Antidepressiva und der gleichzeitig Konsum von Kaffee. Unbedenklich oder schwächt es die Wirkung gänzlich?

2 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Antidepressiva können durch Kaffee in der Wirkung abgeschwächt werden. Beim "Klassiker" Escitalopram ist das so. Bei dem von Dir genannten Mirtazapin ist sogar in Studien eine verstärke antidepressive Wirkung bei gleichzeitiger Einnahme von Koffein festgestellt worden. Also es kommt wie immer auf das Medikament an. Es wird empfohlen, mindestens eine Stunde Abstand zwischen Medikamenteneinnahme und Kaffee "Genuss" zu wählen. Von einer Wechselwirkung von Fanta und Antidepressiva ist mir nichts bekannt, ich nehme an dass Du auf den extrem hohen Zuckergehalt dieser Getränke anspielst. Also zwischen Zucker und Antidepressiva gibt es soweit mir bekannt ist keine Wechselwirkung.


VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 09:58

Ich habe die immer 6 Wochen die AD´s genommen. Mein Neurologe meinte wenn nach 6 Wochen keine Wirkung eintritt, dann kommt nichts mehr. Hmm... vllt lag er damit nicht richtig. Was meinst du? Hätte ich die länger nehmen sollen? Grade Bupropion soll ja gut gegen Anhedonie sein

Dziewczyna920  04.08.2025, 10:04
@VitaMalz323

Bupropion ist ein klassischer Dopamin Wiederaufnahmehemmer und wird daher gegen Anhedonie gerne eingesetzt. Allerdings reagiert jeder Mensch, bzw. Körper anders. Bei manchen wirkt es besser, bei manchen eher schlechter. Die Wirkung setzt erst nach 2 bis 3 Wochen ein. Wenn sich nach 6 Wochen keine Wirkung zeigt, dann sollte man ein Alternativprodukt in Erwägung ziehen. Agomelatin zum Beispiel aber das nimmst du ja schon wie in der Frage steht.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 10:10
@Dziewczyna920

Kaffee trinke ich morgens und Agomelatin nehme ich gegen 23uhr. Passt das?? Morgen erhöhe ich sogar die Dosis. Morgen kriege ich auch meine Leberwerte da ich Agomelatin jetzt 3 Wochen nehme. Mein Neurologe meinte erhöhe erst nach 4 Wochen aber im Internet steht sogar nach 2 Wochen

Dziewczyna920  04.08.2025, 10:17
@VitaMalz323

Na ich kann dir nur raten auf die Empfehlung des Facharztes zu hören, er wird sich was dabei denken wann er die Dosis erhöht. Leber- und Nierenwerte müssen bei der Einnahme dieser Medikamente regelmäßig überprüft werden. Bei SSRI Hemmern (das sind die von dir oben aufgeführten Medikamente aber nicht) sollte auch das EKG im Auge behalten werden, da es zu Verlängerungen des QT-Intervalls kommen kann.

Dziewczyna920  04.08.2025, 10:31
@VitaMalz323

Bei der Einnahme von Venlafaxin sollten auch die Nierenwerte im Auge behalten werden da sein aktiver Metabolit, das ist Des(methyl)-Venlafaxin, über die Nieren ausgeschieden wird. Das Medikament hast du oben aufgeführt. Die anderen sind eher unkritisch für die Nieren.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 13:47
@Dziewczyna920

Die anderen habe ich vor 7 Jahren eingenommen. Aktuell nehme ich nur Agomelantin. Meinste das passt mit morgens Kaffee und Abends Agomelatin oder sollte ich den Kaffee gänzlich weglassen. Was hälst du eigentlich von Agomelantin bei Anhedonie?

