Frage an Philosophen: Welchen Wert hat Markus Gabriels allzu undurchdachter Existenzbegriff?

1 Antwort

Was ist ein "Sinnfeld"? Klingt nach esoterischem Quatsch. Vielleicht interpretierst du das falsch.

Mir gefällt eine andere Definition besser: Es existiert, was auch ohne mich bzw. nach meinem Tod noch vorhanden ist.

Insofern existiert auch Gott als unscharfes Gedankengebilde und die Kirchen werden nach meinem Ableben nicht abgerissen werden oder als Erinnerung an meine Vorstellungskraft weiterbetrieben werden.

Somit existieren auch Sachen weiter, die wir noch nie gesehen oder erforscht haben.


grtgrt 
Beitragsersteller
 17.05.2025, 00:59
Insofern existiert auch Gott als unscharfes Gedankengebilde

Dem stimme ich voll zu. Die spannende (religionsphilosophische Frage) wäre aber doch, in welch anderen Rollen Gott eben auch noch existiert.

Die Bibel sagt, dass Gott den Israeliten verboten hat, sich Bilder von ihm zu machen. Ich verstehe diese Aussage Gottes nicht als Verbot, sondern als die indirekte Aussage (und Warnung), dass solche Bilder stets nur Götzenbilder sein könnten, da Menschen ihn sich seiner ganzen Größe und wichtiger anderer Eigenschaften nach gar nicht in der Lage sind, sich zutreffend vorzustellen.

WilliamDeWorde  17.05.2025, 11:43
@grtgrt
Die Bibel sagt,

Die Bibel selbst sagt eigentlich gar nichts. Sie wurde einst von einigen Päpsten aus mehreren Schriftrollen zusammengestellt. Man hat nur genommen, was in den eigenen Kram gepasst hat. Es gibt aber nicht nur ein Herausgeberkollegium, sondern eben auch noch zahlreiche Autoren: Märchenerzähler, Moralapostel, Geschichtsschreiber und "Erleuchtete". Das alles soll Gottes Wort sein? Nicht nur im Vatikan sieht man das anders, sondern bei allen Theologen und Historikern, die sich in die Materie hineingekniet haben.

Das Bilderverbot kann einerseits dazu dienen, Götzenanbetung zu verhindern, aber da steckt mehr dahinter. Vor etwas Unheimlichen, das eine Form hat, fürchtet man sich nicht mehr so sehr. Das sieht man schön in der griechischen Mythologie, wo auch Göttern mal Körperteile abgeschlagen wurden und Odin hat ein Auge eingebüßt und war nicht allmächtig genug, sich ein neues wachsen zu lassen. - Ist aber jemand nicht fassbar und steckt womöglich in einer Dimension außerhalb unseres Universums, dann sind wir ihm vielleicht machtlos ausgeliefert; wie Sims dem User.

Das könnte man jetzt noch lange diskutieren ...

grtgrt 
Beitragsersteller
 17.05.2025, 16:09
@WilliamDeWorde

Die Bibel ist ein durch Menschen erdachtes philosophisches Konzept. Was aber hat bewirkt, dass Menschen es in dieser Perfektion und überhaupt schaffen konnten?. Weiß man's so genau? Die Mystiker waren der Meinung, sie berichtet über Wahrheiten gefunden im Urgrund menschlicher Psyche. Gott war für sie unser Schöpfer, der sie dort hinterlegt hat. Könnten sie damit nicht recht haben?

WilliamDeWorde  17.05.2025, 19:35
@grtgrt

Da habe ich so einige Zweifel. Ich schaue mir gern Gesellschaften und Gesellschaftsmodelle an, von Stämmen in Papua-Neuguinea bis hin zu den Kibuzzim in Isreal oder den Hutterern in Amerika. Etwas durch Überväter und Geister zu erklären, war schon immer die einfachste Lösung, wenn die Lebenserwartung nicht einmal 40 Jahre betrug. Für ersthafte Forschung war gar keine Zeit da und auch keine freigestellten Hände. Hingegen mussten Priester irgendwie ihre Machtstellung legitimieren und brauchten außerdem ein Druckmittel. Schuld wurde gern delegiert: Nach oben zu einem, der den Durchblick hat, wenn wir keinen Sinn erkennen, oder zu einem Sündenbock, den man steinigen kann.

