Alle stammen von einem Menschen ab - warum sehen alle so verschieden aus?

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Ich schaue gerade die Geschichte der Menschen. Wenn wir alle von einer Frau abstammen, .....

Ich habe die Doku nicht gesehen, aber es geht hier vermutlich um die "Mitochondriale Eva".

Es ist allerdings etwas verwegen zu sagen, dass wir alle von dieser Frau abstammen. Unsere Mitochondrien stammen von dieser Frau. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Würde irgendwann die Eigenschaft "blauäugig" verschwinden und wir hätten alle braune Augen, dann könnte man daraus auch nicht schließen, dass wir keine "blauäugigen" Vorfahren hatten. Daraus kann man nur schließen, dass sich die Eigenschaft "blauäugig" nicht durchgesetzt hat.

Diese "mitochondriale Eva" war Teil eines Stammes und ihrer Mitochondrien haben sich durchgesetzt. Von diesem Stamm, der Afrika verlassen hat, stammen alle Nicht-Afrikaner ab. Die Mitochondrien aller Afrikaner gehen auf drei verschiedene andere "Mitochondriale Evas" zurück. Es gab quasi vier "Urmütter" und einer davon hat es, flappsig gesagt, zu Hause nicht mehr gefallen und sie ist in die weite Welt hinaus gezogen.

Wenn wir alle von einer Frau abstammen, wieso sehen wir dann ale so verschiedne aus? Wieso gibt es Menschen mit heller und dunkler Hautfarbe?

Wenn man Populationen trennt, dann entwickeln sie sich unterschiedlich weiter. Durch die Trennung und Wanderungen in unterschiedliche Gebiete werden bestimmte Eigenschaften, die vorher egal waren, evtl. ein Vorteil. So werden die ursprünglich aus Afrika kommenden Menschen dunkelhäutig gewesen sein. Es wird immer einen gewissen Teil gegeben haben, die eine geringere Pigmentierung hatten. In Afrika war das eher ein Nachteil und hat sich nicht durchgesetzt, aber je weiter nach Norden sie kamen, desto eher wurde es ein Vorteil, weil die geringere Sonneneinstrahlung durch hellere Haut besser "genutzt" werden kann. Also hat sich die hellere Hautfarbe in Gebieten mit geringerer Sonneneinstarhlung durchgesetzt.

Wieso sehen die Gesichter von Asiaten, Caucasians, Lateinamerikaner und Afrikaner so verschieden aus?

Sooo verschieden sehen die gar nicht aus. Die Unterschiede kommen wiederum durch die regionale Trennung und hängen auch davon ab, was der jeweilige Stamm zu seinem Schönheitsideal macht. Gelten bei dem einen Stamm "X1" dicke Lippen als sexy (warum auch immer), dann werden einige Generationen später hauptsächlich Menschen mit dicken Lippen in diesem Stamm rumlaufen. Gelten bei dem anderen Stamm X2, der sich abgespalten hat, dünne Lippen als sexy (warum auch immer), dann werden beim Stamm X2 wohl irgendwann nur noch dünnlippige rumlaufen. Solange ein Phänotyp keinen Nachteil mit sich bringt kann er sich durchsetzen (oder auch nicht). Erst wenn etwas einen evolutionären Nachteil mit sich brächte würde es sich nicht durchsetzen.

Haben sich die Menschen an ihre äußere Umwelt angepasst?

Nein. Die mit Eigenschaften, die für die neue Umwelt vorteilhaft waren, haben überlebt und ihre DNA (incl. der vorteilhaften Eigenschaft) weiter gegeben. Die, deren Eigenschaften für die neue Umgebung unvorteilhaft waren, haben sich nicht fortgepflanzt. (Siehe Hautfarbe)

Wenn ja, wie hängt die Verschiedenheit der Gesichtsmerkmale beispielsweise mit der Anpassung an die Umwelt zusammen?

Also da bin ich kein Experte. Es könnte sein, dass dies auch teilweise von Nahrungsangebot abhängt. In Gegenden wo man überall weiches Essen findet benötigt man keinen großen, kräftigen Unterkiefer. Dort wo die Sonne sehr flach einfällt ist es von Vorteil kleinere, geschlitzte Augen zu haben. Das sind aber nur Vermutungen meinerseits. (Ansonsten siehe oben bei Punkt 3)

Sind Leute aus europäischen Ländern hell weil es hier so wenig sonne gab und die Melaninbildung deswegen nicht stark ausgeprägt war?

Jein. Helle Haut bedeutet eine besser Ausbeute an Sonnenstrahlung, was zu einer besseren Vitamin D Bildung bei geringer Sonneneinstrahlung führt. Am Äquator war eine dunkel Haut besser, weil so viel Sonne da ist, dass auch bei dunkler Haut mehr als ausreichend Vitamin D gebildet wird und man gleichzeitig nicht so leicht einen Sonnenbrand oder Hitzschlag bekommt. Äquator -> dunkle Haut von Vorteil ->dunkelhäutige vermehren sich mit höherer Wahrscheinlichkeit -> mehr dunkelhäutige. Nordeuropa -> helle Haut Vorteil -> hellhäutige vermehren sich eher -> mehr hellhäutige.

Wieso haben Latinos, Asiaten andere Formen der Augen als Caucasians? Da seh ich keinen Zusammenhang mit der Umwelt.

Die Unterschiede sind aber, auch wenn sie für uns selbst deutlich sind, doch eher gering. In Gebieten mit unterschiedlichen Sonneneinstrahlungswinkeln können unterschiedliche Augenformen aber durchaus ein Vorteil sein.