Dziewczyna920  04.08.2025, 16:38
@VitaMalz323

bei Anhedonie ist Agomelantin eigentlich das erste Mittel der Wahl. Es wird in der Regel abends eingenommen (Bupropin dann halt morgens als Alternative, das aber eher aufputscht). Daher sollte das kein Problem sein, wenn du den Kaffee morgens trinkst. Alternativ kannst du ja auch koffeinfreien Kaffee oder koffeinreduzierten Kaffee nehmen. Dann bist du auf die sicheren Seite.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 17:13
@Dziewczyna920

Mein Neurologe hat mich so oft nach Agomelatin gefragt weil er der Auffassung ist das mich das rausholt aus der Anhedonie und nebenbei die Libido und Errektion nicht beeinträchtig sowie mir beim einschlafen hilft. Da ich leider so einen leichten ich nenns mal "Stand By" Schlaf habe. Ich werde ab Freitag die Dosis erhöhen und reduziere morgens meinen Kaffeekonsum auf 1 Tasse. Auch werde ich das Agomelatin über 6 Wochen nehmen und hoffe das es seine Wirkung irgendwann entfaltet. Kurze Frage sollten die Leberwerte bei der doppelten Dosis ebenfalls okay sein bleibt das dann so oder kann die Leber einfach zack mit einem mal an Werten steigen?

Dziewczyna920  04.08.2025, 18:26
@VitaMalz323

Leberwertveränderungen können relativ schnell auftreten. Also bereits nach wenigen Wochen. Auch bei einer Dosiserhöhung - die du nicht eigenmächtig vornehmen solltest ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt - kann das auf die Leberwerte Einfluss haben. Libido und Erektionsfunktionen werden eher von SSRI Hemmern verursacht. Daher hat dir dein Arzt Agomelatin als Wirkstoff verordnet. Prinzipiell treten bei Depressionen derartige Störungen auch ohne die Einnahme von SSRI Hemmern auf, so dass diese unerwünschte Wirkung dann nicht allzu sehr ins Gewicht fallen sollte. Allerdings tritt gerade bei Anhedonie auch ein Verlust des sexuellen Verlangens oft auf.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 21:14
@Dziewczyna920

Du bist unglaublich. Neben meinen Neurologen der erste Mensch oder User hier der wirklich mein Problem bestens versteht. Es ist so das ich überhaupt keine Gefühle mehr empfinde, weder Wut, Trauer, Hass, Freude, Durst, Hunger, sexuelles Verlangen. Alles was ein Gefühl ist ist komplett verschwunden. Ich bin innerlich wie tot einfach nur leer und das alles wegen einem Krankenhausaufenthalt vor 19 Jahren. Meine Neurologe vermutet das hinter der Anhedonie eine Depression steckt. Ich kriege auch seit 19 Jahren keine Erregung, Null Libido und das obwohl meine Testosteronwerte okay sind. Durch die Anhedonie habe ich daher auch keine Erektion und erst recht einen spürbaren Orgasmus. Ich könnte auch 3 Tage nichts essen und trinken und es würde kein Hunger oder Durstgefühl sich melden. Es ist so als hätte mein Gehirn mich von meinen Gefühlen komplett abgeschnitten. Ob das ein Ungleichgewicht in den Neurotransmitter ist oder ein Schutzmechanismus von meinem Hirn das nicht wieder in den Ursprungszustand findet weiß ich nicht

Dziewczyna920  04.08.2025, 21:28
@VitaMalz323

ja das kenne ich, wie du sagst drei Tage nichts Essen weil man kein Hungergefühl hat, Anhedonie ist ja eigentlich keine eigenständige Krankheit. Es ist ja oft ein Symptom der Depression. Du unterdrückst die Emotionen. Nicht bewusst natürlich, das mach ja keiner bewusst, aber der Kopf schaltet den Bauch ab - ganz laienhaft gesagt. Ein Schutzmechanismus, ein Leben auf der emotionalen Nulllinie. Das heißt, keine psychischen Schmerzen, kein Wut, keine Trauer, aber leider eben auch keine positiven Emotionen. Keine Freude, keine sexuelle Befriedigung. Das Ausfallen der körperlichen Bedürfnisse wie Hunger, Durst etc. ist eine weitere Folge. Die Menschen magern ab ohne es wirklich zu merken. Meist kommt dann noch eine so genannte Pseudodemenz hinzu. Das ist eigentlich nicht wirklich ungewöhnlich was du beschreibst, sondern mehr oder weniger ein - entschuldige die Bezeichnung - ganz "normaler" Krankheitsverlauf einer Depression. Allerdings sind die chemischen Prozesse im Hirn, und nur die kann man mit Medikamenten beeinflussen, meistens nur ein Teil des Problems. Daher ist eine tiefgreifende Psychotherapie ebenso wichtig wie die Medikation. Aber das wirst du ja sicher alles wissen.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 21:38
@Dziewczyna920

