Actio recta non erit, nisi recta fuerit voluntas?

2 Antworten

Also:

  • erit = Futur 1
  • fuerit = Futur 2 (vorzeitig zu Futur 1)

Eine wörtliche Übersetzung würde lauten:

Eine Handlung wird [Fut 1] nicht richtig sein, wenn die Absicht (vorher) nicht die richtige gewesen sein wird. [Fut 2]

Nun ist es aber so, dass das Futur 2 im Deutschen so selten angewendet wird, dass auch in allen gängigen Lehrwerken die Übersetzung des Futur 2 durch das Perfekt empfohlen wird:

Eine Handlung wird [Fut 1] nicht richtig sein, wenn die Absicht (vorher) nicht die richtige gewesen ist. [Perfekt]

zu diesem Satz finde ich fast überall die Übersetzung:
„Eine Handlung ist nicht richtig, wenn ihre Absicht nicht richtig gewesen ist.“

Darauf würde ich in der Klausur einen halben Tempusfehler geben. Denn erit wurde nicht mit Futur übersetzt. Die Vorzeitigkeit von fuerit wurde folgerichtig erkannt.

Und bei Gottwein eine etwas andere:
"Eine Handlung wird nicht recht sein, wenn der Wille nicht der rechte ist."

Da würde ich ebenfalls einen halben Tempusfehler drauf geben.

Wenn ich mir die Verbformen (erit, fuerit) anschaue, hätte ich das jetzt so übersetzt:
Eine Handlung wird nicht richtig sein, wenn die Absicht nicht richtig war.

Das würde ich gelten lassen, weil im Deutschen das Präteritum und das Perfekt letztlich dieselbe Zeitstufe darstellen.

=> Von meiner Bewertung abgesehen muss man jedem Übersetzungsprofi zugestehen, dass er sich idiomatisch an der Zielsprache orientiert. Und die beiden Übersetzungen sind - ich kenne den Zusammenhang nicht - im Deutschen ok. Denn für eine derartige Sentenz finde ich das Präsens tatsächlich im Deutschen geschmeidiger. Deswegen ist aus einer sprachästhetischen Perspektive deine erstgenannte Übersetzung (Präsens Perfekt) mein persönlicher Favorit.

Vale

Das ist im Lateinischen Zukunft und Vorzukunft.

Deine Übersetzung ist richtig. Die Vorzukunft würde lauten "nicht richtig gewesen sein wird". Das klingt ziemlich holprig.

Um die Vorzeitigkeit zum Futur auszudrücken, wird im Lateinischen die Vorzukunft verwendet. Das ist grammatikalisch richtig und klingt auch nicht umständlich, weil es ja nur EIN Wort (fuerit) ist.