein weiterer Spieler ist dann nicht spielberechtigt. Das gilt erst, wenn ein Spieler der Mannschaft den Platz verlassen hat.

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TheFamousSpy  07.04.2022, 08:53
@Ickedette123

Du verstehst einfach nicht was das Wort spielberechtigt bedeutet. Deine Aussage ist einfach falsch. Ich bin seit 10 Jahren Schiedsrichter, daher darfst du mir das ruhig glauben.

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Ich habe das Spiel nicht gesehen, aber gelesen, dass es ein Fehler des Schiri-Gespans war. Ist dem so? Falls ja, dann keine Strafe für die Bayern. Wenn es ein Fehler der Bayern war, dann eine 0:3-Niederlage.


michi57319  06.04.2022, 20:39

Es war ein Fehler der Bayern. Die haben das Chaos verursacht, weil sie eine falsche Rückennummer für den Wechsel anzeigen lassen haben.

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Ickedette123 
Fragesteller
 06.04.2022, 20:43

danke für deine Antwort. Ich frage mich gerade, ob die Schiedsrichter dafür verantwortlich gemacht werden können, wenn ein zwölfter Spieler einer Mannschaft auf den Platz läuft. Oder liegt die Verantwortung nicht eher beim betreffenden Spieler, sich vom Platz fernzuhalten, wenn schon 11 Spieler seiner Mannschaft auf dem Platz sind? Und wenn der nicht verantwortlich gemacht werden kann, weil er entweder zu dumm zum Zählen ist, ist dann nicht eher das Trainerteam der betreffenden Mannschaft, das die Verantwortung dafür trägt, wer wann eingewechselt wird und wer dafür den Platz zu verlassen hat? Naja, ich kann mich auch irren....

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Es gibt 2 mögliche Normen, die in diesem Fall anzuwenden sind. Zum einen wäre es § 17 Abs. 4 der Rechts- und Verfahrensordnung (RuVo) und zum anderen die Regel 3 der Fußballregeln.

§ 17 Abs. 4 RuVo besagt, dass wenn nicht-spiel- oder einsatzberichtigte Spieler eingesetzt werden, dass das Spiel mit 0:2 bzw. 2:0 für den Gegner gewertet wird, das stimmt schon. Meiner Ansicht nach, geht es aber nicht um die Frage, ob der Spieler spiel- oder einsatzberichtigt war. Alle Spieler auf dem Spielerbogen sind grds. spielberechtigt, sofern diese nicht gesperrt sind. Von den Bayernspielern auf dem Spielerbogen war keiner gesperrt, demnach waren alle spielberechtigt.

Jetzt könnte man meinen, Coman wäre nicht mehr einsatzberechtigt gewesen, da er ausgewechselt werden sollte. Grundsätzlich stimmt das, aber da die 29 angezeigt wurde, wäre der Spieler, der gar nicht gespielt hat (Spieler mit der 29), nicht mehr einsatzberechtigt gewesen. Coman mit der 11 war hingegen weiter einsatzberechtigt, da seine Nummer nicht angezeigt war oder er nicht des Feldes verwiesen wurde.

Da alle Bayernspieler spiel- und auch einsatzberechtigt waren, greift meiner Meinung nach § 17 Abs. 4 RuVo nicht. Demnach keine Spielwertung gegen den FCB bzw. zugunsten des SC Freiburg.

Regel 3 hingegen beschreibt, wie bei überzähligen Spielern zu verfahren ist. Der überzählige Spieler war Coman, da sowohl Süle als auch Sabitzer mit Zustimmung das Feld betreten hatten. Der Schiedsrichter hätte in dem Fall das Spiel nicht fortsetzen dürfen.

Das DFB Sportgericht wird sich jetzt mit der Frage beschäftigen, welche Norm wie auszulegen und anzuwenden ist, und wie viel Einfluss Coman in den 17 Sekunden und ohne Ballkontakt auf das Spielgeschehen hatte.

Meiner Meinung nach ist das Spiel auch weiterhin für den FCB zu werten.

Wie das Gericht aber letztendlich entscheiden wird, kann man nicht vorher sehen. Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.

Ganz sicher kann sich der FC Bayern aber auch nicht sein. Problematisch wird es, wenn das Gericht den Spielerwechsel erst in der Unterbrechung nach den 17 Sekunden als durch- und ausgeführt ansieht. Denn dann hätte der FCB einen 4. Wechselslot genutzt, der eindeutig untersagt ist. In diesem Fall hätte das Gericht keine andere Wahl, als das Spiel gegen den FCB zu werten.

Collinas Erben hat zu dem Thema einen ausführlichen Beitrag bei n-tv.de veröffentlicht.

Woher ich das weiß:Hobby – FC Bayern Sympathisantin

Hi, Ickedette123.⚽️

Das Ergebnis bleibt wie es ist, denn Bayern ist nicht schuld daran.

Warum soll sich Coman angesprochen fühlen, wenn für ihn die 29 hochgehalten wird. Er trägt immer noch die Rückennummer 11.

Also wo liegt da der Fehler?

Es ist sowieso müßig, darüber zu diskutieren. Denn erstens ist in den 17 Sekunden nichts passiert, und zweitens haben die Bayern schon 3:1 geführt.

Mit sportlichen Grüßen, Renate. ⚽️