Du hast das sehr sehr schön beschrieben wie es mir geht. Exakt so. Ich muss mich immer daran erinnern""oh okay jetzt was trinken oder essen" Ich kann ja leider nicht nach einem Gefühl gehen weil ich es nicht habe. Als ein guter Freund gestorben ist haben alle geweint wie Schlosshunde und ich hatte überhaupt keine Regung in mir so als sei ein Sack Reis in China umgefallen. Ich hatte 1 Jahr eine Psychotherapie. Das war die größte Zeitverschwungen. Nur bla bla bla und dann immer versucht wirklich aus allem einem Deutung zu machen. Ich bin auch nicht depressiv oder antriebslos. Auch keine Selbstmordgedanken, grübel auch nicht. Es ist nur so das ich absolut nichts fühle. Ich habe die ganze Zeit die insgeheime Hoffnung das da irgendwo mein AD auf mich wartet welches bei mir anschlägt aber ich es noch nicht gefunden habe. Was vermutest was bei mir los und hast du ne Idee. MRT und Hormone sind bei mir auch übrigens okay. Danke für deine Unfassbar tolle Unterstützung. Ich will so sehr mal wieder richtig weinen können oder lachen können und dabei was fühlen. Oder mal richtig wieder Hunger haben oder Lust auf Sex. 19 Jahre sind so eine lange Zeit das ich nicht mal mehr weiß wie das mal war. Die Erinnerung verblast langsam

Dziewczyna920  04.08.2025, 21:44
@VitaMalz323

Na ja die Idee habe ich dir ja schon geschrieben, du hast irgendwann mal deine Emotionen ausgesperrt. Meist passiert das als Schutzreaktion auf ein Ereignis oder eine schlimme Phase. Du musst den Zugang zu den Emotionen finden, ist nicht einfach. Ein guter Therapeut kann da viel bewirken. Eventuell solltest du dir auch mal Gedanken über einen Klinikaufenthalt machen. Da hast du halt eine Vielzahl an unterstützender Therapien und eine höher Zahl an Stunden mit deinem Bezugstherapeuten. Kann ich dir nur dringend empfehlen.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 21:50
@Dziewczyna920

Ich kann mir aber nicht vorstellen das ich durch reden auf einmal wieder voll was fühle oder der Schutzmechanismus entsperrt wird. Wie soll das gehen? Will der mir eine magische Formel einreden? Ja ich war mal wegen Nierensteine 3 Monate im Krankenhaus und hatte ein OP. Danach lag ich da 3 Monate flach mit 4 Schläuchen in meinem Körper. Hab da viel geweint und mich hilflos, verloren und quasi entstellt gefühlt.Jeder Tag war eine emotionale Qual dort. Seit dem fühle ich nichts mehr. Irgendwas muss da passiert sein mit mir

Dziewczyna920  04.08.2025, 21:54
@VitaMalz323

Ja sag ich ja ein traumatisches Ereignis als Auslöser. Der Therapeut wird dir auch nichts einreden, sondern dir Wege zeigen wie du aus der Situation raus kommst. Das wiederum kannst nur du. Es ist natürlich wie bei allem auch hier ein Glücksspiel, den richtigen Therapeuten zu finden. Daher der Tipp mit der Klinik, die haben mehrere, die auf verschiedene Themen spezialisiert sind. Trauma, Depression, Sucht, what ever. Ich kann es dir nur dringend anraten.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 21:58
@Dziewczyna920

Aber ich weiß nicht will der mir sagen schließ die Augen, versetz dich zurück in die Situation vor 19 Jahren und sage dir "alles ist gut. ich habs überstanden" und zack fühle ich wieder was?? Ich habe so oft zu Hause ruhige Musik gehört, mich in die Lage zurück versetzt und mir selber gesagt ich bin stärker als das, es ist vorbei und überwunden. Meditiert habe ich auch. Suggestionen, Affirmationen. So oft habe ich quasie meinem Hirn gesagt "es ist vorbei du kannst wieder fühlen". Es passiert aber nichts. Glaube da hilft nur noch Hypnose

Dziewczyna920  04.08.2025, 21:59
@VitaMalz323

ja gut Hypnose ist sicher auch eine mögliche Alternative, da bin ich aber raus, hab da null Erfahrung mit

