Als Physician Assistent beim Rettungsdienst?

6 Antworten

Nein ein Arzthelfer ist keine nach den Rettungsdienstgesetzen anerkannte Qualifikation für den Rettungsdienst.

In einigen Bundesländern könnte man damit 2. Mann/Frau auf dem KTW sein, mehr aber auch nicht.

Nein, es ist nicht möglich. Jedes Landes- Rettungsdienstgesetz (RDG) schreibt ganz konkret vor, welches Rettungsmittel mit welchem Rettungsfachpersonal besetzt sein muss. Die Rettungsdienstgesetze, kennen hier natürlich nur die rettungsdienstlichen Qualifikationen, also Notfallsanitäter, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter und auf dem KTW auch noch den Rettungshelfer.

Dementsprechend ist es nicht möglich, ohne eine rettungsdienstliche Qualifikation ein Rettungsmittel als Teil der Regelbesatzung zu besetzen. Ggf. wäre eine Verkürzung der rettungsdienstlichen Ausbildung möglich, über deren Dauer die zuständige Behörde auf Antrag entscheiden würde. Bezüglich der Anrechnung eines "Physician Assistenten", fehlt es hier an Erfahrungen, wie die Behörden mit dieser Qualifikation umgehen. Jedoch gibt es andere Beispiele, so bekamen zum Beispiel in der Vergangenheit Gesundheits- und Krankenpfleger bei der Ausbildung zum Notfallsanitäter lediglich die 80 Stunden an Ausbildung in der allgemeinen Pflegestation im Rahmen der praktischen Ausbildung an geeigneten Krankenhäusern erlassen, bei drei Jahren Ausbildungsdauer 80 Stunden zu sparen, dass ziemlich witzlos. Bezahlt wird man natürlich als dass, als dass man eingestellt ist und das wäre eben nicht als "Physician Assistent" sondern eine der aufgeführten rettungsdienstlichen Qualifikationen.

Besondere Befugnisse, nein, denn die haben Physician Assistenten mit der derzeitigen Rechtslage in Deutschland sowieso nicht. Sie dürfen hierzulande aktuell nicht mehr in Eigenverantwortung machen als zum Beispiel Gesundheits- und Krankenpfleger ebenfalls in Eigenverantwortung machen dürfen, mehr dürfen sie genau wie diese auch nur auf ärztliche Delegation. Im Gegenteil, du dürftest sogar weniger, denn Notfallsanitäter/innen, dürfen seit einer neuen Gesetzesänderung unter bestimmten Voraussetzungen eigenständig heilkundliche Maßnahmen vornehmen (neuer §2a Notfallsanitätergesetz). Aber auch zuvor haben sie es bereits gemacht, entweder aufgrund von standardisierten Arbeitsanweisungen (SOP's) der ärztlichen Leiter Rettungsdienst oder aufgrund einer Rechtfertigung über §34 Strafgesetzbuch (StGB). Schaut man sich zum Beispiel auch den aufgrund der Pandemie aktuell gültigen §5a Infektionsschutzgesetz (IfSG) an, so taucht auch hier der "Physican Assistent" nicht auf, andere Berufsgruppen wiederum, sind durch diesen Paragraphen im Ausnahmefall der Pandemie zur Ausübung der Heilkunde berechtigt.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

Ist es möglich als Physician Assistent beim Rettungsdienst zu arbeiten.

Möglich ist es natürlich.

Genauso, wie ein Bäcker, ein Schreiner oder ein Bauingenieur im Rettungsdienst arbeiten kann - entscheidend ist lediglich die rettungsdienstliche Qualifikation und die Besetzung des Rettungsmittels nach dem jeweiligen Landesrettungsdienstgesetz.

Mit den oben genannten Berufsgruppen hat der Physician Assistant eine Sache gemeinsam: ohne rettungsdienstliche Ausbildung gilt er genauso als "unqualifiziert" - und darf entsprechend erstmal gar nichts.

Wenn ein Physician Assistant mit einer rettungsdienstlichen Qualifikation eingesetzt wird (RettSan, NotSan...) - dann ist er eben in der Funktion als RettSan oder NotSan mit den entsprechenden Kompetenzen unterwegs.

Hat man dann besondere Befugnisse

Nein, weder im Allgemeinen, noch im Speziellen.

"Besondere Befugnisse" hat der Physician Assistant selbst in der Klinik nicht - das, was er an ärztlichen Aufgaben übernehmen kann, erfolgt ausschließlich im Rahmen der Delegation. Selbstständig therapieren? Das ist nicht mal im eigentlichen Fachbereich drin.

Wie Rollerfreake schon gesagt hat: da darf sogar der NotSan mehr. Und hinsichtlich der Ausbildung im notfallmedizinischen Bereich im Allgemeinen oder in der präklinischen Notfallmedizin im Speziellen wird es sowieso eng...

kann man dann trotzdem das Gehalt des Physician Assistent beziehen?

Denkanstoß: Wird ein Arzt, der in der Freizeit Taxi fährt, als Arzt bezahlt, oder als Taxifahrer?

Die Qualifikation des Physician Assistant existiert im Rettungsdienst schlicht nicht, er hat auf Grundlage der Qualifikation erstmal keinerlei rettungsdienstliche Qualifizierung und mit rettungsdienstlicher Qualifikation darf er auch nicht mehr als andere Kollegen.

Ergo: es gibt für den Arbeitgeber keinerlei Grund dazu, aufgrund einer "fachfremden" Qualifikation ohne Nutzen mehr Lohn zu zahlen.

Fazit des Ganzen

"Nur" als Physician Assistant wird man im Rettungsdienst überhaupt keinen Fuß fassen können - die Qualifikation ist dort weder geregelt, noch vorgesehen, noch ausbildungstechnisch "geeignet".

Nach dem Landesrettungsdienstgesetzen braucht es letztendlich zwingend eine rettungsdienstliche Qualifikation - die stellt der PA nicht dar.

Mit einer zusätzlichen rettungsdienstlichen Ausbildung hat der Physician Assistant ebenfalls keine Vorteile und keine besonderen Kompetenzen.

Mit dem Ziel "Rettungsdienst" den Physician Assistant machen, wird nicht funktionieren - und mit einer rettungsdienstlichen Qualifikation im Hintergrund sich nicht lohnen.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Auch ein Arztassistent kann eine rettungsdienstliche Ausbildung (Rettungssanitäter, Notfallsanitäter) machen und sich dann in entsprechender Funktion und mit entsprechendem Gehalt einstellen lassen.

Die Funktion "Arztassistent" gibt es im Rettungsdienst allerdings nicht. Und mal ehrlich: Wie groß war der Anteil an medizinischer Notfallversorgung in deiner Ausbildung und Prüfung?

Rettungssanitäter oder Notfallsanitäter muss man schon sein