Dass alle heute lebenden Menschen von einem Menschen abstammen bedeutet nicht, dass dieser der einzige Vorfahre ist. Der MRCA ist nur einer von vielen Vorfahren. Er taucht in allen heutigen Ahnenreihen auf, aber neben ihm gibt es noch sehr viele andere Ahnen.

Stell dir vor, Elvis hätte mit 3 Frauen aus verschiedenen Kontinenten Kinder gehabt. Sie hätten alle Elvis als denselben Vorfahren, aber unterschiedliche Mütter. Und so könnten sie ganz unterschiedlich aussehen.

Zunächst einmal: an alle "Ungläubigen": tatsächlich lassen sich alle nicht-Afrikanischen ethnischen Gruppen über die Mitochondriale DNA zu einer einzigen quasi "Urmutter" zurückverfolgen, die eine bestimmte Mutation trug. Im Gegensatz zur rein literarisch existierenden religiösen "Eva" spricht man von der "mitochondrialen Eva". Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Mitochondriale_Eva

Warum sehen wir alle so unterschiedlich aus? Warum sehen z.B. Haushunde so unterschiedlich aus? Sie sind nämlich wie man inzwischen weiß genetisch derartig eng mit dem Wolf verwandt, daß man nicht von zwei unterschiedlichen Arten sondern allenfalls von Unterarten derselben Art sprechen muß, und Deutsche Dogge und Chihuahua gehören zur selben Art! Der Unterschied ist deutlich größer, als beim Menschen. Woran liegts? Zum einen funktioniert Evolution nicht nach dem Motto "das Lebewesen hat diese Eigenschaft weil... oder um zu. Mutationen sind zunächst zufällig. Das, was Vorteile verschafft (survival of the fittest), setzt sich durch. Mit "fit" meint Darwin damit jede Eigenschaft, die Überleben und Fortpflanzung verbessert. Die meisten Mutationen allerdings sind keine großen Durchbrüche und wirken sich entweder negativ auf die "Fitness" aus oder gar nicht. Wenn sich mithin irgend eine Eigenschaft verändert - z.B. die genannte Augenform - und das Gen dominant weiter vererbt wird, dann setzt sich die Eigenschaft durch, auch wenn sie im Grunde bedeutungslos ist. Für nützliche Eigenschaften gilt das um so mehr, und viel interessanter als die - beim Menschen recht geringen - äußerlichen Unterschiede sind die weniger sichtbaren Eigenschaften und Fähigkeiten. In Thailand gibt es eine Volksgruppe von Seezigeunern, deren Kinder Unter Wasser klar sehen können - wie Meeressäuger. Ein klarer Vorteil. Nordeuropäer können als Erwachsene Milch verdauen, weil ihr Körper ein entsprechendes Enzym produziert. Das hat sich irgendwie parallel zur Erfindung der Viehwirtschaft durchgesetzt, und wer es nicht hatte, ist womöglich im langen Eiszeitwinter verhungert. Es gibt zahllose solche Beispiele, und Darwins Untersuchung der nach ihm benannten Darwin Finken auf den Galapagos Inseln hat sich mit genau diesem Thema beschäftigt. Abgesehen davon: Wir stammen ganz offensichtlich NICHT alle von einem Menschen ab. Zum einen gilt dies wie gesagt nur für Nichtafrikaner (die größte genetische Vielfalt des Menschen gibt es heute in Afrika), zum anderen war die "Eva" nicht vom heiligen Geist befallen, sondern zu ihren Kindern gehörte mindestens ein Vater. Obendrein haben sowohl die benannte mitochondriale Eva als auch der oder die Väter ihrer Kinder ihrerseits Vorfahren. Einen Zweck genetischer Mutationen gibt es jedenfalls nicht. Man kann im Nachhinein schauen welche Mutation führt zu welcher Gen Expression die welche Eigenschaft ausprägt. Es gibt schließlich keinen Ingenieur der sich ausdenkt "Aha! Jetzt sind diese dunkelhäutigen Äffchen im dunklen Nordeuropa. Da muß ich denen schnell mal genetisch die Haut bleichen, auch wenns nicht so hübsch aussieht, damit die besser Vitamin D produzieren können." Es gibt zahllose Beispiele für Mutationen die nicht lebensfähige Organismen hervorgebracht haben - und noch mehr Beispiele für nicht erfolgte Anpassungen. Schließlich sind die weitaus meisten Arten, die es je gab ausgestorben.

wir stammen nicht von einer einzelnen person bzw paar ab. evolution läuft immer über populationen und nicht individuen.

Im Grunde genommen hast du schon recht, wenn du schreibst, alle Menschen stammen von einer Frau ab. Denn irgend wann, vor vielen Millionen von Jahren, muss sich ja die Aufspaltung der Menschenartigen zu den Hominini begonnen haben. Ob man diese Mutter des ersten Hominini als Eva bezeichnen will, ist wohl Glaubenssache.

Auch wenn einige hier schreiben, der Mensch stammt von Affen ab, stimmt das nicht so, aber sie haben gemeinsame Vorfahren. Wie alle Lebewesen haben sich auch die Hominini weiter entwickelt und sich ihrer Umwelt angepasst. Dabei gab es auch viele Sackgassen, die dazu führten, dass viele Vorfahren des modernen Menschen ausstarben. Übrig blieb nur der Homo sapiens.

Die heutigen Unterschiede in Haut- und Haarfarbe, sowie Knochenbau sind die Überreste dieser Anpassungsentwicklungen.