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 22:01
@Dziewczyna920

meinste Antidepressiva welche ich grade nehme ist der falsche Weg? Vielleicht liegt das Problem wirklich nur an den Neurotransmitter. Man muss auch bedenken das ich da in einem halben Jahr fast 8 Vollnarkosen hatte

Dziewczyna920  04.08.2025, 22:03
@VitaMalz323

Antidepressiva sind ein Baustein, man kann nicht sagen der falsche Weg, aber man kann sagen, (leider) nicht der einzige Weg zur Lösung des Problems

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 22:05
@Dziewczyna920

aber kann ich nicht selbst das Problem lösen? Ich mein ich bin ja gewillt. Was muss ich tun? Muss es unbedingt wieder ein Therapeut sein der auf besten Kumpel macht?

Dziewczyna920  04.08.2025, 22:08
@VitaMalz323

Therapeuten sind angehalten eben nicht auf bester Kumpel zu machen sondern eine kühle Distanz zu bewahren. Natürlich kannst du es theoretisch auch selbst schaffen, du musst halt "nur" den Zugang zu deinen Emotionen wieder finden. Das ist der Schlüssel zu deinen Problemen. Ich kenne dich natürlich nicht, aber ich hätte Zweifel, ob das jemand mit der Intensität deiner Probleme - vor allem über diesen langen Zeitraum - ohne Hilfe von außen schaffen kann.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 22:10
@Dziewczyna920

Wenn dir die Tage mal eine Übung einfällt oder eine Herangehensweise die ich zu Hause praktizieren kann dann lass es mich wissen

Dziewczyna920  04.08.2025, 22:11
@VitaMalz323

nee nee das ist nicht mit Übungen getan und das kann auch ganz schnell in die falsch Richtung gehen, ich kann dir nur professionelle Hilfe anraten, wie schon ein paar mal erwähnt, denk mal über eine Klinik nach

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 22:14
@Dziewczyna920

ich kann mir nicht vorstellen das durch REDEN das wieder wird. Ich probier das jetzt erstmal mit dem Agomelantin, danach Moclobemid und dann Ketamin aus und gebe dir Bescheid wie es war.

Eine Klinik bedeutet das ich da stationär bleiben muss oder nur an Terminen hin muss?

Dziewczyna920  04.08.2025, 22:16
@VitaMalz323

ok mach das mal so, vielleicht hilft es dir weiter, why not. Wenn Klinik würde ich stationär bevorzugen. Alles andere ist nichts, denn du sollst ja abschalten vom Alltag und dich auf dein Problem konzentrieren. Ich meine auch keine Rehaklinik.

VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 22:17
@Dziewczyna920

Du bist wirklich ein toller Mensch. Darf ich wenn ich mal Fragen habe mich wieder an dich wenden? Meinste mal eine 1 Woche nur im Bett bleiben würde mir gut tun? oder eher kontrproduktiv

Also ich nehme so lang Tabletten, ich hab schon getrunken (nicht stark besoffen), Kaffee getrunken und sogar ab und an Gras geraucht

Ich Vertrag die Tabletten sehr gut und spüre ihre Wirkung sehr sanft und ganzheitlich

Von den genannten nehme ich derzeit venlafaxin 150 morgens und 35 mittags soweit ich weiß

hilft mir sehr gut über den Tag, trotz Kaffee

Wie waren denn die Dosierungen, und warum der häufige Wechsel - es dauert 1-2 Monate bis überhaupt Wirkung auftritt


VitaMalz323 
Beitragsersteller
 04.08.2025, 09:57

Ich habe die immer 6 Wochen genommen. Mein Neurologe meinte wenn nach 6 Wochen keine Wirkung eintritt, dann kommt nichts mehr. Hmm... vllt lag er damit nicht richtig

Dexy97  04.08.2025, 10:04
@VitaMalz323

Bei mir ist er einfach etwas höher gegangen, zb nehme ich amisulpirid über den Tag 600 (glaub mg) am Anfang nur 200- aber es hatte auch über 2 Monate kaum Wirkung gezeigt

jetzt fühle ich mich sehr gut eingestellt und kann wieder viel besser am Leben teilnehmen

hab aber auch „zwangsgedanken“ und stimmen im Kopf - früher aber sehr viel heftiger, mittlerweile kaum noch