„Wir, die wir uns der redlichen und wohlgesetzten Rede befleißigen, verlangen auch in den Reihen der hohen Politik Männer und Frauen, die der deutschen...
...Zunge in Würde und Anstand gerecht zu werden wissen.
2 Antworten
Mit Wehmut blicken wir zurück auf jene Ära der Bonner Republik, die von meisterhaften Rednern in der Politik geprägt war, in deren Worten noch das Gewicht der Geschichte und die Schärfe des Intellekts spürbar waren.
Da war ein Willy Brandt, dessen Pathos nie leer klang, sondern erfüllt war von der moralischen Leidenschaft eines Mannes, der die Wunden der Nation kannte. Ein Helmut Schmidt, dessen analytischer Verstand und rationale Sachlichkeit jede heutige Talkshow blass aussehen ließen. Ein Franz Josef Strauß, dessen rhetorische Wucht und polemische Schärfe niemanden unberührt ließen. Und nicht zuletzt ein Richard von Weizsäcker, der in der Kunst der nuancenreichen, feierlichen Rede ein wahrer Meister war, dessen Worte eine ganze Nation zu erziehen vermochten.
Was ist davon geblieben? Ein politisches Geschwätz in Talkshows, das von Sprechblasen und algorithmengerechten Plattitüden bestimmt wird. Die öffentliche Auseinandersetzung ist zur inszenierten Empörung verkommen, die Redekunst durch den 280-Zeichen-Zorn auf Twitter etc. ersetzt. Es werden Monologe gehalten, und niemand hört eigentlich mehr dem anderen zu, was er zu sagen hat. Es findet kein intellektueller Austausch mehr über rationale Argumente im politischen Diskurs statt, sondern es geht vielmehr nur noch um die Diskreditierung des politischen Gegners, weil, so ist zu vermuten, stichhaltige Argumente zur Widerlegung fehlen.
Das sehe ich als zweitrangig, zunächst sollten wir Politiker fordern, die ihr Handwerk verstehen und eine ehrliche Politik zum Wohle des deutschen Volkes machen.