Inkontinenz bei jungen Menschen

6 Antworten

Zwar bin ich nicht selbst betroffen - dafür danke ich! - aber ich habe Bekannte die betroffen sind.

Für mich ist es kein Tabu-Thema. Es ist eine normale Thematik, die durch Krankheit oder Unfall oder Alter entsteht.
Für jeden Betroffenen ist es eine Einschränkung. Für Jüngere natürlich eine ganz andere Nummer als für Ältere, aber gleich unangenehm. Sie sind eingeschränkt und haben, wie du schon schreibst, mit Vorurteilen zu kämpfen. Dummerweise schämt man sich, obgleich man doch nichts dafür kann.

Ich würde mich freuen, wenn die Menschen offener wären. Die einen sich von Vorurteilen abwenden, sich mal in die Situation des anderen reinversetzen und die anderen offen mit diesem Thema, ihrer Problematik umgingen.

Ich habe beruflich damit zu tun und daher ist es kein Tabuthema für mich.

Ein paar Dinge möchte ich dazu sagen.

Wieviel Einfluss eine Inkontinenz auf die Lebensqualität eines Menschen nimmt, hängt nicht vom Alter ab. Ein 70jähriger kann genauso darunter leiden wie ein 19jähriger. Es hängt ganz davon ab, welches Selbstbild er von sich hat. Ein Selbsbewusster Jüngerer kann eventuell besser damit klarkommen als ein weniger selbstbewusster Älterer.

Wir sind darauf konditioniert, dass Ausscheidungen Ekel und Scham erzeugen. Die beiden Gefühle lassen sich nicht einfach abstellen und trifft sowohl den Betroffenen als auch Zugehörige. Es hilft nur, immer den Mensch zu sehen und nicht die Inkontinenz.

Hilfsmittel sollten immer so gewählt werden, um eine maximale Steigerung der Lebensqualität zu ermöglichen. Hier muss der einzelne Mensch berücksichtigt werden und auch viel ausprobiert werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pflegefachkraft in der Klinik seit über 20 Jahren

dennis4711  21.08.2025, 07:00

Das kann ich bestätigen. Am Anfang ist einen vieles peinlich. Grade als Teenager. Selbst bei den ersten Krankenhausaufenthalten hatte ich nichts gesagt. Mit der Zeit wird man selbstbewusster und es stört auch nicht, wenn andere die Windel sehen. Bei einem Krankenhausaufenthalt konnte ich mich selbst auch nicht mehr wickeln.

Bei Krankenhausaufenthalten, tritt eine leichte Scharm auf, wenn man sich im Zimmer umziehen muss. Beim Flügelhemd sieht spätestens jeder was man drunter trägt. Das ich von deutlich jüngeren Krankenschwestern gewickelt worden bin, störte mich nur am Anfang etwas. Die konnten es ohnehin viel besser, als ältere. 

Früher gab es auch noch saugfähige Windeln im Krankenhaus. Mir ist es aber auch egal, wenn die ausläuft. So musste die Bettwäsche mehrmals täglich gewechselt werden. Man kommt sich ohnehin wie ein Säugling heute vor, was fast stündlich gewickelt werden muss. Dann verlangten die Ärzte, das ich noch mehr trinke, hatte ich aber nicht gemacht.

ich nicht betroffen, aber ihr seid alle Menschen!

Was sollte mich dazu veranlassen, das zu diskriminieren? Es kann einfach jeden treffen.

Alles Liebe

Eigentlich hat sich in den letzten Jahren doch ein wenig getan so das das das Thema Inkontinenz aus dem Verschweigen heraus kommt. Es gibt Werbung für Inkontinenzprodukte in Fernsehen und Zeitschriften. Pants aber auch Klebewindeln für Erwachsene bekommt man nicht nur in fast jeder Drogerie sondern immer öfter auch in Supermärkten.

Während 1980 z.B. PVC-Schutzhosen noch in Sanitätshäusern oder Apotheken bestellt werden mussten, wurde 1995 noch die Einführung der Kinderwindeln Gr. 5 aufwendig mit Artikeln in Handelsfachzeitschriften fast entschuldigt. Heute findet man auch die Windeln für 12 Jährige Bettnässer (Gr. 8) und die Pants 13+ in vielen Regalen.

Auch in unserer Familie wurde mein Bettnässen als Tabu behandelt, 1970 wurde gestraft, und natürlich auf die Verwandten hingewiesen deren Kinder ja alle schon mit 2-3 Jahren zuverlässig trocken waren und man gar nicht die Familie blamieren soll in dem man ehrlich ist und sagt das man noch ins Bett macht.

Wir Kinder waren untereinander schon ein bisschen ehrlicher und sagten schon mal das wir auch "manchmal" ins Bett machten.

Heute sollte sich herumgesprochen haben , das nicht nur Inkontinenz sondern auch Bettnässen eine Krankheit und nicht nur eine "Entwicklungsverzögerung " ist, also sollte sich keiner deswegen schämen (müssen) !

Egal ob bei Nachbarskinder, Azubis oder Verwandte, wenn ich mit bekommen habe , das sie Inko sind, habe es erst ignoriert , denn man spricht ja auch nicht jeden auf seine Erkältung an. Wenn sie dann z.B. Probleme hatten ihre Windeln zu entsorgen, oder aber z.B. mit Leggings über der Windel, zu sehr betonten, habe ich sie schon mal angesprochen und Tipps gegeben.

Als Betroffener ist es einem natürlich peinlich und redet sich ein , das jeder sieht und riecht das man inko ist und hält so den Tabu-Gedanken aufrecht.

Als Person aus dem näheren Umfeld, sollte man sich diskret verhalten, wenn man mitbekommt das jemand inko ist. Sieht man allerdings das die Windel oben aus dem Hosenbund schaut, kann man auch diskret darauf hinweisen.

Seid also hilfsbereit aber nicht aufdringlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe selber Blasenschwäche

Es liegt vermutlich daran das es zu wenig Aufklärung über Inkontinenz gibt. Mir fällt auf das manchen jungen Menschen der Begriff Inkontinenz gar nicht bekannt ist. Wenn es mehr und besonders früh in jungen Jahren Aufklärung darüber geben würde dann würden bestimmt auch mehr Betroffene sich damit nicht verstecken. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Preisgabe der Krankheit eben schnell zu negativen Reaktionen führen, daher verstecken es viele.