Die Aussage das Mobber ein schwaches Selbstbewusstsein haben ist falsch-Bericht eines Opfers


09.10.2024, 23:26

Ich möchte auf die gesellschaftliche Heuchelei aufmerksam machen, nämlich das Mobber arme Würstchen seien die im Leben nie etwas schaffen werden. Die Realität sieht ganz anders aus!

7 Antworten

Der soziale Status einer Person sagt nichts über den Charakter aus. Mobbing ist ein Zeichen von Charakterschwäche.

Warum sollte ich grundlos eine andere Person aufgrund seiner Optik beleidigen, bedrohen, schlagen usw…??? Das ist einfach nur sinnlose Zeitverschwendung.


Ickicik 
Beitragsersteller
 10.10.2024, 00:15

Der Mensch ist kein friedliches Wesen.

baucolo  10.10.2024, 18:22

Leider sehen das viele Menschen komplett anders... Für sie ist das keine Zeitverschwendung.

Es ist in der Tat kompliziert.

Ich schreibe hier aus meiner subjektiven Erfahrung und gebrauche bewusst mal geschlechtsneutrale allgemeine Bezeichnungen und mal Bezeichnungen, die das Geschlecht ausdrücklich benennen, weil es in ganz konkreten Situationen so war. Meine Aussagen sind rein subjektiv und handeln davon, wie wenig vom guten Willen Einzelner abhängt und wie viel von Strukturen und von einzelnen besonders Befähigten. Ich kann die einzelnen Vorgänge nicht belegen; ich weiß nur genau, dass ich wiederholt bedauert habe, dass ich Schülern nicht besser helfen konnte.

Natürlich versuchen Lehrer, Mobbing zu verhindern; aber nicht immer sind gutwillige Lehrer fähig genug dazu.

Dazu Beispiel aus meiner Erfahrung: Ein Schüler wurde von einem Mitschüler gemobbt. Wie schwerwiegend das war, erfuhr ich erst, als der gemobbte Schüler die Klasse verlassen hatte. Der Mobber wurde später zum Schulsprecher gewählt. Ich besinne mich noch, dass er beim Abitur einen Preis für besonders soziales Verhalten erhalten sollte und dass ein Kollege und ich, die die Vorgeschichte kannten, das zu verhindern suchten. Wie es ausging, weiß ich nicht mehr. Ich vermute aber, dass wir keinen Erfolg hatten und dass ich deshalb mein (unser?) Versagen verdrängt habe. Jahrzehnte nach diesem (vermutlichen) Scheitern kann ich mich dazu bekennen.

Je nach dem sozialen Umfeld sind Mobber oft durchsetzungsfähiger als die Lehrer, die ihnen in den Arm fallen wollen. Das ist menschlich.

Harry Graf Kessler hat (meiner Erinnerung nach) darüber berichtet, dass er in einer Klasse mit Churchill war und dass dieser schon damals sehr durchsetzungsfähig gegen Mitschüler und Lehrer gewesen sei. Auch als Politiker war Churchill sehr durchsetzungsfähig. Je nach dem, auf welcher Seite er stand, werden viele Zeitgenossen das sehr bedauert haben (und spätere Historiker auch).

Aber als England allein gegen Hitler stand, war es ein Glück, dass Churchill so durchsetzungsfähig war und so erfolgreich mit seiner "Blut, Schweiß und Tränen"-Rede den englischen Widerstand gestärkt hat.

Später habe ich angeregt durch ein Elternteil an unsrer Schule Mediation eingeführt und in Erinnerung, dass gerade Schülerinnen und Mütter dabei sehr erfolgreich gewirkt haben (vermutlich eine Verklärung aus der Erinnerung).

Meine Erfahrung ist: Es hängt weniger vom guten Willen Einzelner ab, ob das soziale Miteinander gut funktioniert, sondern von den Strukturen.

Andererseits erinnere ich mich, dass eine fähige Schülerin den Klassengeist so gut beeinflussen konnte, dass es keine Disziplinprobleme gab und dass - nach missglückten Stunden - ein sehr guter Schüler in der Pause den Mitschülern das erklärt hat, woran der Lehrer gescheitert war.

