Avnrt Rettungsdienst was sind die Maßnahmen?

2 Antworten

Hi,

Wird das vor Ort noch therapiert oder erst im Kh?

Das ist ein eindeutiges "Es kommt drauf an" - nämlich darauf, wie der Patientenzustand ist. Bei einem sonst gesunden Patienten, der die AVNRT relativ gut toleriert, muss nicht auf Teufel komm raus vor Ort therapiert werden.

Insofern ist es auch denkbar, dass sich die Kollegen bewusst gegen eine Therapie vor Ort entschieden haben.

Bin sehr sportlich und meine Ruhefrequenz liegt unter 60, daher sind 120-130 für mich schon viel.

Gerade im Kontext eines trainierten Ausdauersportlers und einer vergleichsweise "langsamen" AVNRT hätte ich vermutlich nicht anders gehandelt.

Sollte das nochmal auftreten und ich müsste wieder den Rettungsdienst rufen, was würden die sonst im Regelfall machen wenn die eben ein auffälliges EKG haben? Also so von den Maßnahmen.

Im Prinzip ist die Behandlung der AVNRT im Akutfall ziemlich simpel (siehe z.B. hier):

  • (modifiziertes) Valsalva-Manöver: der Versuch, eine Spritze aufzupusten (ggf. mit zeitgleichem Umlegen vom Sitzen ins Liegen) kann einen Vagusreiz setzen und so die Rhythmusstörung beenden
  • medikamentöse Frequenzkontrolle ("geht nicht weg, wird aber langsamer") mit Betablockern oder
  • medikamentöse Beendigung der Rhythmusstörung mittels Adenosin.

Instabile Patienten erhalten eine Kardioversion.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Die Aufgabe des Rettungsdienstes ist es, einen Patienten lebend und einigermaßen stabil im Krankenhaus abzuliefern. Die definitive Therapie gehört nicht zwingend zu den Zielen des Rettungsdienstes. Oft geht das auch gar nicht.

Das bedeutet, dass es bei einem medizinischen Problem durchaus denkbar ist, dass der Rettungsdienst sich auf Beobachtung des Patienten und eventuell Kontrolle der schlimmsten Symptome beschränkt, so lange der Patient in akzeptablem Zustand in der Klinik ankommt.

Natürlich kann man jetzt fragen "aber wieso keine definitive Therapie?" Die Antwort ist einfach: jede Behandlung kann Komplikationen mit sich bringen, die man dann auch wieder beherrschen können muss. Warum sollte man sich Komplikationen ins Haus holen, wenn man doch aber das ursprüngliche Problem gar nicht zwingend angehen muss? Das ist durchaus abhängig von der Erfahrungsstufe von Rettungsdienst und Notarzt, von Umständen wie Fahrtzeit zur nächsten geeigneten Klinik und so weiter.

In deinem Fall, also bei einer erneut auftretenden AVNRT, hat man folgende Möglichkeiten: man macht nichts, so lange es halbwegs stabil ist. Oder man verlangsamt die Herzfrequenz, z.B. durch Betablocker oder Ajmalin. Das wäre recht risikoarm. Die beste medikamentöse Therapie wäre wohl Adenosin, aber da gibt es immer mal ganz selten das Risiko, dass es in einer Wiederbelebung mündet. Traut sich also nicht jeder. Und zu guter Letzt bleibt eine elektrische Kardioversion, die allerdings eher bei wirklich instabilen Patienten angesagt ist.

Da du in deinem Bericht stabil warst und offenbar keine EKG-Veränderungen oder Beschwerden hattest, die auf eine Minderdurchblutung des Herzens hindeuten, war es im Sinne des Risiko-Nutzen-Verhältnisses völlig ok, auf eine weitere Therapie bei dir im Rettungswagen zu verzichten. Andere hätten es vielleicht anders gemacht (und es kann durchaus sein, dass bei einem eventuellen nächsten Mal anders gehandelt wird), aber es war ok so.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner