Angststörung seit 2 Wochen oder doch nicht?
Guten Tag,
Ich wollte euch mal nach eurer Meinung fragen weil ich mittlerweile einfach nur noch verzweifelt bin.
Vor 3 Wochen im Urlaub hat alles angefangen. Auf einmal abends schwitzige Hände,hoher Puls und Todesangst.
Seitdem habe ich 10 Kilo abgenommen,kann nicht viel essen ohne dass mir Übel wird und muss oft erbrechen aus Angst.
Ich war jetzt schon zu unzähligen Ärzten,ein Bluttest wurde gemacht,ein Scan meines Abdomens und nichts wurde gefunden.
Es scheint körperlich alles in Ordnung zu sein.Dennoch plagen mich seit 1anhalb Wochen jeden Tag Panickattacken und Angstzustände und kann auch nicht gut schlafen.Der gang zur Notaufnahme ist schon normal geworden…
Ausserdem habe ich jeden Tag Schwindel und Angstattacken.
Könnte ich eine starke Angststörung entwickelt haben? Normale Medikamente helfen nicht,und habe jetzt Xanax verschrieben bekommen(0,25mg) wovor ich allerdings riesen Respekt habe wegen der Suchtgefahr…
Vielen Dank für euren Rat und eure Hilfe.
3 Antworten
Ich bin kein Arzt sondern selbst Betroffener, doch was du schilderst klingt stark nach einer Panikstörung. Eine Panikstörung beschreibt das wiederholte Auftreten von Panikattacken wenn körperliche Ursachen (z.B. eine Dysfunktion der Schilddrüse) ausgeschlossen wurden.
Panikattacken kommen häufig wie unaufhaltsame Wellen aus dem Nichts und können sich bei jeder Person etwas unterschiedlich äussern. Zentrale Symptome sind Angstgedanken (z.B. "ich habe einen Herzinfarkt", "ich werde ersticken", "ich verliere jede Sekunde den Verstand" etc.) sowie weitere psychische und psychosomatische Reaktionen (z.B. Reizüberflutung, Schwitzen, Herzrasen, Depersonalisation/Derealisation, Übelkeit und zahlreiche weitere). Die Betroffenen haben häufig das Gefühl jede Sekunde drauf zu gehen. Obwohl sie wissen, dass Panikattacken rein körperlich nicht gefährlich sind spielen ihre Emotionen (Angst) verrückt und sie sind diesen Attacken oftmals vollkommen ausgeliefert.
Doch die Attacke selbst ist nur ein Teil der Problems. Das andere ist die starke Verunsicherung die zurück bleibt. Es entseht oftmals eine Angst vor der Angst. Jede Regung wird beobachet und bei jeder Unebenheit keimt sie Angst auf das eine erneute Attacke bevorstehen könnte. Ein Teufelskreis.
Zur Behandlung einer Panikstörung gibt es im Prinzip 2 Verfahren: Das erste ist eine Psychotherapie. Bei Angststörungen häufig in Form einer Verhaltenstherapie. Ein sehr effektives Verfahren welches erst noch keinen Nebenwirkungen hat. Das Problem ist jedoch, dass man eine Psychotherapie intensiv durchführen muss und es oft Monate oder gar Jahre dauert bis sich wirkt.
Das zweite Verfahren ist die Pharmakotherapie, also Medikamente. Die einzigen Medikamente welche auf die Schnelle angstlösend wirken sind Benzodiazepine wie z.B. Alprazolam (Xanax). Sie können einfach bei Bedarf eingenommen werden, wirken bereits nach ca. 20 Minuten, sind hoch effektiv und haben nahe zu keinen Nebenwirkungen (ausg. Müdigkeit). Das Problem ist jedoch, dass sämtliche Benzodiazepine bei zu häufiger Anwendung schwer abhängig machen. In der Praxis werden diese Medikamente nur kurzzeitig und/oder punktuell eingesetzt und nur so lange bis ein nicht suchterzeugendes Arzneimittel wirkt. Eine Abhängigkeit ergibt sich in der Regel frühestens nach 4 Wochen, sofern man die Dinger nicht haufenweise einwirft.