Natürlich gibt es Mobber, die zwar eigentlich arme Würstchen sind, aber mobben, um sich einmal stark fühlen können; es gibt aber auch Gangs von Mobbern, die das Leben ihrer Mitschüler zur Hölle machen können, wenn sie auf unzureichenden Widerstand durch Mitschüler und Lehrer treffen. Es gibt Lehrer, die so gefürchtet sind, dass sich kein Schüler traut, ihren Anordnungen entgegen zu handeln, und die so Mobben verhindern können. Es gibt aber auch Lehrer, die so anerkannt und beliebt sind, dass Mobben ausbleibt, weil Schüler wissen, dass die Lehrer immer die Schwachen schützen werden, wenn es ihnen nötig erscheint.

Leider sind die erfreulichen Fälle nicht die Regel, zum Glück die unerfreulichen auch nicht.


Ickicik 
Beitragsersteller
 10.10.2024, 16:14

Kurz gefasst: Der Mensch ist ein grausames Wesen, dem es egal ist, wie er mit anderen umgeht.

Der Sozialdarwinismus zeigt sich in solchen Strukturen: Der Starke wird belohnt (Abiauszeichnung, Beliebtheit, sogar Schülersprecher), der Schwache wird noch weiter am Boden zertreten.

Fontanefan  10.10.2024, 18:14
@Ickicik

"Der Mensch ist ein grausames Wesen, dem es egal ist, wie er mit anderen umgeht." Das eben gerade nicht. Das gilt nicht einmal für den Mobber, sondern ihm liegt ja alles daran, den Überlegenen darstellen zu können.

Und die erfolgreichen Mediationen zeigen immer wieder, dass Streithähne wieder aufeinander zugehen können, wenn sie sich von jemandem verstanden fühlen, der auch den anderen versteht.

Das Interesse ist, darauf gerichtet, sein eigenes Selbstbild zu verbessern. Der Mobber versucht es, indem er die Rolle des Überlegenen einnimmt. Doch in einer Mediation bringt ihm das nichts, denn die Mediatoren (in unserem Fall meist: die Mediatorinnen) fertigzumachen, bringt ihn im Nu in eine Außenseiterrolle, von der er nichts hat. Das spürt er gleich, weil ihm Respekt entgegengebracht wird. Und den zu verlieren, bringt ihn nicht weiter.

Die Persönlichkeiten sind sehr unterschiedlich.

Schön, dass Du nun arbeiten kannst, lass Dich nicht unterkriegen und such Dir das für DICH richtige Umfeld.

Mobber sind vor allem Egoisten, aber oft auch Soziopathen, Narzissten und ärmliche Figuren. Meide sie.

Illl

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich stimme zu. Mobber sind -- insbesondere als Kinder und Jugendliche -- vor allem völlig "normale" junge Menschen, die sie schlicht und einfach gar nichts denken und keinerlei Sensibilität besitzen hinsichtlich ihrer eigenen Gewaltausübung und der nachhaltigen Schäden, die sie anderen Menschen zufügen.

Unsicherheit, Charakterschwäche, Verbitterung, Unmoral oder ein negatives Familienumfeld mag alles eine potentielle Rolle spielen können. Aber im Wesendlichen halte ich es für unreflektiertes Rudelverhalten von Menschen als Sozialwesen von geringem Entwicklungsgrad.

Naja...

Ob das die Realität ist sei mal dahingestellt. Die meisten Mobber die ich so kennenlernen durfte in meiner Schulzeit sitzen entweder im Knast, wurden abgeschoben und einer ist jetzt Anwalt 😂

Jugendliche in dem Alter sind einfach scheiße. Wenn du da in eine üble Gruppendynamik fällst haste einfach ein Problem. Es fehlt bei vielen eben noch dieser moralische Kompass, auch ich habe in meiner Jugend Dinge getan auf die ich heute nicht mehr stolz bin. Auch wenn es jetzt keine üblen Mobbingkampagnen waren...

Ich bin heute 38 Jahre alt. Und treffe aktuell zufälligerweise eine Menge Leute von früher. Ich glaube du wirst dich wundern wie sehr sich diese Menschen verändern können. Genauso wie auch ich mich verändert habe. Hab auch eines der damaligen Mobbingopfer getroffen. Der Dude war auch gezeichnet. Ich hab ihm ein Weizenbier ausgegeben und der fragt mich erstmal ob er heute den damaligen "Florian" jetzt auseinander nehmen könnte (konnte er, der Typ war plötzlich mega die Kante ^^). Das war zu dem Zeitpunkt schon 20 Jahre her...

Man kann dir nur empfehlen dich behandeln zu lassen und nach vorne zu schauen. Die Vergangenheit wirst du nicht mehr ändern können. Und zurück zu blicken bringt dir nichts mehr.