Zwei Wochen Klassenlehrer - schon so viel Ärger

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Ganz ehrlich, ich bin ein Körperbehinderter Mensch und war auf einer Schule für körperbehinderte. Da war dieser Zustand Alltag. Dass die Schulen weitestgehend abgeschafft wurden haben Ihre Berechtigung. Denn Menschen mit Defiziten haben eine Berechtigung in der Gesellschaft teilzunehmen und das war durch Schulen in denen man die Kinder von anderen separierte nicht wirklich der Fall. Vor allem nach der Schule nicht, wo auch Menschen mit Defiziten ins Berufsleben einsteigen und sich ein Leben gestalten sollten.

Seit 20 Jahren ist jetzt die Sonderschulpflicht abgeschafft und ich verstehe absolut nicht, weshalb Regelschulen sich so schwer tun Konzepte aus der Sonderschulpädagogik in den Regelschulalltag einzubauen. Denn auf Sonderschulen hast du genau das, viele Kinder mit individuellen Defiziten und sie werden trotz dessen im Klassenverbund zum Klassenziel und Schulziel gebracht.

Aber nein, die Regelschulen bleiben lieber dogmatisch an ihren Strukturen fest. Was unverständlich für mich ist.

Zuerst mal Hut ab vor jedem, der diese Aufgabe übernimmt! Man braucht dafür viel Motivation und Idealismus, aber ich denke, auch ein etwas dickeres Fell, als du es gerade hast.

Ich habe das Gefühl, du willst jetzt sofort schon alles perfekt machen und erzeugst damit viel zu viel Druck für alle Beteiligten...

Das Schuljahr ist erst 2 Wochen jung - da ist noch jede Menge Zeit, um Abläufe zu optimieren.

Verzichte auf Hauruckansätze, analysiere gründlich, was falsch läuft, und suche erst nach Lösungen, wenn du die Knackpunkte genau kennst und klare Ziele definiert hast. (Muss jeder Schüler jeden Tag mit genau dem gleiche Wissensstand die Schule verlassen? Musst du jede verpasste Stunde mit jedem Schüler einzeln wiederholen, oder sind regelmäßige Übungs- und Wiederholungsstunden ausreichend? )

Sprich mit Lehrern, die schon länger eigene Klassen haben. Wie sieht deren Organisation aus, was machen sie, was du (noch) nicht machst, was machen sie anders oder sehr viel seltener? Du musst nicht jedes Problem "neu" lösen.

Sei nett zur Kollegin, mit der du diese Klasse gemeinsam betreust. Hör ihr zu, und nimm nicht alles, was sie sagt, persönlich. Ich denke, sie bekommt gerade viel von deinem Frust ab, einfach, weil du ziemlich überlastet bist und nicht weißt, wohin damit...

Und das ist der wichtigste Punkt: Komm runter! Du machst dich selbst verrückt, und das färbt auf alle Beteiligten ab. Schalte ab, zwing dich, mal wieder "Freizeit" zu haben.

Akzeptiere, dass du Grenzen hast, dass du nicht die Welt retten und nicht das Klassenlehrertum revolutionieren wirst. Stehe dazu, dass nicht alles perfekt läuft und lerne stattdessen, auch mal zu improvisieren und fünfe gerade sein zu lassen. Überfordere dich nicht, je entspannter du mit Konflikten umgehst, desto entspannter lassen sie sich lösen.

Überleg dir, ob die unerfreulichen Gespräche wirklich sein müssen, oder ob du nicht einen Kuchen mitbringst und die Veratwortung für deine Unzufriedenheit übernimmst, in der Hoffnung, dass auch die anderen dann kooperativer gestimmt sind und dir stellenweise freiwillig entgegenkommen.

"Leute, so geht es einfach nicht, ihr macht (das, das und das), obwohl es anders abgesprochen war!"

klingt viel unerfreulicher als

"Leute, danke, dass wir mal miteinander reden können. Ihr wisst, dass ich noch neu in der Klassenlehrerfunktion bin und in manche Dinge erst reinwachsen muss, deswegen würde ich mich über Euer Feedback freuen. Mir ist aufgefallen, dass wir (in diesen Punkten) nicht an einem Strang ziehen, unterschiedliche Ansätze fahren usw. Wie können wir das verbessern?"

Die Kinder [...] haben mir ihr Vertrauen geschenkt und wir haben bereits etliche tolle Momente miteinander erlebt.

Darauf kommt es, daran denkt ihr später zurück. Bau darauf auf, und denk daran, wenn es mal suboptimal läuft.

Alles Gute für die Zukunft!

Hallo,

wenn ich alles so lese, bin ich der Meinung, dass du dein Selbstwertgefühl steigern musst, und Bitte etwas mehr Durchsetzungskraft.

Ansonsten geht das mal böse aus, entweder brichst du ab, oder die Klasse übernimmt.

Eigentlich solltest du diese Klassenstufe abgeben.

Klingt hart, aber in deinem eigenen Interesse.

Gruß

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Im gesamten Leben aufgepasst

Beim ersten Lesen dachte ich, dass du wahrscheinlich gar kein Lehrer bist. Beim Lesen deiner Fragen habe ich aber gesehen, dass dich das schon länger beschäftigt.

Vielleicht solltest du wirklich versuchen, die Klassleitung wieder abzugeben. Ganz normal ist das nicht, als 50-jähriger Lehrer solche Probleme zu haben. Überleg, was für dich das Beste wäre.