Die Psyche ist das Ergebnis von Selektion und nichts zum Hinterlegen. Psyche besteht aus zwei Grundkomponenten - bei jedem Wesen: Ererbt, wie Instinke und Reflexe, und Erlerntes, durch Erfahrung und Sozialisation. Die Grenze zwischen beiden liegt bei den verschiedenen Spezies unterschiedlich. Meine Katzen verscharren ihre Häufchen ohne zu wissen warum und kratzen folglich viel sinnlos herum, anstatt gezielt vorzugehen. Ihnen etwas beizubringen, ist schwierig, aber nicht unmöglich. Dennoch ist es ihr Wunsch, die Handlung auszuführen, so wie man ein Niesen kaum zurückhalten kann. Da gehört Willenskraft dazu. Davon haben Menschen mehr. Als Generalisten sind sie unglaublich anpassungsfähig und kommen als Frühgeburten auf die Welt. Der Programmieraufwand ist wesentlich höher. Dadurch sind sie aber auch flexibler im Kopf. Was gab ist nicht schon alles für seltsame Moralvorstellungen! Und so lassen sich Psychen auch verbiegen. Psychosen gibt es ja reichlich.

Auch Mystiker müssen von etwas leben. Heute wie früher. Und wenn das ein Erich von Däniken schafft ...

grtgrt 
Beitragsersteller
 16.05.2025, 23:14

Existent ist alles, was aus rein logischer Sicht heraus existiert (und daher wenigstens in Rolle "Instanz eines in sich widerspruchsfreien Konzepts" gedacht werden könnte, wenn auch nicht notwendigerweise gedacht werden wird, wie das Beispiel uns vielleicht nie bekannt werdender mathematischer Wahrheiten und Gesetze zeigt).

Soweit zu denken und zu verstehen scheint Markus Gabriel bisher aber noch nicht gelungen zu sein (im Unterschied zu Carlo Rovelli, einem theoretischen Physiker, den man kennt als Begründer der sog. "Schleifen-Quanten-Gravitationstheorie").

grtgrt 
Beitragsersteller
 16.05.2025, 23:20
@grtgrt

Meiner Ansicht nach scheint es keinen Sinn zu machen, wenn Gabriel sich auch in Rolle "Naturphilosoph" zu profilieren sucht: Wenigstens damit versagt er kläglich — wohl deswegen, weil er zwar extrem schnell denkt, aber halt oft auch viel zu wenig gründlich.

TheoPhysi  19.05.2025, 17:12
@grtgrt

Hallo grtgrt.

Diese Philosophen haben nun einmal ihren eigenen Formalismus, weshalb sie schwer zu verstehen sind für Menschen die sich nur wenig oder gar nicht mit Philosophie beschäftigen.

Die Existenz ist eine metaphysische, abstrakte, zyklische Struktur. Sie hat nur eine Logik und einen Sinn und der ist zu existieren. Der EX-IST implementiert die Fähigkeit "zu sein, was es war" und "zu werden, was es ist". Diese Struktur hat also die Fähigkeit zu existieren und das ist ihr Sinn. Insgesamt gesehen ist der Umfang der Beschreibung das Sinnfeld des Sinnes der Existenz. Die Existenz ist also nicht nur das bloße Sein, sondern eine dynamisch-zyklische Struktur im stetigen Wandel.

MfG

grtgrt 
Beitragsersteller
 19.05.2025, 20:20
@TheoPhysi
Die Existenz ist eine metaphysische, abstrakte, zyklische Struktur.

Was bitte soll denn das bedeuten?

TheoPhysi  19.05.2025, 20:50
@grtgrt

Das bedeutet dass die Existenz eine unergründliche innere Dynamik ist, die als zyklisch abstrahiert werden kann.