Zur längerfristigen medikamentösen Behandlung von Panikstörungen werden andere Arzneimittel eingesetzt. Allen voran Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI. Konkret zur Behandlung einer Panikstörung zugelassen sind die Wirkstoffe Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin. Antidepressiva wirken ebenfalls relativ zuverlässig, machen jedoch nicht abhängig. Dafür haben sie andere Nachteile: Antidepressiva müssen täglich eingenommen werden, wirken erst nach ca. 2-5 Wochen und können vor allem zu Beginn der Behandlung zahlreiche Nebenwirkungen haben.
Das kennen ich leider zu gut. War auch im Spital da ich zu Beginn dachte ich hätte einen Herzinfarkt erlitten. EKG war jedoch völlig unauffällig.
Seroxat ist ein Handelsname für den Wirkstoff Paroxetin. Paroxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI welches zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen zugelassen ist.
Wie bei SSRI/SNRI-Antidepressiva üblich kann auch Paroxetin zu Beginn der Behandlung die Angstsymptome etwas verstärken. Hinzu können weitere unangenehme Nebenwirkungen wie Nervosität, innere Anspannung und Unruhe kommen. Diese Nebenwirkungen lassen nach einigen Wochen wieder nach.
Die angstlösende Wirkung von SSRI-Antidepressiva (wie Paroxetin) ergibt sich nach ca. 3-5 Wochen. Du brauchst also noch etwas Geduld. Mir ist durchaus bewusst, dass "Geduld haben" so ziemlich das letzte ist was man in dieser Situation gebrauchen kann, jedoch hat man leider keine andere Wahl.
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines SSRI-Antidepressivums lässt sich leider erst nach mehreren Wochen (frühestens 5 Wochen nach dem Erreichen der Zieldosis) abschliessend beurteilen. Falls das Medikament nicht anschlägt (was bei Panikattacken jedoch eher selten ist) gäbe es weitere Alternativen aus anderen chemischen Gruppen. Beispielsweise das trizyklische Antidepressivum Opipramol oder das angstlösende Antiepileptikum Pregabalin.
Alprazolam (Xanax) sollte schnell (nach ca. 20 Minuten) und äusserst zuverlässig helfen. Bei mir war die Wirksamkeit von Benzodiazepinen fast schon beängstigend. Das Problem ist jedoch das Abhängigkeitspotenzial. Alprazolam ist also ein Notfallmedikament welches zu selten und so niedrig dosiert wie möglich eingenommen werden sollte.
Alles Gute und viel Durchhaltevermögen...
Hey Bre, das klingt mies, aber es ist gut, dass du schon Ärzte aufgesucht hast und körperlich alles okay ist. ❤️ Es könnte sein, dass du eine Angststörung hast, besonders wenn normale Medikamente nicht helfen. Es ist normal, Respekt vor Medikamenten zu haben, aber Xanax kann helfen, deine Angst zu kontrollieren, wenn du es verantwortungsvoll einnimmst. Hier bitte immer auf die Dosierung achten! Und auch immer auf den Arzt hören❤️
Ich denke das bekommst du wieder in den Griff, ich glaube an dich. Kuss auf deine Nase ❤️🫶🏼❤️
Du brauchst einen kompetenten Psychologen der neutral an Deine Ängste rangeht und eine Anamnese erstellt.
Vielen Dank für die Antwort. Ich hatte auch noch vergessen zu erwähnen dass ich seit 6 Tagen ein Antidepressiva (Seroxat)nehme und deswegen die Symptome momentan möglicherweise noch schlimmer sind.
Die Angst vor der Angst wann die nächste Attacke kommt ist mit Abstand das schlimmste…Bin gestern während der Arbeit in die Notaufnahme,weil ich dachte ich habe einen Herzinfarkt.Schon der 2te Egk,nichts.
Man hat wirklich das Gefühl durchzudrehen…den ganzen Tag Angst,schwitzige Hände,extrem trockene Mundschleimhaut und Schwindelattacken. Der Arzt hat mir eine Xanax morgens und eine Abends verschrieben.Habe jetzt mal eine Halbe 0,25mg genommen um zu schauen wie es wirkt.
Falls die Therapie mit dem Antidepressivum nicht anschlägt werde ich mich nach einer Verhaltenstherapie umschauen.
Dankeschön