BVG-Storytime: Was war euer absurdestes Erlebnis in Bus & Bahn?

3 Antworten

Die meisten Episoden hätte man eigentlich filmen müssen, um die Situationskomik vollends auskosten zu können, aber gut.

Erste Geschichte:
Ich saß im vollen Bus hinten an der letzten Tür. Jemand stieg dort mit einem Tisch ein, der in der Breite gerade so durch die Tür passte. Er betrat den Bus rückwärts, die Tischplatten senkrecht am Körper, die Beine Richtung Tür gerichtet. Er kam aber nicht weit genug in den Bus hinein, sodass die unteren Beine in Höhe des Gelb gekennzeichneten Bereichs hängen blieben, was bekanntlich das Schließen der Tür verhindert. Er sprach nicht so gut Deutsch und empfand mein Hinweis, er müsse mit dem ganzen Tisch vollständig im Bus sein, als unangenehme Belehrung. Ich kann nur vermuten, dass er glaubte, ich wolle ihn des Busses verweisen.

Nach dem er endlich verstanden hatte, was gemeint war, geschah etwas Kurioses: Sobald der gelbe Streifen vollständig frei ist, dauert es ja noch einen kleinen Moment, bis die Tür tatsächlich schließt. Er zog also den Tisch zu sich heran, was wegen des vollen Busses schwierig war.

Zwischenbemerkung: Jeda, der den jewöhnlich'n Berlina kennt, weeß, zusammenrücken im vollen Verkehrsmittel is nich. Ick steh hier, und dit bleibt so bis ick da bin, wo ick hin muss. Basta!

Weiter im Text: In dem Moment, in dem sich die Tür begann zu schließen, stellte der Typ den Tisch wieder ab, aber so, dass mindestens eines der Tischbeine wieder in den gelb gekennzeichneten Bereich geriet. Jeder weiß, was nun folgte. Ich habe vergessen, wie oft sich das Schauspiel des Tischanhebens, versuchten Türschließens und Öffnens wiederholte. ...

Zweite Geschichte:
Ich fuhr mit der U2 und an sich war die Welt in Ordnung. An einer Station - ich weiß nicht mehr welche - wollte eine Traube an Fahrgästen aus-, aber so gut wie niemand einsteigen. Eine Dame unmittelbar an der Tür hatte den obligatorischen Rucksack auf dem Rücken. Der Zug hielt, die Türen öffneten sich und die Dame schaffte es genau soweit aus dem Zug, dass ihr Rückengepäck in Höhe der Tür zum Stehen kam und diese versperrte. Dieser Umstand war der Tatsache geschuldet, dass die Trägerin wegen eines Blickes auf ihr Handy am Weitergehen gehindert war. Vollkommen weltvergessen hatte sie nicht zur Kenntnis genommen, dass weitere Menschen hinter ihr die Bahn verlassen wollten.
Zur Beruhigung der Leser sei vermeldet, dass es in der Folge zwar zu bösen Blicken und verständnislosem Kopfschütteln, aber nicht zur Messerstecherei oder anderen Handgreiflichkeiten kam.

Dritte Geschichte:
Hier fehlte wirklich die Kamera. Es war bereits dunkel und eine S-Bahn hatte ihre Endstation erreicht. Der Fahrer verließ seine Kabine/Führerstand (wie heißt das?), um am anderen Ende des Zuges wieder einzusteigen und dort hin zu fahren, wo er gerade hergekommen war. Die Türen waren geschlossen, aber freigegeben, was an den leuchtenden Türöffnern zu erkennen war.
Als der Fahrer am anderen Ende angekommen war, sah er und einige Umstehende, jemanden, der ganz offensichtlich aus einer Gegend dieser Welt kam, wo es keine öffentlichen Verkehrsmittel gab.
Dieser Mensch war seit seit dem Halt des Zuges damit beschäftigt, mit beiden Händen eine der Türen des nun ersten Wagens von oben nach unten und umgekehrt abzutasten. Er war recht groß, sodass es ihm auch keine Mühe bereitete, die Tür oben und unten gleichzeitig zu berühren. Was ihn allerdings zu einer etwas gebeugten Haltung zwang. Sein Kopf befand sich etwas über dem beleuchteten Türöffner. Es war für den geübten Mitteleuropäer wirklich nicht auf den ersten Blick zu erkennen, welche Absichten der Mann hatte.
Die Situation löste sich dadurch auf, dass der Zugführer im Vorbeigehen den Türöffner betätigte und sich beide Türhälften öffneten. Der Fremde unterbrach sein Tun, stieg ein und war nun Fahrgast, als wäre nichts geschehen.

Welcher Urberliner kommt denn auf den Gedanken, es könnte Menschen geben, die nicht wissen, wie man eine Zugtür öffnet? Der Mann betastete alles, nur nicht den beleuchteten Türöffner.
Allerdings bleibt zu vermuten, dass ihm auch dann keiner geholfen hätte, wenn einer der Umstehenden das Ansinnen des Mannes verstanden hätte.

Gruß Matthias


Anihani 
Beitragsersteller
 11.08.2025, 10:11

Danke fürs teilen - ich habe sehr gelacht :D

markboy  09.08.2025, 10:09

😂😂😂

Eine Frau saß im Bus. Sie hat Grimassen geschnitten, mit den Armen gefuchtelt, den Oberkörper wild hin und her gedreht, mit den Beinen gezappelt. Das alles wohl unwillkürlich. Das alles völlig lautlos. Sie muss wohl an Huntington Chorea (oder etwas Ähnlichem) gelitten haben. Sowas habe ich noch nie gesehen, und möchte es auch nicht wieder sehen. Es war verstörend und mir peinlich, dass ich sie nur angeglotz habe, statt zu versuchen, ihr zu helfen. Den anderen Fahrgästen ging es wohl genauso.

Noch ein Ereignis: Ich saß mal in einer Straßenbahn, als sie entgleiste. Das ist zwar nicht "absurd" aber ziemlich außergewöhnlich. Es ist nicht viel passiert, außer dass ein paar Leute umgefallen sind.


Anihani 
Beitragsersteller
 08.08.2025, 17:27

oha da hast du schon einiges erlebt..

Ein ganzer U-Bahnzug für mich alleine.

Als ich auf der U7 unterwegs war, kam es zu folgenden Situation. Offenbar gab es irgendwo Probleme am Zug, als der Fahrer an einem Bahnhof die Türen schließen wollte. Er hat eine Weile probiert. Doch schließlich mussten alle Passagiere den Zug verlassen. Es war jedoch ein Bahnhof ohne Fahrstuhl und somit auch ohne Rampe für mich als Rollstuhlfahrer um aus den Zug zu kommen. Deshalb blieb ich als einziger Passagier im Zug. Ich hatte dann eine Exklusivfahrt, ohne weitere Stopps an den anderen Station bis zu meinen Zielbahnhof Rathaus Spandau.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lebe in Berlin

Anihani 
Beitragsersteller
 08.08.2025, 09:30

Man kann definitiv auch schlechter reisen :D
Ich stell mir das trotzdem gruselig vor, plötzlich alleine in der Bahn zu sein

markboy  08.08.2025, 09:32
@Anihani

War ja im ersten Wagen und der Fahrer hatte die Tür zum Führerstand offen gelassen, so das ich mich sogar mit dem Fahrer unterhalten konnte.

Anihani 
Beitragsersteller
 08.08.2025, 09:40
@markboy

cool! dann konntest du ihm direkt bei der Arbeit zusehen